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© Wild Bunch

09.10.2014 / Filmrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Martin Mandt

Spätes Erwachsenwerden

In „Wish I was here“ lernt ein Familienvater, endlich Verantwortung zu übernehmen

Aidan hat sein Leben nicht im Griff. Er ist erfolgloser Schauspieler und hängt immer noch alten Fantasien nach. Er verheiratet und hat zwei Kinder. Das Geld verdient seine Frau Sarah. Plötzlich wird sein Leben auf den Kopf gestellt. Das zwingt ihn, sein Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen!

Regie: Zach Braff
Drehbuch: Adam J. Braff, Zach Braff
Schauspieler: Zach Braff, Kate Hudson, Joey King, Pierce Gagnon, Jim Parsons, Donald Faison, Mandy Patinkin, Josh Gab
Verleih: Wild Bunch Germany
Laufzeit: 106 Minuten
VÖ: 9. Oktober 2014
FSK: ab 6 Jahre
Website: http://wishiwasheremovie.com/

Ausgelöst wird das alles, als bei seinem Vater die Krebserkrankung zurückkehrt. Vater Gabe hat immer das Schulgeld der Kinder bezahlt, damit sie eine religiös jüdische Erziehung genießen können. Die Erkrankung kostet viel Geld, daher kann er das Schulgeld nicht mehr bezahlen. Die jüdische Gemeinde, von der Aidan nie viel gehalten hat, will ihn auch nicht unterstützen. Also muss Aidan die Kinder zu Hause unterrichten. Doch das geht gründlich in die Hose. Trotzdem kommt er seinen Kindern näher. Das bringt die Familiensituation wieder ins Lot, denn etwas über das Leben lernen können Eltern und Kinder gemeinsam.

Humor und Tragödie wechseln sich ab

Zach Braff, bekannt aus der TV-Serie „Scrubs“, legt hier seine zweite Regiearbeit vor. Er schrieb auch am Drehbuch mit und spielt die Hauptrolle. Neben ihm brillieren Kate Hudson als seine Frau Sarah und Mandy Patinkin als Vater Gabe. Auch Jim Parsons ‒ bekannt als „Sheldon“ aus der Serie „Big Bang Theory“ ‒ ist in einer Nebenrolle zu sehen. Joey King als Grace und Pierce Gagnon als Tucker geben als Braffs Filmkinder erstaunliche Leistungen ab.

Braffs Tragikomödie beginnt mit einigen Lachern: Es werden englische Kraftausdrücke aufs Korn genommen – nicht ganz „koscher“, aber dennoch lustig. Außerdem wird die jüdische Traditionsreligion kräftig, aber nicht bösartig – veräppelt. Diese Kleinigkeiten bringen durchaus zum Lachen. Das allerdings ändert sich ab Mitte des Films schlagartig. Zuerst Komik, dann Tragik: Als Aidans Vater sterbenskrank wird, bekommt der Film eine emotionsgeladene, traurige Note. Ich musste einige Male Schlucken – zum Glück wurde alles immer wieder mit kleinen Gags aufgelockert.

Ein Film für Herz und Hirn

Es ist ein bisschen wie im richtigen Leben: Das Schicksal schlägt nicht nur einmal mit Wucht zu, sondern immer und immer wieder. Aidans Leben scheint sich langsam in seine Bestandteile aufzulösen. Geldprobleme, Konfrontation mit eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten, Ungeklärtes zwischen ihm und seinem Vater. Doch die bittersüße Geschichte weiß sich zu wenden, ohne dabei kitschig zu wirken. Auch die zunächst aufs Korn genommenen Aspekte der Religion, der Lebenseinstellung und der Beziehungen werden in ein klareres und positiveres Licht gerückt.

Aidan selbst findet zwar nicht zum Glauben an Gott. Dennoch profitiert seine Tochter von seiner Suche – und ihr gelingt das Kunststück, die schon fast zerrissenen Familienbande neu zu verknüpfen. Wer hier nicht lacht, hat keinen Humor. Wer hier nicht zumindest schlucken muss, hat kein Herz. Ein bisschen kann man den Film mit George Clooneys „Descendants“ vergleichen – allerdings ist WISH I WAS HERE um Längen besser.

Fazit: Ein Familienvater wird aus seiner Lethargie gerissen und muss lernen, sein Leben in die Hand zu nehmen. Toll gespielt, großartig besetzt und zum Lachen und Weinen gleichzeitig.

Der offizilelle Kinotrailer zu "Wish I was here"

 

 

 Martin Mandt

Martin Mandt

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