Der steile und bedeutungsträchtige Titel umfasst die Arbeitsaufgabe, der sich der italienische methodistische Pfarrer Peter Ciaccio gestellt hat. In 125 Seiten will er in seinem kürzlich erschienenen Buch herausarbeiten, dass der Inhalt der Harry Potter Bände im Einklang mit der Bibel steht. Dazu stellt der Autor in zwölf Abschnitten jeweils eine Passage aus den Potter-Bänden einem biblischen Vers gegenüber.
Nun möchte man meinen, dass Ciaccio die gewählten Textpassagen miteinander vergleicht, Joanne K. Rowlings mögliche Nähe zum Christentum herausarbeitet und Parallelen zur Heiligen Schrift aufzeigt. Doch weit gefehlt. Stattdessen finden sich in seinem Buch immer wieder Versuche, biblische Lehre zu ergänzen, umzudeuten und in Einklang mit dem siebenbändigen Werk um den Zauberlehrling zu bringen.
Pars pro toto – ein Beispiel für Ciaccios Argumentation
Als gutes Beispiel dient das erste Kapitel. Es geht um Magie und Theologie. Gegenüber gestellt werden ein Statement zu den Muggles, Potters Onkel und Tante, und ein Gebot aus dem dritten Buch Mose (3. Mose 19, 26b). Ciaccios Argumentation reicht dann von der ungerechten Hexenverfolgung im Mittelalter bis zur überzogenen Kritik der Potter-Gegner. Schließlich verniedlicht der Autor Magie an sich und zieht als Beleg dafür die Zauberin Gundel Gaukeley in den Disney Büchern heran, die ja auch in Ordnung sei.
Seiner Meinung nach verbietet das zitierte Gebot im dritten Buch Mose auch nicht die Beschäftigung mit okkulten Inhalten. Der Bibelvers rufe "uns dazu auf, unser Vertrauen nicht in diejenigen Menschen zu setzen, die uns ein besseres Leben versprechen, indem sie sich etwas zunutze machen, dass sie uns als "Magie" verkaufen." (S.18.19) Ciaccio versteht das Gebot als eine Warnung, mit der Gott den einzelnen vor der Täuschung durch andere Menschen schützen will.
Vom Legen einer falschen Fährte
Im diesem Auslegungsstil geht es weiter. Wie bei amerikanischen Goldgräbern versucht Ciaccio, die relevanten Phrasen aus den Potter Bänden zu isolieren und anhand der Bibel irgendwie nutzbar zu machen. Dabei behandelt er viele christliche Themen wie Schuld, Vorherbestimmung, Vergebung, Angst, Vertrauen, Umgang mit Reichtum und Macht. Diese werden aber lediglich benutzt und willkürlich auf den Potter – Epos angewandt, mit ihm in Verbindung gesetzt, verzerrt, umgedeutet und in falsche Zusammenhänge gebracht.
Es gibt auch Positives bei Harry Potter
Natürlich verkörpert Harry Potter auch positive Werte: Der Junge ist in Leid und Ungerechtigkeit aufgewachsen und kämpft gegen das Böse. Das Thema seiner Berufung zieht sich durch die einzelnen Bände. Auch geht es um Beziehungen, um Angst und Vertrauen und letztlich um die Konfrontation mit dem Tod, und die Hingabe als Opfer für seine Freunde zu sterben.
Sicher ist aber auch, dass Joanne K. Rowlings diese Elemente nicht in ihre Geschichte eingewoben hat, um biblische Inhalte zu vermitteln. Sie stammen aus dem großen Topf an Erfahrungen im Leben einer Autorin, die mit diesen Metaphern etwas in ihrem Märchen ausdrücken wollte. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat Rowling immer wieder deutlich gemacht, dass es sich bei den Potter Geschichten um ein Märchenbuch für Kinder handelt und nicht um ein Heilswerk. Bei Ciaccios Buch spüre ich hingegen ständig das krampfhafte Bemühen, die Potter Bände mit der Bibel vergleichen zu müssen und zeigen zu wollen, dass darin alles gut, sauber und unbedenklich ist.
Wer vergleicht hier was mit wem?
Zudem ist der Begriff "Evangelium" ein fest definierter theologischer Begriff und bezeichnet die gute Nachricht von Jesus Christus, die ich unbedingt zum Leben brauche, ohne die ich verloren bin, mit der ich jedoch eine Perspektive über das derzeitige Leben hinaus habe.
Mit den 125 Seiten versucht der italienische Pastor die Geschichte um Harry Potter zu eben einer solchen Heilslehre zu verklären, indem er die darin verwendeten theologischen Begriffe neu interpretiert und erklärt. Ciaccio versucht mit Potter die Bibel zu erklären, nicht andersherum. So werden die Harry Potter-Bände zu einem Evangelium erhoben, das es zu entdecken gilt und das die Bibel in ihren wichtigen Themen verständlicher erklärt.
Fazit
Ciaccios Buch erinnert mich an den vierten Potter-Band, in dem in einem magischen Ritual Lord Voldemort aus zusammengesuchten Bestandteilen einen neuen Körper erhält. So entsteht mit Ciaccios Büchlein auch etwas Neues: Ein neues, ein anderes Evangelium. Wer sich mit der wirklich Guten Nachricht beschäftigen will, wird mehr davon haben, wenn er sich auf die Bücher konzentriert, die diesen Namen zu Recht tragen.
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2. Korinther 11,4: „Denn wenn einer zu euch kommt und einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes … mehrEvangelium, dass ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gern!“
Im Harry-Potter-Universum wird die Bibel kopiert und pervertiert. Aus gutem Grund wurden in einer katholischen Schule in Nashville Harry-Potter-Bücher verboten. Der Pastor dieser Schule warnte:
„Diese Bücher stellen Magie sowohl als Gut als auch als Böse dar, was nicht wahr ist, sondern eine kluge Täuschung. Die Flüche und Zauber, die in den Büchern verwendet werden, sind echte Flüche und Zauber, die, wenn sie von einem Menschen gelesen werden, Gefahr laufen, böse Geister in die Gegenwart der Person zu beschwören, die den Text liest.“
Dass Christen dies nicht ernst nehmen, liegt letztendlich daran, dass sie die Existenz dämonischer Geister leugnen. Apostelgeschichte 23,8: „Denn die Sadduzäer sagen, es gebe keine Auferstehung noch Engel noch Geister; die Pharisäer aber lehren beides.“
Die Auferstehung, welche ja auch von vielen Christen infrage gestellt wird, hängt untrennbar mit der Existenz von Engeln und Geistern zusammen.
An ERF-Fan. Nachricht vom 14.06. Ich stimme Dir aus vollem Herzen zu. Es ist nur allzutraurig, dass man immer mehr versucht, das Wort GOTTES mit der Welt gleichzustellen und zu vermischen. Man … mehrbraucht doch nur den Johannesbrief zu lesen, um zu erkennen, wie verkehrt das ist. Wir müssen wirklich beten für unsere Gemeinde3n, dass das Wort gepredigt wird und nicht Philosophie, die auf der Welt gegründet ist.
Falls das ein Versuch sein sollte, Jugendliche für die Bibel zu begeistern, dann schreibt Ciaccio wohl an der Zielgruppe vorbei.
Falls er Christen beruhigen will, die Harry Potter verteufeln, wird er … mehrdas so auch nicht erreichen, die Bibel muss sich nicht mit HP messen.
Ich persönlich hab keinen Streß mit HP, es ist und bleibt halt ein Abenteuerbuch.
Ich fand nur immer seltsam, warum sie Weihnachten feiern (und es auch so nennen) obwohl nirgendwo auch nur die kleinste Verbindung zu irgendetwas christlichem besteht. Irgendwann nach Band 4 hab ich dann aufgegeben.
Mir fällt dazu nur ein ...und des Büchermachens wird kein Ende sein. Und dieses krampfhafte Büchermachen ist auch ein Spiegel dafür, wie Menschen ihr Ego herauskehren wollen - um jeden Preis! Ich … mehrversuche mir oft die "Stillen" im Lande in Erinnerung zu rufen, die noch verantwortungsvoll prüfen, tiefe Zusammenhänge erarbeiten, weil es am allerwenigsten um Selbstdarstellung geht.
Warum gibt es Gemeinden, die solche Pastoren dulden? Dass solche Bücher aus den Reihen der Methodisten kommen, macht die Sache um so trauriger. John Wesley hätte einen solchen Prediger nicht … mehrtoleriert. Wir brauchen in unseren Gemeinden wieder gesunde Lehre und Gemeindeglieder, die Lehrer und Prediger beurteilen können-