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30.04.2021 / Wochenrückblick / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Regina König

Ein Mönch wird freigesprochen und Kardinal Marx lehnt das Bundesverdienstkreuz ab

…und was sonst noch in dieser Woche wichtig war.

 

 

Weshalb wird ein Benediktinermönch angeklagt? Warum lehnt Kardinal Reinhard Marx das Bundesverdienstkreuz ab? Wie beurteilt der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Peter Dabrock die Ergebnisse des Impfgipfels am Montag? Wie kam es zu der Tragödie im israelischen Meron? Regina König und Katja Völkl werfen einen Blick zurück auf die Ereignisse der Woche.
 

ERF: Heute ist Freitag! Und wir blicken zurück auf die Woche. Mein Name: Regina König. Und den Überblick hat: Katja Völkl. Katja, was war los in Kirche und Gesellschaft?

Katja Völkl: Tja, da wäre z.B. der Umstand, dass Kardinal Reinhard Marx das ihm angebotene Bundesverdienstkreuz abgelehnt hat.
 

ERF: Und dafür hatte er einen triftigen Grund.

Katja Völkl: Genau. Er sollte für seinen Einsatz für Geflüchtete geehrt werden. Das hat er jedoch mit Rücksicht auf die Missbrauchsopfer in der Katholischen Kirche abgelehnt. Und das ehrt ihn, finde ich.

Zweite Studie zum Missbrauchsskandal in Katholischer Kirche erscheint noch in diesem Jahr

ERF: Dennoch gab es ja viel Protest von Missbrauchs-Betroffenen im Vorfeld gegen die Ehrung von Kardinal Marx.

Katja Völkl: Immerhin scheint sich in Punkto Aufklärung zum Missbrauchsskandal etwas zu tun: Noch in diesem Jahr soll eine zweite Studie erscheinen – ganz ungefiltert, mit Namensnennung. Und Kardinal Marx betonte: Er will auch auf besonders prominente Vorgänger keine Rücksicht nehmen werde. Damit bezieht er sich wohl auf Joseph Ratzinger. Der war von 1977 bis 1982 Erzbischof in München und wurde später Papst Benedikt XVI.
 

ERF: Dann hoffen wir, dass die Studie tatsächlich unabhängig und transparent sein wird und für die nötige Aufklärung sorgt. Und mit der nächsten Nachricht bleiben wir bei der Katholischen Kirche und sogar in Bayern …

Katja Völkl: Ja. Dort hatte Bruder Abraham Sauer, der Mönch einer Benediktinerabtei einem Geflüchteten aus dem Gaza-Streifen Kirchen-Asyl gewährt. Bruder Abraham wurde angeklagt wegen Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt ohne erforderlichen Aufenthaltstitel. Der 25-jährige Mann sollte nämlich abgeschoben werden.
 

ERF: Die Richterin hat den Mönch aber frei gesprochen…

Katja Völkl: Und zwar mit der Begründung: Der Mönch habe zwar eine Straftat begangen. Es treffe ihn aber keine Schuld. Und zwar aufgrund der Glaubens- und Gewissensfreiheit. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

Peter Dabrock kritisiert „Fortsetzung der Politik der ruhigen Hand“ beim Impfgipfel

ERF: Jetzt wechseln wir wirklich mal das Thema und sprechen über den Impfgipfel. Der hat am Montag stattgefunden. Dazu gibt es Kritik vom Theologen und ehemaligen Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats Peter Dabrock.

Katja Völkl: Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk hat er das Verhalten der Regierung eine „Fortsetzung der Politik der ruhigen Hand“ genannt. Dahinter steckt die Kritik: Es braucht endlich eine politische Entscheidung, damit Geimpfte ihre Freiheitsrechte zurückerhalten sollen. Gleichzeit befürchtet Dabrock eine Spaltung der Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte.
 

ERF: Aber die lässt sich doch bestimmt mit Negativ-Tests kompensieren …

Katja Völkl: Sofern es genug Tests gibt! Und selbst dann ist ja noch nicht geklärt, ob Geimpfte und Getestete dann wirklich gleichgestellt sind. Und da hofft Peter Dabrock auf ganz viel Solidarität. Bisher war die jüngere Generation gegenüber den Älteren besonders solidarisch. Jetzt wünscht Dabrock sich auch von den Geimpften Solidarität, indem sie z.B. in Bus- und Bahn weiterhin Maske tragen.
 

ERF: Und dann ist da noch die Frage nach der Impfreihenfolge.

Katja Völkl: Ja, Dabrocks Haltung dazu: Die Impfpriorisierung darf nicht einfach aufgehoben werden. Er befürchtet ein sogenanntes „Windhund-Prinzip“: Wer zuerst kommt, kriegt den Impfstoff. Stattdessen sollen seiner Meinung nach endlich die Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren und die Studierenden dran kommen. Denn sie haben ein Recht auf Bildung, sind aber gleichzeitig in Klassen- und Seminarräumen mit vielen Menschen einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Sie als nächstes zu Impfen, bevor die Priorisierung aufgehoben wird, wäre seiner Ansicht nach ein solidarisches Zeichen an die junge Generation gewesen: „Wir machen was für euch“.

Vier Bewohner des Potsdamer Pflegeheims „Oberlinhaus“ getötet

ERF: Und zum Schluss haben wir leider noch zwei erschütternde Nachrichten aus Israel und aus Potsdam. Dort ermittelt die Mordkommission in einer diakonischen Einrichtung.

Katja Völkl: Und zwar handelt es sich um das Oberlinhaus, eine traditionsreiche evangelische Einrichtung für Menschen mit schweren Behinderungen. Oliver Jeske aus unserem Berliner Studio hat die Fakten für uns:

Am Mittwochabend sind vier Bewohner des Oberlinhauses tot aufgefunden und eine weitere schwer verletzt worden. Eine 51-jährige Mitarbeiterin wurde verhaftet. Ein Gericht hat sie inzwischen in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Geäußert hat sich inzwischen der theologische Vorstand des Oberlinhauses, Dr. Matthias Fichtmüller. Er sagt: Es hat uns allen die Beine weggehauen. Das ist etwas, was man nicht so ohne weiteres wegsteckt.“ Gestern Abend gab es eine Andacht nur für Mitarbeiter und Bewohner. In zwei Wochen soll es einen Gedenkgottesdienst geben, um das schlimme Geschehen, so gut es geht, auch geistlich aufzuarbeiten. Genaueres über die Umstände der Tat wird man wohl in den nächsten Tagen erfahren. Vor dem Oberlinhaus haben Passanten ein Schild abgelegt, das ausrückt, was wohl viele bewegt: Gott, warum?

ERF: Und die zweite schlimme Nachricht kommt aus dem Norden Israels.

Katja Völkl: Hier kam es bei einem großen jüdischen Fest zu einer Massenpanik, bei der mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen sind. Und mehr als 100 Menschen wurden verletzt.
 

ERF: Tausende Ultraorthodoxe Juden hatten in Meron einen jüdischen Feiertag gefeiert. Die Menschen sangen und tanzten auf den Straßen.

Katja Völkl: Laut Medienberichten sei es zu der Massenpanik gekommen, als offenbar einige der Feiernden auf einer Treppe ausgerutscht und hingefallen sind. Menschen, die dahinter auf der Treppe standen, stürzten dann ebenfalls.
 

ERF: Israels Präsident Reuven Rivlin twitterte, er bete für die Genesung der Verletzten.

Katja Völkl: Dem wollen wir uns gerne anschließen und auch für diejenigen beten, die von der Bluttat in Potsdam besonders betroffen sind.
 

ERF: Und damit schließen wir unseren Wochenrückblick. Wir hoffen, dass Sie trotz dieser erschütternden Nachrichten ein geruhsames Wochenende haben. Alles Gute sagen Regina König und Katja Völkl.

 

 Regina König

Regina König

  |  Redakteurin

Für ERF Plus in Mitteldeutschland unterwegs. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.

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