Navigation überspringen
© Pop & Zebra / Unsplash.com

06.06.2020 / ERF GlobalHope / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Zusammen Bibel lesen per Radio

In der Pandemie sind Radio-Hausgruppen für Christen in Pakistan und Indien besonders wichtig.

 


Trotz der Corona-Pandemie mussten Christen in Deutschland nie auf Gottesdienste verzichten. Fernseh- und Onlineübertragungen aller Couleur bereicherten das geistliche Leben deutscher Christen während des Lockdowns. Auch jetzt, wo Kirchen und Gemeinden langsam wieder für Gottesdienste öffnen, bleiben Online-Formate wichtig. Denn eine Rückkehr zum Status Quo scheint aktuell noch unmöglich. Doch wie feiern Christen in anderen Ländern in diesen Zeiten Gottesdienst?

Für etliche Regionen ist hier das Radio von entscheidender Bedeutung, so auch in Indien und Pakistan. Dort unterstützt ERF Medien zusammen mit TWR das Projekt der Radio Home Groups. Das Konzept des Projekts ist denkbar einfach: Man stattet Christen und andere Interessierte mit Radios aus, die eingebaute SD-Karten haben. Über diese können sie dann gemeinsam mit anderen christliche Programme hören – sowohl die bereits vorgespeicherten auf der SD-Karte als auch die aktuellen Radiosendungen von TWR.

 

Eine wichtige Zielgruppe ist dabei die christliche Minderheit in den beiden Ländern. Sie wird in Indien wie in Pakistan von der Gesellschaft stark ausgegrenzt und benachteiligt. Viele dieser Menschen sind zudem nur nominale Christen und haben allenfalls ein oberflächliches Wissen vom Christentum und seinen Wurzeln. Ziel der Radio-Hausgruppen ist es, dass die Zuhörer mehr über die Bibel erfahren und dadurch Jesus persönlich kennenlernen. Durch das Studium von Gottes Wort und die Gemeinschaft mit anderen Christen können sie in ihrem Glauben wachsen und werden gestärkt.

Muslime und Hindus mit dem Evangelium erreichen

Gleichzeitig hat das Projekt einen missionarischen Ansatz. TWR strahlt in Indien und Pakistan nämlich auch etliche Sendungen aus, die den christlichen Glauben Menschen aus anderen religiösen Hintergründen einfach erklären. Auch diese Sendungen finden sich auf den SD-Karten der Radiogeräte und werden an Interessierte weitergegeben. Denn es ist nicht einfach, auf anderen Wegen Muslime in Pakistan mit dem Evangelium zu erreichen. Schließlich ist Pakistan eines der verschlossensten Länder der Welt, wenn es um die Verbreitung von Gottes Wort geht. Auch in Indien ist aktive Mission nur schwer möglich.

Umso wichtiger sind die Radio-Hausgruppen. In ihnen kommen circa sechs bis acht Personen zusammen und hören die Sendungen gemeinsam. Wie zahlreiche Hörerrückmeldungen zeigen, sind viele dieser Hörer offen für den christlichen Glauben. Sie kommen häufig aus ethnische Minderheiten, die weit zerstreut in ländlichen Gebieten leben und muslimischen oder hinduistischen Gruppierungen angehören. Mittlerweile gibt es in Pakistan schon über 2.800 solcher Radio-Hausgruppen. Auf ganz Pakistan verteilt sind es also über 20.000 Personen, die mit Radioempfängern und SD Karten die Programme von TWR hören und die Bibel gemeinsam studieren.

Auf ganz Pakistan verteilt sind es über 20.000 Personen, die mit Radioempfängern die Programme von TWR hören und die Bibel gemeinsam studieren.

Online-Angebote sind im Lockdown in Indien keine Lösung

Während der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben diese Radio-Hausgruppen für viele Christen in der Region sogar noch an Bedeutung dazugewonnen. George, der Leiter von TWR Indien, berichtet:

„Die Pandemie bestimmt jeden unserer Gedanken, jede Entscheidung und all unser Handeln und zwar in jedem Augenblick unseres Tages. Wir wissen nicht, was morgen kommt. Wir fragen uns, ob die Geschichten, die wir heute im Fernsehen sehen, morgen unsere Geschichte sein werden. In all diesem Chaos sehnen wir uns nach Trost, Stabilität und Hoffnung. Die Radio-Hausgruppen sind für viele eine solche Quelle des Trostes und der Hoffnung. Sie ermöglichen es jedem Zuhörer, Gottes Wort zu erforschen und darin Wahrheiten zu entdecken, auch hinter verschlossenen Türen.“

Die Radio-Hausgruppen sind für viele eine solche Quelle des Trostes und der Hoffnung. Sie ermöglichen es jedem Zuhörer, Gottes Wort zu erforschen und darin Wahrheiten zu entdecken, auch hinter verschlossenen Türen. – George, Leiter von TWR Indien

In Indien begann der Lockdown am 22. März und kam für viele sehr überraschend, auch für die Kirchen. Die wenigen Kirchen im Land, die das nötige technische Equipment dazu hatten, halten ihre Gottesdienste, Gebetstreffen und Bibelkreise seitdem online ab. Aber damit wird nur eine sehr begrenzte Anzahl von Menschen erreicht. Denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Indien – wie auch in Pakistan – viele Regionen, in denen es entweder keine oder nur eine schlechte Internetverbindung gibt. Oder die einfache Bevölkerung kann sich die entsprechenden Geräte für den Empfang nicht leisten. So blieben viele Christen unerreicht von diesen sowieso recht überschaubaren Online-Angeboten.

Radio als geistliche Grundversorgung in Corona-Zeiten

Hier erwies sich das Konzept der Radio-Hausgruppen als wahrer Segen. Hatten viele indische Kirchen dieses Projekt zunächst skeptisch betrachtet, weil sie um Mitgliederschwund fürchteten, waren sie nun begeistert davon. Denn so konnten Gläubige auch in Zeiten der sozialen Distanzierung in ihren Familienverbänden die Bibel studieren und im Glauben weiter wachsen. Rathwi, einer der Produzenten des Programms berichtet:

„Als Produzent bin ich total ermutigt zu sehen, wie Menschen unser Angebot nutzen. Ich gehöre zu einer armen und eher benachteiligten Ethnie. Aber durch das Radio-Hausgruppen-Konzept können wir meinen Landsleuten ein wunderbares Bibelstudienprogramm bieten. Die Gruppen hören sich die Sendungen regelmäßig an. Durch die Situation, die wir jetzt durch Covid-19 erleben, bekomme ich erst so richtig mit, was für eine große Hilfe die Sendungen für die Gläubigen sind. Täglich spreche ich mit einigen Gruppenleiter und bekomme Infos von ihnen. Viele sagen mir: Das ist unsere Kirche.“
 

Auch viele Zuhörer teilen ihre Freude darüber, welch ein Segen ihnen die Radio-Hausgruppen während der Pandemie sind:

„Ich bin Pastor in einer Kirche in Manpur, aber wegen des Lockdowns können wir uns aktuell nicht treffen. Nichtsdestotrotz treffen sich die Familien  aus meiner Gemeinde jeden Abend bei sich daheim und studieren gemeinsam Gottes Wort mit eurem Radio-Gerät. Es ermutigt uns, dass wir Gott selbst jetzt noch anbeten und aus seinem Wort lernen können, obwohl die Kirchen gerade zu sind. Das wäre nicht möglich ohne euch und eure Programme.“

„Ich bin sehr dankbar für das Radiogerät von TWR. Es ist eine großartige Möglichkeit, um mit Gott verbunden zu sein. Dadurch bekommen wir weiter etwas von der Welt mit, während wir in unseren Häusern festsitzen. Wir wären in einem Zustand geistlicher Isolation in diesen Tagen, gäbe es nicht eure Radio-Hausgruppen. Obwohl die Kirchen in dieser Zeit der Not geschlossen sind, bekommen wir unser tägliches Manna. Wenn wir als Familie zusammenkommen und Gottes Wort hören, werden wir selbst zu einer kleinen Gemeinde.“

Wir wären in einem Zustand geistlicher Isolation in diesen Tagen, gäbe es nicht eure Radio-Hausgruppen. Obwohl die Kirchen in dieser Zeit der Not geschlossen sind, bekommen wir unser tägliches Manna. Wenn wir als Familie zusammenkommen und Gottes Wort hören, werden wir selbst zu einer kleinen Gemeinde. – Radiohausgruppenleiter in Indien

ERF Medien unterstützt das Projekt der Radio-Hausgruppen in Pakistan seit 2018. Durch Ihre Spende können wir dies auch weiterhin tun. Erfahren Sie hier mehr über unsere internationalen Projekte für verfolgte Christen.

Wie TWR Indien nutzt auch TWR Pakistan die aktuelle Lage, um weitere Radiogeräte – soweit dies eben im Lockdown möglich ist – vorzubereiten und zu verteilen. Natürlich muss auch hier bestmöglich auf soziale Distanz geachtet werden. Doch den Mitarbeitern in Indien und Pakistan ist klar: Gerade in einer Zeit wie dieser braucht es Konzepte wie die Radio-Hausgruppen. Menschen müssen die Möglichkeit bekommen, daheim Gottes Wort zu hören, um im Glauben zu wachsen. Daran arbeiten unsere Partner in Indien und Pakistan tagtäglich.
 

Banner und Link Verfolgte christe

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren