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03.01.2008 / / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Hao Hebbinghaus

Papa, mach mal wieder heil!

"Vater unser im Himmel..." beten Christen regelmäßig. Für Manche ist es Tradition. Für Manche steckt aber auch eine tiefe Beziehung dahinter. So wie die, die man zu seinem leiblichen Vater haben kann, den man ohne scheu bittet: "Papa, mach mal wieder heil!"

"Vater unser im Himmel..." beten Christen regelmäßig. Für Manche ist es Tradition. Für Manche steckt aber auch eine tiefe Beziehung dahinter. So wie die, die man zu seinem leiblichen Vater haben kann, den man ohne scheu bittet: "Papa, mach mal wieder heil!"

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich diese Bitte in meiner Kindheit an meinen Vater gerichtet habe. Er war die einzige Rettung, wenn mein Teddybär erblindete und mein Dreirad eierte. Besonders nach Weihnachten und meinem Geburtstag hatte Vater Hochkonjunktur:

Später war er dann meine Anlaufstelle für nicht mehr funktionierende Fahrräder, Mopeds und alte Autos. Mit großer Geduld brachte er wahre Wunder zustande. Als mein Lebensweg von zu Hause wegführte, stand mir diese Hilfe noch telefonisch zur Verfügung. Wenn ich dann aber einen Besuch bei den Eltern machte, konnte ich ihm keine größere Freude bereiten, als ihm irgendwelche Dinge, die im Laufe der Zeit defekt wurden, zur Reparatur mitzubringen.

Ob die elektrische Eisenbahn, meine geliebte Dampfmaschine oder anderes empfindliches Spielzeug: Unter seinen Händen wurde alles wieder heil.

"Papa, mach mal wieder heil!" Dieser Satz fällt mir fast täglich wieder ein, besonders dann, wenn ich am Sonntagmorgen die Glocken höre, weil sie mir zurufen, dass da noch ein anderer ist, der mich heilmachen will.

Und wenn ich dann so im Gottesdienst sitze, dann fühle ich mich den zehn Aussätzigen nahe, ich reihe mich unter jene Kranken ein, denn auch ich schreie in der Liturgie "Kyrie Eleison", "Herr, erbarme Dich! Christus, erbarme dich! Herr, erbarm dich über uns!"

Ja, auch ich werde immer wieder vom Aussatz der Sünde angefressen. Da sich bekanntlich nur Baron Münchhausen an seinen eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen konnte, ist für mich der sonntägliche Gottesdienstbesuch nicht nur wichtig, sondern lebensnotwendig. Dort erlebe ich die heilmachenden Kräfte des "Heilands" in den gemeinsamen Liedern, der Predigt, den Gebeten, dem Segen und der Gemeinschaft.

Dann denke ich nicht nur an meinen Vater, der mir so oft von seinem und meinem Himmlischen Vater erzählt hat, sondern besonders an den Vater im Himmel, der nicht nur in "großer Ferne" sein Regiment führt, sondern der mir näher ist als die Luft, die ich jetzt gerade atme.

Mein himmlischer Vater ist nicht irgendwer, ist weder distanziert noch eine Amtsperson, die man nur selten erreichen kann. Der Vater Jesu Christi ist nicht der "liebe Gott", sondern der Gott der Liebe, fürsorgend, aber doch voller Kraft, Macht und Autorität.

Er hat für mich und meine Belange Zeit und immer ein offenes Ohr, zeigt mir doch meinen Weg und bleibt für mich bis zu meinem Lebensende immer ein kompetenter Gesprächspartner. Und selbst dann, wenn alle Hände mich loslassen müssen, hält er mich fest und weist mir meine himmlische Wohnung zu.

Nein, ich stimme nicht in das Klagelied über die Schuld ein, die die Kirche im Laufe der Zeit begangen hat. Menschen sind immer wieder sehr erfinderisch, andere für ihren "Unglauben" verantwortlich zu machen. Wenn die Gemeinde immer wieder mit einem Schiff verglichen wird, dann vergesse ich nicht, dass ein Schiff auch nur von Nieten zusammengehalten wird. Von daher habe ich es auch schon leidvoll erfahren müssen: "Christen können enttäuschen, Christus nie!" Schließlich ist es besser eine Kerze anzustecken, als über die Finsternis zu schimpfen.

"Papa, mach mal wieder heil!" Diese Bitte kann ich seit April 1986 nicht mehr sagen. "Heile Du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen." (Jesaja 17, Vers 14) dagegen darf ich weiterhin täglich bis zu meinem Lebensende beten. Wenn mich die abgearbeiteten Hände meines Vater in 37 Jahren nicht einmal im Stich gelassen haben, sollten dann die von Nägeln durchbohrten Hände meines Heilands nicht auch heute Land und Leute heilen? Sollte mein Gott, der in den Himmeln wohnt, mich etwa nicht sehen und verstehen? Weil Gott mein Vater ist, darf ich mich als sein Kind bezeichnen. Und dann kann kommen, was will: Er wird mir seine Kindschaft nie kündigen…

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