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03.12.2007 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Thomas Günzel

Keine Chance mehr?

Wie sieht das aus mit der Sünde wider den Heiligen Geist?

Es ist schon einige Jahre her: Mit Begeisterung engagiere ich mich ehrenamtlich als 20-jähriger Jugendleiter und bin auch seelsorgerlich aktiv. Ein hübsches Mädchen sitzt mir gegenüber, gebührend auf Abstand, Tränen in den Augen. Ihr Problem: „Wie sieht das aus mit der Sünde wider den Heiligen Geist?" ...die wird nicht vergeben…

Die Frage geht ihr schnell über die Lippen und ist auch mir vertraut. Nicht-Insidern sei verraten: Jesus, Sonderbotschafter der Liebe und Vergebungsbereitschaft Gottes, dieser Jesus, der Fehler auf den Punkt bringt, Sünde beim Namen nennt, aber Schuld um jeden Preis vergeben will (wirklich um jeden Preis: Er opfert sein eigenes Leben!), dieser Jesus sagt:

Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden, aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben. Auch dem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber etwas gegen den Heiligen Geist sagt, dem wird nicht vergeben, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt. (Matthäus 12,31-32).

Eben wurde Jesus von einigen Diskussionspartnern scharf angegriffen: Sie warfen ihm vor, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Aber Jesus schießt nicht scharf zurück. Dass die Gegner ihn, den „Menschensohn", angreifen, steckt er lässig weg. Aber er verwarnt Freund und Feind: Es gibt eine Schuld, die keine Vergebung finden wird.

Der Heilige Geist – das ist die dritte Person, der dritte Weg, auf dem Gott den Menschen begegnet:

  • Gott, der Vater, der Allmächtige, der Schöpfer der Welt;
  • Gott, der Sohn, Jesus Christus, Menschensohn und Gottessohn und die Liebe Gottes in Person;
  • Gott, der Heilige Geist, Trost und Kraft Gottes in uns und um uns herum. Er sorgt dafür, dass Menschen Gott erkennen, vertrauen und verstehen können.

 

Jesus sagt: alles kann vergeben werden. Aber wer sich gegen diese Trost-, Kraft- und Wissensquelle wendet, dem wird nicht vergeben werden.

Und seither stellen sich Christen immer wieder diese Frage: Bin ich in Gefahr? Habe ich mich gegen den Heiligen Geist gestellt? Finde ich erneut Vergebung? Gerhard Maier* schreibt dazu: „Wo immer noch Unruhe vom heiligen Geist her im Herzen ist, ist diese Sünde noch nicht begangen.“ Also eine einfache und beruhigende Antwort für alle ängstlichen Herzen: Der Wunsch nach Vergebung, das Fragen, die innere Unruhe, dies alles sind schon Zeichen für das Weiterwirken des Heiligen Geistes in mir.

Wo immer noch Unruhe vom heiligen Geist her im Herzen ist, ist diese Sünde noch nicht begangen.  Gerhard Maier

So einfach – dachte ich – doch die Tränen meiner Gesprächspartnerin flossen weiter. Nicht nur die Sorge um die eigene Seele bewegte sie, sie erzählte von ihrem Onkel, der in der Vergangenheit mit Begeisterung in der christlichen Gemeinde engagiert war, bis er plötzlich völlig mit seiner christlichen Tradition brach, alles ablehnte, was er bis dahin gelebt und selbst gelehrt hatte – und dann starb. „Was ist mit diesem Onkel?“, wollte meine Gesprächspartnerin wissen. „Hat er nun keine Chance mehr?“ Da ich ihn nie kennen gelernt habe und wir beide nichts Genaueres von der Stunde seines Todes wussten, muss ich die Antwort bis heute schuldig bleiben.

Was war mit dem Onkel geschehen? Was hatte sein Herz wirklich bewegt? Warum war er vom Jesus-Freund zum Jesus-Feind geworden und hatte es für ihn noch einen Weg zurück in die Freundschaft mit Gott gegeben? Hatte er sich gegen das Wirken Gottes ausgesprochen und bewusst den Heiligen Geist abgelehnt?

Der Theologe Adolf Schlatter ermahnt zur Bibelstelle:

Dieser Spruch Jesu lässt sich nicht von uns selber anwenden. Wir sind durch ihn nicht selbst zum Gericht befähigt, weder über andere, noch über uns selbst.

Gern hätte ich konkretere Antwort, fassbarere Hoffnung weitergegeben. Aber auch dort, wo mir das Wort Gottes eine bittere Pille ist, kann ich mich der Medizin zum Leben nicht verweigern und nicht etwas sagen, was in der Bibel nicht steht. Ich kann nicht Vergebung für alles und jeden predigen – denn Gottes Wort sagt es anders. Und ich kann keinem Menschen, auch mir selbst nicht, sagen: „Dir wird nicht mehr vergeben!". Denn diese Entscheidung liegt allein bei Gott!

Ich darf aber wissen, dass Gott meine Hoffnung, mein noch so kleines Fünkchen Vertrauen und meinen eigenen Willen ernst nimmt: „Das ist Jesu große, einfache Gerechtigkeit, dass er uns unseren Willen lässt. Wer auf seine Gnade zählt, der wird finden, was er erwartet. Weil er möchte, dass Gott ihm gut sei, so ist er ihm gut. Wer sich aber den Geist verbittet und Gottes Gabe teuflisch und seine Gnade boshaft heißt, der soll auch seinen Willen haben." So schreibt es Adolf Schlatter.

Und das leuchtet mir ein. So ernst nimmt mich Gott. So ernst will auch ich ihn nehmen.

Als junger Seelsorger konnte ich die Tränen des Mädchens damals nicht trocknen. Aber ich habe gemeinsam mit ihr gebetet. Wir haben Gott um Gnade und Barmherzigkeit gebeten, wir haben ihm unsere Unsicherheit um den Onkel geklagt und unsere Hoffnung, unseren Willen bekannt. Alles andere liegt in Gottes Hand. So gilt es uns allen: Wir sind in Gottes Hand! Wir brauchen nicht über uns selbst den Stab zu brechen und wir dürfen es über keinen anderen Menschen. Wir sind gewarnt vor dem, was uns das Leben kosten kann. Wir sind aber noch viel mehr zur Hoffnung ermutigt, weil Gott Vergebung schenkt und das Leben will für uns und jeden Menschen.


Verwendete Literatur:

Gerhard Maier, Matthäus-Evangelium 1. Teil, Bibel-Kommentar Band 1, Edition C im Hänssler-Verlag Neuhausen-Stuttgart, 1979
Adolf Schlatter, Das Evangelium nach Matthäus. Ausgelegt für Bibelleser. Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament, Band 1, Calwer Verlag Stuttgart

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Kommentare (1)

Thorsten H. /

Guten Abend lieber Bruder,auch ich habe mich sehr lange mit Thema heilsgewissheit beschäftigt und mein und auch der entschluss Gottes ist,wer einmal in den Händen Gottes ist der wird nie wieder mehr

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