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© Ismael Paramo / unsplash.com

20.11.2015 / Porträt / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Den Hass überwinden (1)

Ein Imam aus Pakistan lernt Jesus kennen. Ein unglaubliches Leben beginnt.

Yohana* war bereit zu sterben. Als Jugendlicher wollte er zum Märtyrer werden und Ungläubige in den Tod reißen. Seine Mutter betete zu Allah, dass ihr Sohn bald eine Gelegenheit bekommen würde, in den Dschihad zu ziehen. Denn so wäre ihm ein Platz im Paradies sicher. Was könnte sich eine Mutter auch Besseres für ihren Sohn wünschen als in den Himmel zu kommen?  Yohana tut alles, um Allah zu gefallen. Er tut alles, um in die Fußstapfen seines Vaters und seines Großvaters zu treten. Yohana stammt aus einer geachteten Familie, aus der viele einflussreiche Imame hervorgegangen sind.

Weil Yohana eine schnelle Auffassungsgabe besitzt, schickt sein Vater ihn schon früh in eine Koranschule. Das Ziel: Den Koran auswendig zu lernen. Das hat Yohana mit nur dreizehn Jahren erreicht. Als Jugendlicher gewinnt er Koranrezitationswettbewerbe und mit nur siebzehn Jahren wirdYohana Imam. Sein Vater, ein Mullah in der pakistanischen Millionenstadt Lahore, sorgt dafür, dass er eine gute Moscheegemeinde bekommt. Yohana predigt, leitet das Gebet und genießt schon in jungen Jahren Hochachtung. Eine steile Karriere.

Toleranz, die überrascht

Offenbar steht es auch einem Imam gut, Auslandserfahrungen zu sammeln. Deshalb schickt Yohanas Vater ihn zusammen mit einer Gruppe anderer Imame als Missionar nach Griechenland. Weil er als Imam dort kein Geld verdienen kann, braucht Yohana einen Job. So landete er als Aushilfe in einem Athener Bekleidungsgeschäft. Lieber hätte er bei Muslimen gearbeitet, statt bei Griechen – denn die waren Christen und damit Ungläubige. Bei Muslimen hat er jedoch keine Arbeit gefunden.

Schon das Einstellungsgespräch läuft anders als Yohana es erwartet hat. Er erklärt der Ladenbesitzerin: „Ich bin Muslim und muss fünfmal am Tag beten. Dafür muss ich das Geschäft verlassen. Sie können mir die Fehlzeit vom Lohn abziehen.“ Doch die Chefin winkt ab. „Gehen Sie ruhig beten, wenn Sie das müssen. Ich zahle Ihnen trotzdem den vollen Lohn.“ Überrascht verlässt Yohana den Laden. Warum ist diese Christin mit ihm, dem Muslim, so nachsichtig gewesen? Hätte sie ihn nicht genauso hassen müssen, wie Muslime in seiner Heimat die Christen hassen?

Verstörende Berichte aus der Heimat

Immer wieder überrascht ihn das Leben in Griechenland. Seine Chefin und ihr Mann behandeln ihn herzlich, teilen ihr Essen mit ihm und erinnern ihn sogar an seine Gebetszeiten, wenn er sie vergessen hat. Diese Freundlichkeit berührt ihn.  Mit mehreren Tausend Kilometern Abstand beginnt er, seine Heimat mit neuen Augen zu sehen. Als er durch einen Fernsehbericht erfährt, wie ein muslimischer Mob ein christliches Dorf anzündet und viele Menschen bei lebendigem Leib verbrennen, erfüllt ihn plötzlich Abscheu. Was hatten diese Menschen denn getan, um solche Grausamkeit zu verdienen?

Yohana fragt seine Imam-Kollegen, was sie davon halten. Doch die können das Problem nicht verstehen: Es sind Ungläubige getötet worden – nach ihrer Vorstellung ist das völlig legitim. Auch ein Bericht über die pakistanische Christin Asia Bibi verstört Yohana. Die Mutter von fünf Kindern saß in der Todeszelle, weil sie in einem lächerlichen Streit mit einer Muslimin den Propheten beleidigt haben soll. Yohana empfindet das Urteil als zu hart und diskutiert deswegen wieder mit den anderen Imamen. Doch die sagen nur: „Du bist doch selbst Imam und weißt, was im Koran steht. Wer den Propheten beleidigt, muss sterben.“

Yohanas Frage nach Vergebung bleibt unbeantwortet. Alles, was er zu hören bekommt, ist: „Lies den Koran!“ Das tut er. Und stellt fest: Seine Kollegen haben Recht. Angewidert schlägt er den Koran wieder zu. Was ist das für eine Lehre? Stammt sie tatsächlich von Gott? Gibt es Liebe, Frieden und Vergebung nur für Muslime? Das kann Yohana nicht mehr glauben, denn er hat erlebt: Menschen, die keine Muslime sind, sind gut zu ihm gewesen.

Wo ist Gott?

Seine Zweifel am Koran stürzen Yohana in eine Krise. Er hört auf zu beten und in die Moschee zu gehen. Das fällt auf und die anderen Imame beschimpfen ihn als „Ungläubigen“. Auch seine Chefin bemerkt, dass sich etwas verändert hat. „Yohana“, sagt sie zu ihm: „Warum gehst du nicht mehr beten?“ Er vertraut ihr seine Zweifel an und bittet sie: „Kannst du mir helfen? Ich will wissen, wo ich Gott finden kann!“ – „Dann musst du dafür beten, dass er sich dir zeigt“, rät sie ihm. Sie schlägt ihm vor, eine Kirche zu besuchen, aber das kommt für Yohana nicht infrage.

Er hat gelernt, dass Gott keinen Sohn hat. Der christliche Glaube konnte also nicht stimmen! Daher lässt er sich lieber auf die Religionen zweier Freunde aus Indien ein, die er zuvor zu bekehren versucht hat. Doch weder im Tempel der Sikhs noch bei den Hindus findet er die ersehnte Erfüllung . Wann immer Yohana Zeit findet, bittet er Gott:

Bitte zeig dich mir! Ich will wissen, wo ich dich finden kann! – Yohana

Erfahren Sie hier im zweiten Teil, wie Imam Yohana Jesus gefunden hat.


Name von der Redaktion geändert.

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

In Offenbach geboren, mit Berliner Schnauze aufgewachsen. Hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert, ist danach beim Radio hängengeblieben. Außerdem schreibt sie Bücher, liebt alles, was mit Sprache(n) und dem Norden zu tun hat und entspannt gerne beim Landkartengucken. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt sie in Bad Vilbel.

Ihr Kommentar

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Kommentare (8)

karl theo /

Es ist beeindruckend, wie gelebtes Christentum durch den Heiligen Geist wirken kann und wirkt.
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Halleluja!

Felix /

Liebe und Annahme eines jeden Menschen bringen es. So wie Jesus es getan hat. Wie sollten auch Hass und Ablehnung weiterführen? Das ist eigentlich jedem Menschen klar. Diese Annahme brachte Yohana ins Nachdenken. Was für ein Glück, dass Jesus noch heute wirkt!

Renate G. /

Echt super

Jaques LeM. /

Nein, ich habe nicht die Bekehrung quittiert. Ich habe lediglich ein Zitat kommentiert. Schade, dass Ihnen diese Feinheiten grundsätzlich verborgen bleiben.

Libby /

@Jaques L.
ich finde es unangemessen, eine solch ergreifende, gnädige Begegnung eines Muslimen mit Gott mit politischen Worten zu quittieren, und wiederum den Hass, den ja der Imam Yohanna überwunden mehr

Martin /

Wer Gott aufrichtig sucht, wird ihn finden.
Bin gespannt, wie die Geschichte weitergeht.
Die Liebe von uns Christen kann auch den Glauben an den Allah des Islam ins Fragen bringen.
Gelobt sei Jesus Christus, der für alle Menschen am Kreuz bezahlt hat.

Jaques L. /

"Doch die haben nur gesagt: „Du bist doch selbst Imam und weißt, was im Koran steht. Wer den Propheten beleidigt, muss sterben.“ ... Alles, was er zu hören bekam, war: „Lies den Koran!“. Das hat er mehr

L. Bruno /

Wird ein so guter Bericht auch in die sozialen Medien eingebracht und auf diese Weise weit gestreut? Für Menschen die auf der Suche nach Wahrheit sind ist er bestimmt eine Hilfe.

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