„Wir haben mittlerweile die Situation, dass ein Pfarrer aus Norwegen einen Christen nach Deutschland fährt im eigenen PKW, um ihn vor dem Zugriff der Behörden zu sichern!“ Das sagt Hans-Jörg Voigt. Er ist der Bischof der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland und steht im Kontakt mit Schwesterkirchen in ganz Europa. Voigt kennt viele Menschen, die aus islamischen Ländern zu uns nach Europa kommen. Manche haben in ihrer Heimat als Christen im Untergrund gelebt. Andere sind hier zum Glauben gekommen und haben sich taufen lassen. In Ländern wie Norwegen werden sie abgeschoben. Doch auch in Deutschland wendet sich das Blatt gegen sie, sagt Voigt: „Wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass Menschen, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind, in ihren Herkunftsländern massiver Verfolgung und Unterdrückung bis hin zur Todesgefahr ausgesetzt sind: wie können wir dann einen Bescheid ausstellen, der bedeutet, dass sie abgeschoben werden!“
90 Prozent Christen werden abgeschoben
Nur noch 10 Prozent der Flüchtlinge, die in den Kirchen der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche zum Glauben finden, bekämen aktuell noch ein Bleiberecht in Deutschland. Vorher seien es 100 Prozent gewesen. Voigts Amtskollegen machen die Erfahrung: Wenn Sie sich bei den Asylbehörden für diese Menschen einsetzen, bleiben sie ungehört. „Es gilt die Einschätzung der Mitarbeitenden im Bundesministerium oder von Richtern. Das entspricht nicht unserer Verfassung!“
Denn: Nach unserem Grundgesetz darf keine Behörde einen Menschen nach seinem Glauben befragen, geschweige denn ein Urteil darüber fällen.
Doch was ist die Ursache für diesen offensichtlichen Rechtsbruch? Bischof Voigt sieht sie in einer wachsenden latenten Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. „Mein Eindruck ist, dass sich die Politik von diesem – ich bin fast geneigt zu sagen – angenommenen Wählerwillen leiten lässt und davon getrieben zu sein scheint, so viele Menschen wie möglich abzuschieben.“
Gottes Gebot der Nächstenliebe kontra Meinungsmache
Doch Bischof Hans-Jörg Voigt prangert nicht nur Unrecht bei anderen an. Er blickt auch selbstkritisch auf seine eigene Kirche. Von der Angst durch Terrorismus geschürt, beobachtet er auch in den eigenen Reihen Meinungsmache gegen Muslime. „Ich habe auch ein gewisses Verständnis für diese Gefühle und denke gleichwohl, dass wir uns dagegen zur Wehr setzen müssen.“ Voigt verweist auf das Gebot von Jesus, seine Feinde zu lieben. Es „zielt in letzter Konsequenz darauf, dass unser Geist frei bleibt, zu lieben und auf unsere Mitmenschen zuzugehen.“
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Hallo Lutz U. es geht nicht um den Status "Christ" sondern immer darum, was Christus selber gesagt hat: „Da sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Die Menschen in der Welt werden … mehrgegen euch sein, weil ihr zu mir gehört, denn sie kennen Gott nicht, der mich gesandt hat.“ (Jesus in Johannes Kapitel 15, Verse 20-21; Neues Leben Bibelübersetzung). Über 200 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens und ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus leiden unter einem hohen Maß an Verfolgung.Christen leiden in vielen Ländern nicht nur an einem Mangel an Religionsfreiheit, ihnen wird auch eine Vielzahl anderer grundlegender Menschenrechte vorenthalten. Besonders zu nennen sind das Recht auf den Schutz vor willkürlicher Verhaftung, das Recht auf ein faires Verfahren, das Recht auf Zugang zu Gerichten, Gleichheit vor dem Gericht, das Recht auf Familie, die Rechte von Frauen, die Rechte von Kindern, Probleme von Menschenrechtsverteidigern und nicht zuletzt das Folterverbot. Es wird Zeit, dass wir uns massiv für unsere Glaubensgeschwister einsetzen! Für solche ist eine Abschiebung nicht zu akzeptieren, da gebe ich Bischof Voigt recht.
Gruß
Heinz L.
Bischof Voigt weiß anscheinend nicht, dass in einigen Flüchtlingsgruppen verbreitet wird, dass man sich mit einer formalen Taufe vor der Abschiebung retten kann.
Was sage ich der alten Dame in … mehrEssen, die sich trotz karger Rente nicht zum Sozialamt traut und an der Tafel von vielen jungen Asylanten weggedrängelt wird, die plötzlich ein Vielfaches des heimatlichen Budgets zur Verfügung haben?
Kann sich ein sehr gut verdienender Bischof nicht mehr in die Armen unserer Gesellschaft hineinversetzen?
An welchen Integrationsmaßnahmen beteiligt sich Voigt?
Ist es nicht eher fremdenfeindlich, wenn ich Menschen suggeriere, dass eine formale Taufe ein Bleiberecht verschafft?
Was kommt dabei heraus, wenn die oben erwähnte alte Dame den Nächsten lieben soll w i e s i c h s e l b s t!!!?
Warum missioniert der Bischof nicht unter Deutschen? Ist das schwerer?
Oder zählt nur die Anzahl der Neugetauften?
Die Missionierung Deutschlands wird vernachlässigt. Das ist das zentrale Thema der christlichen Kirchen.
Die Abschiebungspolitik die Bischof Voigt kritisiert ist sehr verkürzt und spricht nur die "halbe" Wahrheit an. Sie ist darum nicht richtig. Er müsste wissen, dass Staat und Kirche in Deutschland … mehrgetrennt ist, der Staat kann nicht anders als gesetzlich reagieren. Wir Christen sehen die Problematik freilich anders, doch sehen wir auch den Mißbrauch und den gilt es auch als Christ zu verhindern! Man kann nicht biblische Worte einfach als Alibi für jegliches Fehlverhalten benutzen und damit moralischen Druck ausüben. Christen werden in muslimischen Staaten verfolgt, ja aber Muslime verfolgen auch Christen in Deutschland. So schlimm der Religionskrieg in Syrien und Umgebung ist, es ist nicht die Aufgabe der Christen die Folgen in Deutschland zu tragen.
Freilich muss jedes Einzelschicksal betrachtet werden und dafür eine Lösung gesucht werden, doch generell lässt sich eine Pauschalierung mit dem Status " Christ" nicht beantworten. Hier irrt der Bischof.
Grüße Lutz U.