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© m t Elgassier / unsplash.com

19.09.2019 / ERF GlobalHope / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Sonja Kilian

Licht für türkische Frauen

Die Radioprogramme von Women of Hope erreichen misshandelte und missbrauchte Frauen in der Türkei.

„In der Dunkelheit wurdet ihr ein Licht für mich,“ schreibt Nuray*, eine junge Türkin, an Redakteure des christlichen Radioprogramms TWR Women of Hope. Noch nie zuvor hatte diese türkische Ehefrau etwas aus der Bibel gehört. Niemand hatte Nuray jemals etwas über einen Schöpfer erzählt, der alle Menschen mit Liebe geschaffen hat. Genauso neu war für sie, dass dieser Gott Frauen wertschätzt und ihnen Gaben und Fähigkeiten gegeben hat.

Die 26-jährige Mutter musste immer wieder die Misshandlungen ihres betrunkenen Mannes ertragen. Wegen seiner Alkoholsucht hatte er keine feste Arbeitsstelle. Trotzdem wollte er nicht, dass seine Frau außer Haus arbeiten geht. Nur gelegentlich gelang es Nuray Teilzeitstellen anzunehmen, um für die beiden Kinder sorgen zu können. Doch der Ehemann nahm ihr stets das Geld ab, das sie verdient hatte. Zufällig entdeckte Nuray im Radio die Women of Hope Sendungen und lernte Jesus kennen. Heute sagt sie: „Ich bete jeden Tag und Jesus gibt mir die Kraft, die ich brauche.“

Kinderehen in der Türkei

Nuray ist nicht die einzige Türkin, die sich in ihrem Alltag einsam und missbraucht fühlt. Ein Grund dafür ist die patriarchalische türkische Gesellschaft. Frauenrechtler in der Türkei versuchen immer wieder, die Öffentlichkeit auf Missstände in ihrem Land aufmerksam zu machen. Dazu gehört die Verheiratung von Frauen gegen ihren Willen.

Besonders erschreckend ist die hohe Anzahl an Kinderehen. Offiziell sind sie verboten, aber Mädchen, die mit 14 oder 15 Jahren verheiratet werden, sind in der Türkei keine Seltenheit. Oft ist dabei der vorgesehene Ehemann wesentlich älter als die Braut. Die staatliche Religionsbehörde Diyanet hat 2018 in einem Online-Glossar über islamische Begriffe gepostet, dass Mädchen schon ab neun Jahren heiraten könnten. Aufgrund massiver Proteste verschwand diese Erklärung allerdings schnell wieder aus dem Internet.

Bereits vor zwei Jahren wurde ein Gesetz verabschiedet, das Staatspräsident Erdogan vorgeschlagen hatte: das sogenannte Mufti-Gesetz. Es erlaubt staatlich anerkannten Geistlichen, rechtsgültige Trauungen zu vollziehen. Dies erleichtert Kinderehen wesentlich, denn eine Heirat, die nicht amtlich geschlossen wird, ist in keiner Statistik erfasst.

15-Jährige muss Vergewaltiger heiraten

Die Folgen von erzwungenen Ehen und traditionellen Rollenbildern bleiben in der Türkei nicht aus: Häusliche Gewalt ist für viele Frauen an der Tagesordnung. Das zeigen Umfragen und Statistiken; auch Experten des Europarates prangern die weitverbreitete Gewalt gegen Frauen sowie Kinderehen in der Türkei an.

Auch Rückmeldungen auf die türkischen Women of Hope Programme belegen diese Beobachtung. Nuray ist nicht die einzige Hörerin, die von Gewalt berichtet. Regelmäßig treffen bei den türkischen Redakteuren von Women of Hope Briefe oder Anrufe von Frauen ein, die über häusliche Gewalt berichten – so wie diese Hörerin:

„Ich wurde gezwungen, einen Mann zu heiraten, der mich vergewaltigt hat. Damals war ich 15 Jahre alt. Später fand ich heraus, dass er drogenabhängig war und sogar selbst mit Drogen handelte. Ich wurde schwanger. Trotzdem gingen die Misshandlungen weiter. Nach der Geburt meines Babys ging ich zur Polizei, weil ich frei sein wollte. Mein Ehemann wurde verhaftet und ich kam in eine Notunterkunft.

Während dieser Zeit stieß ich im Radio auf eure Sendungen. Vorher hatte ich nichts über Gott erfahren; vor allem wusste ich nicht, wie sehr er uns liebt. Ich hatte noch nie gehört, dass er sein Leben für uns gegeben hat, um uns zu retten, und dass wir durch seine Wunden Heilung finden können. Ich wurde Christ und habe mit meiner kleinen Tochter ein neues Leben angefangen. Bitte betet für mich!“

Ich hatte noch nie gehört, dass Jesus sein Leben für uns gegeben hat, um uns zu retten, und dass wir durch seine Wunden Heilung finden können. Ich wurde Christ und habe mit meiner kleinen Tochter ein neues Leben angefangen.

Misshandelte Frauen brauchen unsere Hilfe

Beten Sie mit uns für die Arbeit von ERF|TWR Women of Hope und bestellen Sie unseren monatlichen Newsletter mit Gebetskalender. Im Monat Oktober beten wir speziell für Frauen weltweit, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.

In diesem Fall ist der Täter bestraft worden. Doch viele Frauen in der Türkei trauen sich nicht, zur Polizei zu gehen. Sie haben Angst, dass sich die Verwandten des Mannes an ihnen rächen oder dass ihnen weder geglaubt noch geholfen wird. Aber es gibt Hoffnung: Jede einzelne Frau, die Liebe erfährt und Selbstbewusstsein gewinnt, ist ein Lichtblick für die Gesellschaft. Sie kann an andere weitergeben, was sie selbst erfahren hat.


* Name aus Sicherheitsgründen geändert

 Sonja Kilian

Sonja Kilian

  |  Redakteurin

Die verheiratete Mutter zweier Töchter liebt inspirierende Biografien. Deshalb liest sie gern, was Menschen mit Gott erlebt haben, schreibt als Autorin darüber und befragt ihre Gäste in Interviews auf ERF Plus.

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