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03.01.2008 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Joachim Bär

Spricht da jemand?

Im Gebet kann ich Gott alles sagen. Aber wie hört es sich an, wenn Gott zu mir redet?

Gottes Wort

Wenn Gott nicht sprechen könnte, hätte Christsein wenig Sinn. Schließlich geht es im Glauben um die Beziehung zu einem persönlichen Gott. Er ist nicht tot oder schwebt in unerreichbaren Sphären. Er will die Beziehung zum Menschen. In vielen Situationen suchen Christen das Reden Gottes, z. B. wenn eine wichtige Entscheidung ansteht. Wer Entscheidungen nach dem Willen Gottes treffen möchte, sehnt sich nach seiner Leitung.

Zunächst ist zu sagen, dass Gott schon geredet hat. Er hat sich in Form der Bibel geoffenbart. Deshalb nennen wir sie auch Gottes Wort. Sie ist das Fundament für das Reden Gottes. Dafür gebrauchte er in der Geschichte einzelne Menschen in besonderer Weise. So hat Gott Schritt für Schritt für den Menschen sichtbar gemacht, was ihm wichtig ist.

Die Christen heute sind in einer bevorzugten Situation. In der Bibel steht alles Wichtige, was Gott den Menschen sagen will. Auch heute spricht Gott hauptsächlich durch die Bibel. Sein Reden erkenne ich also konkret daran, dass ich beim Lesen der Bibel direkt angesprochen werde. Der Heilige Geist bewirkt, dass ich den Text beim Lesen verstehe und er für mich persönlich aktuell und relevant wird. Hier erkenne ich direkt, wie Gott in mein Leben spricht. Um Gottes Reden zu erfahren ist es also sehr wichtig, die Bibel zu lesen.

Gebet

Gebet ist Reden mit Gott. Es ist nicht nur dazu da, selbst die ganze Zeit zu reden und einen Wunsch nach dem anderen zu äußern. Gebet heißt auch, einfach Zeit in der bewusst erlebten Gegenwart Gottes zu verbringen und darauf zu hören, was er zu sagen hat. Dies kann auch im Nachdenken über einen Bibeltext geschehen. Gottes Reden kann also auch bedeuten, dass er meine Aufmerksamkeit in solchen Zeiten auf bestimmte Dinge lenkt oder neue Gedanken und Ideen schenkt.

Prophetien und Visionen

Die Bibel berichtet uns in fast unzähligen Beispielen, wie Gott zu Menschen spricht und ihnen so seinen Weg für ihr Leben zeigt (z. B. Apostelgeschichte 13,2-4; Apostelgeschichte 16,6). Und es gibt keinen Grund für die Annahme, dass sich das heute geändert hat. So kann Gott dadurch reden, dass er bestimmte Dinge geschehen lässt oder verhindert. Er kann auch heute durch positive und negative Gefühle, Gedanken und Wünsche sprechen. Durch Eindrücke spricht Gott auch die Sinne des Menschen an. Dies kann beispielsweise in Form von Bildern, Visionen oder Auditionen geschehen.

Gerade wenn Gott durch Menschen spricht, ist zu berücksichtigen, dass die Persönlichkeit desjenigen, der ihn bekommen hat, eine wichtige Rolle spielt. Gott geht das Risiko ein, dass ein Mensch sein Reden durch seine Erfahrungen und seinen Charakter individuell empfindet und mit einer persönlichen Färbung weitergibt. Da wir immer in einer gewissen Distanz zu Gott leben, müssen wir letztlich glauben, was wir empfinden (2. Korinther 5,6-7). Gott spricht nicht immer in direkter und klarer Weise zu uns. Oft redet er durch Rätsel oder Bilder, deren Bedeutung wir erst mit der Zeit verstehen können. Sein Reden bleibt immer ein Stück weit Geheimnis. Er ist niemals ganz zu fassen.

Subjektive Eindrücke und Gefühle erscheinen oft ambivalent. Manchmal können sie auf verschiedene Art und Weise ausgelegt werden. Was bedeutet es beispielsweise, wenn mir das Auto auf dem Weg zu einer Veranstaltung kaputtgeht? Will Gott nicht, dass ich zu dieser Veranstaltung gehe? Oder ist das kaputte Auto eine Anfechtung durch das Böse – was mir gerade besonders zeigt, dass ich zu dieser Veranstaltung gehen sollte? Oder will mir Gott gar nichts sagen und das Auto hat nun mal einfach schon viele Kilometer auf dem Buckel?

Subjektive Eindrücke

Subjektive Erlebnisse, Gefühle, Wünsche, Empfindungen, Ahnungen, Bilder etc. sollten nicht vorbehaltlos angenommen werden. Generell gilt, dass Gottes Reden immer mit seinem Wesen und mit der Bibel übereinstimmt. Wir Menschen sind auf dieser Erde der Beeinflussung durch das Böse ausgesetzt. Wir können verführt werden. Daher ist der richtige Ort für solche Empfindungen immer die Prüfung anhand der Bibel und durch andere Christen. Der Geist Gottes ist ein Geist der Gemeinschaft. In der Bibel ist die Rede davon, dass Prophetie und Zungenreden immer in der Gemeinschaft ausgelegt werden sollen (1. Korinther 14). Gottes Reden gilt nicht in erster Linie dem Individuum, sondern der Gemeinschaft.

Die Bibel gibt uns viele Beispiele dafür, dass subjektive Eindrücke in der Gemeinschaft geprüft wurden. Man trifft sich, betet darüber und berät sich. Dabei kann es auch um objektive Argumente gehen. Nicht umsonst werden Weisheit, nachdenken, abwägen und sich beraten in der Bibel positiv dargestellt. Gottes Reden kann also auch in solchen Gespräche geprüft werden.

Wir dürfen Verstand und Vernunft gebrauchen. Sie sind von Gott gegeben und damit, nicht grundsätzlich ungeistlich. Gott kann also auch durch vernünftige Argumente sprechen. Er ist kein Feind der Vernunft und der Logik. Wenn ich also einen Eindruck habe oder von anderen bekomme, der auf den ersten Blick von Gott zu sein scheint, hilft es mir, mir folgende Fragen zu stellen: Passt die Botschaft zu meiner aktuellen Situation? Stimmt sie mit meinem Charakter überein? Was sagt Gottes Wort dazu?

Fazit

Gott bleibt für uns immer ein Stück weit verborgen. Trotzdem spricht er auch heute zu uns. Sein Reden zu erkennen braucht aber manchmal Geduld und ist meist mit der Bibel und dem Gebet verbunden. Er kann auch durch subjektive Empfindungen sprechen. Diese sollten aber in der Gemeinschaft und anhand der Vernunft geprüft werden.

Gott redet in den meisten Fällen eher unscheinbar oder im kleinen Rahmen. Erlebnisse wie das Erhalten der 10 Gebote bei Mose oder die Offenbarung an Johannes bleiben wohl eher die Ausnahme. Aber grundsätzlich will ich für Gottes Reden offen sein!

 Joachim Bär

Joachim Bär

  |  Unit Leader erf.de / Antenne

Koordiniert die übergreifenden Themen der redaktionellen Angebote des ERF. Er ist Theologe und Redakteur, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

I. P. /

Leider sind Sie für mich ein Blinder Blindenleiter. Denn die Bibel sagt etwas ganz Anderes. Lesen Sie doch einmal, was Jesus selbst zu diesem Thema zu sagen hat. Johannes 10, 27

Magdalena M. /

Herr Bär, der Artikel ist sehr wertvoll. Ein wichtiges Thema über das sie geschrieben haben. Danke auch für die Zusammenfassung am Schluß. Das finde ich sehr hilfreich.

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