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© Ifrah Akhter / unsplash.com

17.09.2020 / ERF GlobalHope / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Zukunftsängsten begegnen

Mit christlichen Radiosendungen gibt Dilek Jugendlichen und Frauen in der Türkei neue Hoffnung.

 

 

Seit sie selbst Jesus kennengelernt hat und ihr Leben dadurch eine totale Wende nahm, ist es der Deutsch-Türkin Dilek* ein Anliegen, dass die Menschen in ihrer Heimat von dieser Hoffnung erfahren. Seit vielen Jahren arbeitet sie daher bei einem Partnersender von TWR in der Türkei.

 

ERF: Was machst du bei TWR?

Dilek: Ich arbeite schon seit über 20 Jahren mit TWR zusammen. Ich habe mit Jugendprogrammen angefangen. Später hat sich das weiterentwickelt. Ich habe begonnen, fest für das Partnerradio von TWR in der Türkei zu arbeiten. Ich bin dort Koordinatorin für verschiedene Projekte.
 

ERF: Welche Projekte sind das?

Dilek: Eins davon ist „Women of Hope“ in Türkisch und Farsi, eins unsere Jugendprogramme und dann gibt’s noch ein paar weitere Programme.
 

ERF: Dein Fokus sind vor allem diese beiden Projekte für Frauen und Jugendliche. Wieso ist es so wichtig, diese Personengruppen mit christlichen Programmen zu erreichen?

Dilek: Männer sind natürlich auch wichtig, aber es sind oft die Frauen, die die kommende Generation formen. Kinder wachsen unter der Obhut von Frauen auf. Auch in der Bibel haben Frauen eine entscheidende Rolle. Unter den ersten Personen, die Jesus nachgefolgt sind, waren viele Frauen. Und Jugendliche! Sie sind die zukünftige Generation. Deshalb ist es so entscheidend, diese beiden Gruppen anzusprechen.

In der Bibel haben Frauen eine entscheidende Rolle. Unter den ersten Personen, die Jesus nachgefolgt sind, waren viele Frauen. Und Jugendliche sind die zukünftige Generation. Deshalb ist es entscheidend, diese beiden Gruppen anzusprechen. – Dilek, Radiomacherin aus der Türkei

„Jugendliche in der Türkei haben sehr viel Angst“

ERF: Welche Themen und Fragen beschäftigen Jugendliche in der Türkei?

Dilek: Zurzeit beschäftigt die Jugendlichen vor allem Angst: Angst, keine höhere Schule besuchen und sich nicht weiterbilden zu können; Angst, keine Arbeit zu finden und kein Geld zu verdienen. Hinzu kommen noch weitere Zukunftsängste. Jugendliche in der Türkei haben sehr viel Angst, denn sie haben oft keine Hoffnung. Manche von ihnen sind so hoffnungslos, dass sie überhaupt nichts mehr tun und antriebslos werden. Oder sie fangen an zu rebellieren. Das ist dann auch schlecht.

Jugendliche in der Türkei haben sehr viel Angst, denn sie haben oft keine Hoffnung. Manche von ihnen sind so hoffnungslos, dass sie überhaupt nichts mehr tun und antriebslos werden. Oder sie fangen an zu rebellieren. – Dilek, Radiomacherin aus der Türkei

ERF: Was sind die Gründe für diese Hoffnungslosigkeit?

Dilek: Das Bildungssystem in der Türkei ist total kaputt. Und selbst wenn man eine gute Ausbildung hat, ist es sehr schwer, Arbeit zu finden. Da kommen bei den Jugendlichen natürlich Fragen auf wie: Wozu das alles? Dann bleibt letztlich keine Hoffnung mehr für die Zukunft.

„Durch den Heiligen Geist berühren unsere Worte Jugendliche“

ERF: Inwieweit geben eure Programme den Jugendlichen neue Hoffnung?

Dilek: Wir machen die Jugendsendungen zu zweit. Eine der Personen bin ich. Wir lesen in dem Programm Kurzgeschichten, die eine kleine christliche Lehre enthalten. Meistens geht es dabei um Liebe, Hoffnung, Freundschaft; also um Themen, die Jugendliche beschäftigen und mit denen wir indirekt auf Jesus hinweisen können. In den Rückmeldungen schreiben die Jugendlichen uns oft , dass sie uns als gute Freunde sehen.
 

ERF: Bekommt ihr viele Rückmeldungen und was genau schreiben die Jugendlichen euch?

Dilek: Wir bekommen viele Rückmeldungen, gerade aus der Altersgruppe, die wir erreichen wollen. Die meisten dieser Rückmeldungen berühren mich. An eine kann ich mich besonders erinnern. Sie kam von einem Mädchen. Sie hatte zwar eine Familie, aber hat sich sehr einsam gefühlt. Sie hat dann zu mir gesagt, dass wir wie ältere Schwestern für sie sind. Für sie waren wir wie eine Familie, obwohl sie uns noch nie gesehen hat. Ich habe mit ihr am Telefon gesprochen und es hat mich tief berührt zu hören, wie sehr ich über das Radio das Herz eines Menschen anrühren kann. Ganz ohne sich zu sehen; ohne zu wissen, was mit dem, was du gesagt hast, beim Zuhörer passiert. Doch auch wenn ich meine Zuhörer nicht sehe, erlebe ich immer wieder, dass unsere Worte durch den Heiligen Geist Jugendliche wie dieses Mädchen berühren. Das macht mir sehr viel Mut.

Auch wenn ich meine Zuhörer nicht sehe, erlebe ich immer wieder, dass unsere Worte durch den Heiligen Geist Jugendliche berühren. Das macht mir sehr viel Mut. – Dilek, Radiomacherin aus der Türkei

„Wir versuchen, direkt in das Herz der Frauen zu sprechen“

ERF: Ein anderes Projekt, das du betreust, ist Women of Hope. Welche Themen beschäftigen Frauen in der Türkei?

Dilek: Familiärer Missbrauch und Misshandlungen jeglicher Art sind ein großes Thema. Emotionale oder körperliche Misshandlungen. Viele Frauen erleben zudem, dass sie als weniger wertvoll erachtet werden als Männer. Auch die Tatsache, dass sie oft einen niedrigeren Bildungsstand und schlechtere berufliche Chancen haben als Männer, beschäftigt viele Frauen.
 

ERF: Wie genau sprecht ihr in den Women of Hope Programmen diese Frauen an?

Dilek: Die Women of Hope Sendungen gibt es bereits, wir übersetzen sie nur und passen sie auf unseren kulturellen Kontext an. Das Programm dauert ungefähr eine halbe Stunde und besteht aus zwei Teilen von jeweils 15 Minuten. Der erste Teil enthält mehr praktische Informationen für Frauen, also wichtiges Wissen für die Küche oder im medizinischen Bereich oder Tipps, was man machen kann, wenn ein Kind krank ist. In den folgenden 15 Minuten gibt es dann eine Lehre aus der Bibel. Dort geht es dann um Themen wie Hoffnung, Liebe oder den Wert der Frau. Mit diesem Teil der Sendung versuchen wir, direkt das Herz der Frauen anzusprechen.

„Die Leute sind wütend über das, was in der Türkei passiert“

ERF: Wie sehen die Reaktionen auf die christlichen Inhalte in euren Programmen aus?

Dilek: Offiziell sind wir kein christlicher, sondern ein säkularer Sender, der auch christliche Programme für die Christen in der Türkei macht. Früher kam es oft vor, dass Menschen uns wütend angerufen haben und fragten: „Was macht ihr da eigentlich?“ Aber das hat sich etwas gewandelt. Jetzt sind die Leute meist nicht mehr wütend auf uns, sondern wütend über das, was gerade in der Türkei und im Nahen Osten passiert. Viele sind enttäuscht von den Entwicklungen der letzten Jahre. Sie rufen uns an, weil sie Hoffnung suchen.

Jetzt sind die Leute nicht mehr wütend auf uns, sondern wütend über das, was gerade in der Türkei und im Nahen Osten passiert. Viele sind enttäuscht von den Entwicklungen der letzten Jahre. Sie rufen uns an, weil sie Hoffnung suchen. – Dilek, Radiomacherin aus der Türkei

ERF: In der Türkei leben ja viele Flüchtlinge. Engagiert ihr euch auch unter ihnen?

Dilek: Ja, wir versuchen mit Flüchtlingen zu arbeiten. Es gibt einige Programme, die TWR für Flüchtlinge anbietet, zum Beispiel in Farsi. Aber aktuell haben wir noch keine eigenen Angebote für Flüchtlinge, doch wir möchten gerne weiter in diese Richtung denken.
 

ERF: Gibt es konkrete Anliegen aus eurer Arbeit?

Dilek: Unsere Sicherheit ist immer ein großes Anliegen. Außerdem wünschen wir uns, dass mehr Menschen in der Türkei Jesus kennenlernen. Ganz besonders wünschen wir uns das für die Hörer, die bei uns anrufen. Dass sie wirklich Jesus finden und durch ihn auch Frieden für ihr Leben. Ein weiteres Anliegen ist die baldige Vergabe neuer Radiolizenzen. Das ist ein kritischer Punkt für uns, wo wir für jede Gebetsunterstützung dankbar sind.
 

ERF: Vielen Dank für das Gespräch!
 

Banner und Link Women of Hope

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

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