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© Klaus Steves / pixelio.de

02.07.2010 / Meinung / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Joachim Bär

Fußball muss menschlich bleiben

Die FIFA hat das Gebet vom Rasen verbannt. Sie zeigt damit einem entscheidenden Aspekt des Fußballs die Rote Karte. Ein Kommentar von Joachim Bär.

Und sie tun es doch: Wer erwartet hat, die Spieler der WM würden sich an das von der FIFA verhängte Verbot von Gebeten halten, wird derzeit eines Besseren belehrt. Es wird gebetet, was das Zeug hält. Vor dem Spiel, nach dem Spiel, vor dem Elfmeter, nach dem Tor, auf dem Rasen und in der Umkleidekabine. Nigerianer, Brasilianer, Ghanaer, Südkoreaner, Ivorer und mehr – sie alle haben ihren Glauben auf dem Platz vor Millionen- wenn nicht Milliardenpublikum öffentlich gemacht.

Gebetsgemeinschaft auf dem Spielfeld

Wer will es den Spielern verdenken? Schließlich befinden sie sich über Tage und Wochen, bestimmt aber für jeweils 90 Minuten in einer Extremsituation. Extremer Erfolgsdruck, extreme körperliche Anstrengung, extreme psychische Belastung. Wie sollte man sich da nicht an das halten, was einem auch sonst Halt gibt?

Das wird den Fußballweltverband FIFA nicht freuen. Schließlich verbieten ihre Spielregeln für 2010 / 2011 das Verbreiten von religiösen und politischen Botschaften während des Spiels. T-Shirts mit dem Aufdruck „Ich gehöre zu Jesus“ (Kaka, z. B. hier) und Gebete inklusive. Daran hatte die FIFA im Vorfeld WM besonders die brasilianische Auswahl erinnert. Die Seleção hatte sich nach dem Sieg beim Confederations Cup 2009 erdreistet, eine Gebetsgemeinschaft auf dem Spielfeld zu halten.

Fußball ist Drama

Darüber kann man nun denken, was man will. Vorkommen sollte es auf Wunsch der FIFA eben nicht mehr. Nun ist die FIFA in letzter Zeit in die Kritik geraten für zum Teil ziemlich unsinnige und kuriose Regulierungsversuche. Das Verbot von Gebet setzt dieser Reihe merkwürdiger Reformvorschläge die Krone auf.

Da ist es interessant, was Günter Netzer in der Pause des denkwürdigen 4:1 von Deutschland gegen England sagte, nachdem der offensichtliche Treffer der Engländer nicht gegeben wurde. Er sagte zur Frage, ob es nicht Zeit wäre für elektronische Hilfsmittel, sinngemäß und verkürzt: „Nein, Fußball ist Drama, so lieben wir diesen Sport, der Fußball muss menschlich bleiben.“

Religiöse Sterilisation

Da die Unparteiischen bei dieser WM sich so manchen Schnitzer geleistet haben, kann man über die Einführung elektronischer Hilfsmittel natürlich streiten. Selbstverständlich sollte jedoch sein, dass der Fußball menschlich bleibt. Fußball wird von Menschen für Menschen gemacht. Und für Milliarden von Menschen ist das Gebet täglicher Ausdruck ihres Glaubens. Ist es daher nicht unmenschlich Gebet zu verbieten, da es allem Anschein nach zum menschlichen Wesen dazugehört? Wer den „menschlichen Fußball“ will, muss auch damit rechnen, dass gebetet wird.

Ich jedenfalls halte nichts von der religiösen Sterilisation der WM. Ich will den menschlichen Fußball. Und ich freue mich jetzt schon auf den möglichen Torjubel von Cacau, Kaka und anderen - es muss ja nicht gleich eine Gebetsgemeinschaft sein.

 Joachim Bär

Joachim Bär

  |  Unit Leader erf.de / Antenne

Koordiniert die übergreifenden Themen der redaktionellen Angebote des ERF. Er ist Theologe und Redakteur, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ihr Kommentar

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Kommentare (11)

ndreas Striegl /

Leider finde ich die Bibelstelle nicht wo geschrieben steht "Betet nicht wie die Heiden in aller öffentlichkeit sondern geht dafür in euere kammer und verschließt die tür" Wer nämlich dem gezetz zu mehr

nur so mal nebenbei bemerkt.. /

Ein Bekenntnis zum christlichen Glauben könnte evtl. ketzerisch zu so mancher Bandenwerbung in Millionenhöhe wirken. Vermittelt wird doch die ungeheuerliche Botschaft von Jesus, des ewigen Brunnens mehr

Martin Gläßer /

Ich bin kein Freund von Fußball und werde wohl auch nie einer werden.
Was sich aber Deutschland bei der WM 2006 geleistet hat, ist völlig inakzeptabel und spiegelt sehr gut den inneren Zustand der mehr

Alexander Eysink /

Zu wem beten sie denn alle? Mohammed, Boeddha, oder sonst einem nichtssagenden toten gott, wie bei Elia? Haben wir uns nicht von den Abgötzen bekehrt, um was? Was wird bei der FIFA gedient? Gott oder mehr

pierrot /

Mit diesem Gebetsverbot zieht die FiFa nur nach. Der Boden dafür wurde überall in der Welt von Logen und Zirkeln bereits geebnet, auch in Deutschland (Bsp. Rotary- oder Lionsclub). Hier wird mehr

kaa /

Wären Sie immer noch dieser Meinung, wenn die Spieler auf dem Platz nicht den wahren Gott, sondern Allah, Buddha, Shiva u.a. anbeten würden? Und das Ganze vielleicht noch mit dem entsprechenden mehr

Junia /

Ich halte auch nicht viel davon. Auf der anderen Seite hieße das aber genauso, dass alle religiösen Bekundungen, auch die nicht christlichen, toleriert werden müssten. Wie Christen dann reagieren würden?

marijke /

doch, es muss eine gebetsgemeinschaft sein. was will die fifa denn machen? so großartige fussballer wie die brasilianische mannschaft vom spielfeld verbannen?? faszinierend, dass ghanaer, ivorer, brasilianer etc. auch den fans im land der reformation zeigen möchten, was wirklich zählt.

Robert Bauer /

Ist Fussball nicht Götzen Dienst !
Brot & Spiele ?
Beachten Sie den Kommerz !
Gage der Spieler - Lohn Arbeiter ??

Andres Grossenbacher /

Col 3:17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des HERRN Jesu, und danket Gott und dem Vater durch ihn. Diese Aufforderung kann uns niemand rauben, auch die mehr

Rosemarie Bayer /

Liebes Team des ERF
vor was fürchtet sich die FIFA wenn sie ein solches Verbot erlässt?
Wie stimmt das mit dem Grundgesetz überein?Hierin steht in Art.4(2)
Die ungestörte Religionsausübung wird mehr

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