Navigation überspringen
© drubig-photo / fotolia.com

05.05.2014 / Andacht zum Monatsspruch Mai / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Volker Storch

Großfamilie?

Warum Menschen dazugehören, wenn sie Jesus kennenlernen.

„Sich dazugehörig fühlen“ ist etwas, was mich als Mensch existenziell betrifft. Als ich zur Schule ging, war es wichtig, durch passende Kleidung und Musikgeschmack dazuzugehören. Heute dagegen ist es für viele eher eine Frage als eine Position, ob man dazugehört oder nicht.

Der Apostel Paulus kannte viele sehr unterschiedliche Menschen. Auf seinen Reisen begegnete er ihnen. Als gebürtiger Jude war er in einem griechischsprachigen Umfeld aufgewachsen. Was hatte seine Identität wohl am meisten bestimmt? Seine Sprache? Seine gesellschaftliche Stellung? Sein Geschlecht? Mich erstaunt sein Statement zum Thema Identität, das er an die Gemeinden in Galatien im Gebiet der heutigen Türkei geschrieben hat:

„Da gibt es keine Juden oder Nichtjuden mehr, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen, denn durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu Einem geworden“ (Galater 3,28).

Paulus, der so manche Grenze seiner angestammten Kultur überschritten hatte, suchte seine Identität nicht mehr in seiner Herkunft. Diese hätte ihn dort isoliert, wo er inzwischen lebte. Er hatte etwas gefunden, das ihn stärker prägte als seine familiäre und nationale Prägung: eine Zugehörigkeit zu Gott.

Oder doch lieber anders sein?!

Wir leben in einer Welt, in der immer mehr Menschen beschließen, sich selbst zu genügen. Warum also „dazugehören“? Menschen folgen inzwischen gern einem Mix aus Trend und Abwandlung. Nicht in der Masse verschwinden und doch dem Trend der Zeit Beifall zollen.

Manche machen damit das Unangepasste und nicht Einsortierbare zum Prinzip. Die aktuell diskutierte „Gender“-Theorie ist ein gutes Beispiel dafür. „Gender“ meint die Art und Weise, sich mit einer geschlechtlichen Rolle in der Gesellschaft zu identifizieren. Da diese Rollen verschieden anerkannt und bewertet werden, bringt das gesellschaftliche Machtstrukturen hervor, so das Ergebnis der feministischen Forschung.

Mit dem Genderkonzept versucht man darauf aufmerksam zu machen und den Blick darauf zu lenken, wo eine Mehrheit Personen abgestempelt und diskriminiert werden. Die „Gender-Mainstreaming“-Strategie richtet den Blick weg von „den Frauen“ und „frauenspezifischen“ Problemen hin auf „die Geschlechter“ allgemein. Wobei unter „Geschlechtern“ inzwischen eine große Bandbreite von Erscheinungsformen angenommen wird, bis hin zur Aufweichung der Grenze zwischen männlich und weiblich. Die aus den USA nach Europa gekommene „queer theory“ behauptet, dass jeder Einzelne mehr Möglichkeiten in sich trägt, als Standesamt und Melderegister zulassen.

Durch Jesus verbunden

Wenn Paulus formuliert: „Da gibt es keine Juden oder Nichtjuden mehr, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen...“, klingt das auf den ersten Blick ähnlich. Man könnte es als Auftrag verstehen, Grenzen zu verwischen. Doch Paulus geht es nicht um einen etwas lässigeren Umgang mit gesellschaftlichen Grenzziehungen. Die Pointe steckt im Schluss des Satzes: „durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu Einem geworden“. Das bedeutet, dass alle Christen eine Einheit bilden, und auch, dass sie vor Gott gleich sind.

Wo sich die Gesellschaft immer mehr in Untergruppierungen vereinzelt, setzt Gott gerade das umgekehrte Zeichen dagegen. Wo uns immer mehr „Identitäten“ angeboten werden, bietet uns Gott in Jesus die eine lebensbestimmende Identität an: zu IHM gehörig! Wo ich meine Egomanie pflege, macht Jesus mich neu: durch Befreiung von dem, was vorher zu mir gehörte. Ob Jude oder Nichtjude, Sklave oder Freier, Mann oder Frau – es spielt vor Gott keine Rolle. Denn mit Jesus bin ich eine neue Verbindung eingegangen, mit ihm und mit den Seinen. Sie bindet stärker als alles.

Das Bindemittel, das Gott gebraucht hat, ist das Kreuz, die Vergebung der Sünden. Und wenn das die Verbindung zu Jesus Christus herstellt, hat das die Konsequenz, das Vergebung Christen untereinander bestimmt. So sind Christen zuvorkommend und sind nicht gleich beleidigt, wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden. Einer ist für den anderen da, so wie der Eine, Jesus, für alle da ist. Natürlich entsteht so ein Verhalten nicht durch Anpassung oder Angst, sondern durch lebenslanges Lernen, wo es auch viel Scheitern geben wird. Vergebung als Basis einer weltumspannenden Gemeinschaft – das ist auch heute noch völlig revolutionär.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren