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20.02.2008 / / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Nadine Bauerfeind

Der Weg aus der Sklaverei

Anger Deng Deng, eine Frau Anfang 30, versucht sich eine neue Existenz aufzubauen. Anger ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern und lebt im Südsudan. Als Teenager wurde sie verschleppt, versklavt und vergewaltigt. Vor etwa sechs Jahren gelang es der Organisation Christian Solidarity International sie zu befreien.

Anger Deng Deng, eine Frau Anfang 30, versucht sich eine neue Existenz aufzubauen. Anger ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern und lebt im Südsudan. Als Teenager wurde sie verschleppt, versklavt und vergewaltigt. Vor etwa sechs Jahren gelang es der Organisation Christian Solidarity International sie zu befreien. Ihren Lebensunterhalt versucht sie mit dem Verkauf von Gras und Feuerholz zu bestreiten, ganz ohne staatliche Hilfe und Zuschüsse. Für die Trockenzeit konnte sie keine Vorräte erwirtschaften, da ihr bestelltes Feld durch starken Regen zerstört wurde. So ist dies die einzige Möglichkeit, um an Geld für sich und ihre Kinder zu gelangen.

Trotzdem ist sie zufrieden: „Das war ein guter Tag, an dem ich John und Gunnar traf.“ John und Gunnar gehören zu Christian Solidarity International (CSI), einer Organisation, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen will, dass alle Menschen in Freiheit leben und aus freien Stücken ihren Glauben praktizieren können.

Dafür treten sie auch im Sudan ein. Die Menschen des flächenmäßig größten Landes Afrikas leiden nach dem Zusammenschluss von Nord- und Südsudan 1956 stark unter Auseinandersetzungen. Ein Grund dafür: Die Spaltung der Religionsgruppen des Islam im Norden und dem Christentum im Süden des Landes. Es kommt zum Bürgerkrieg.

Schwere Verletzungen der religiösen Grundfreiheiten und von Menschenrechten sind die Folge. Bombenterror, Hungersnöte, Malaria und andere Krankheiten sind an der Tagesordnung. Menschen aus dem Süden werden, wie Anger Deng Deng, verschleppt, versklavt und zur Konvertierung zum Islam gezwungen. Die Meisten von ihnen sind Kinder. Sie werden als Viehhirten oder Mätressen gehalten und haben keinerlei Rechte.

Anger Deng Deng ist ein Teenager, als die Reitermilizen aus dem Norden ihr Dorf überfallen und niederbrennen. „Sie haben mich gefangen genommen und auf dem Weg in den Norden vergewaltigt.“, berichtet Anger. Sechs Jahre lang wurde sie mehrfach vergewaltigt und ausgebeutet. „Ich musste unentwegt arbeiten. Ohne Bezahlung. Es war furchtbar.“ Anger muss Wasser holen, Getreide malen und Essen zubereiten. Beim Vieh hüten im Busch wird sie erneut vergewaltigt.

Entdeckt wird sie von einer Frau, die im Nordsudan nach ihren Kindern sucht. Diese wendet sich an CSI. Seit 1992 setzt sich diese Organisation für Sklaven im Sudan ein. CSI wurde 1977 gegründet nachdem 15.000 schweizer Christen auf die Straße gingen und in Schweigemärschen für das Unrecht der religiösen Unterdrückung protestierten. CSI versucht die Entführungen aufzuklären und die Sklaven freizukaufen. Auch, wenn sie immer wieder der Kritik ausgesetzt sind, sie würden durch den Freikauf der Sklaven Menschenhandel begünstigen, so haben sie doch Erfolg.

Auch Anger wird im Austausch gegen veterinärmedizinische Medikamente freigekauft. Da eine gesunde Kuh im Sudan mehr wert ist, als ein Mensch gehen die Sklavenhalter auf diesen Tausch ein. Zu dieser Zeit ist sie schwanger mit dem vierten Kind.

CSI brachte Anger mit vielen anderen Befreiten in ein Auffanglager für Flüchtlinge, von wo aus sie in die Freiheit entlassen werden. Frauen wie Anger, deren Familien tot sind oder deren Verwandte weit entfernt leben finden für drei Monate Unterkunft bei der Bezirksverwalterin Monica Nyibol Alen. Bei ihr können sie bis zu drei Monate bleiben und sich eine neue Existenz aufbauen. Allen Befreiten wird ein Startpaket zugeteilt, das unter Anderem aus einer Plane, einem Kochtopf, einer Sichel, einer Wolldecke und einem Wasserbehälter besteht. Das ist alles, was sie zum Leben im Sudan benötigen.

Heute hat Anger ein eigenes kleines Haus in dem sie lebt. Außerdem besucht sie regelmäßig eine kleine christliche Gemeinde. Und auch, wenn das Geld, dass sie durch den Verkauf von Gras und Feuerholz bekommt oft gerade mal für etwas Fisch und ein paar Erdnüsse für sich und die Kinder reicht, so ist sie dennoch glücklich, frei zu sein: „Jesus hat mir ein neues Leben geschenkt. Zuerst hat er mich aus der Sklaverei befreit und ich kann jetzt meinen Glauben leben. Er führt Freunde aus der Schweiz hierher, mit denen wir zusammen beten können. Außerdem bin ich dankbar, dass ich gesund bin.“ Alles, was sie sich wünscht ist ein fruchtbares Feld und einen guten Ehemann.

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