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© Felix Jeske

27.06.2019 / Berlin / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Oliver Jeske

„3.000 Menschen ertrinken im Mittelmeer. Wer sind wir, dass wir das geschehen lassen?“

EKD-Ratsvorsitzende mahnt zu Besinnung und christlicher Orientierung.

 

„Europa droht nicht nur seine Seele zu verlieren, wenn eine Kathedrale brennt. Sondern es verliert erst recht seine Seele, wenn das Doppelgebot der Liebe, auf das diese kathedrale mit ihren hohen Türmen hinweist, im Meer zu versinken droht.“

Viel Applaus erntet Heinrich Bedford-Strohm am 26. Juni 2019 in der Französischen Friedrichstadtkirche am Berliner Gendarmenmarkt. Die Evangelische Kirche hat Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft zum alljährlichen Johannisempfang geladen. Auch die Bundeskanzlerin ist erschienen. Sie erlebt einen EKD-Ratsvorsitzenden, der nicht müde wird, die Gleichgültigkeit gegenüber den Ertrinkenden im Mittelmeer anzuprangern. Bedford-Strohm mahnt: „Während wir jetzt hier sitzen, läuft die ‚Seawatch‘ in den Hafen von Lampedusa ein. Und wenn die Drohungen wahr werden, erwarten sie Beschlagnahmung und Strafverfolgung. Nicht diejenigen müssen sich jetzt rechtfertigen, die nicht retten. Sondern es werden die kriminalisiert, die als einzige überhaupt noch dort kreuzen und Menschen vor dem Ertrinken bewahren.“

Evangelische Kirche ist zu Rettungs-Aktion bereit

Bedford-Strohm kündigt an: Die Evangelische Kirche in Deutschland ist bereit, sich an einer Seenot-Rettungs-Mission im Mittelmeer zu beteiligen. „Das tatenlose Zuschauen oder Verdrängen des Ertrinkens von 3.000 Menschen im Mittelmeer in den vergangenen 18 Monaten ist eine Herausforderung für unsere Identität. Wer sind wir, dass wir das geschehen lassen?“

Heinrich Bedford-Strohm richtet diese Frage besonders an die gesellschaftlichen Kräfte, die ihre Identität in einem neuen Nationalismus suchen. Wer Menschen anderer Religionen und Weltanschauung aussperren will, rette nicht das christliche Abendland – sondern er wende sich gegen die biblische Botschaft vom Kreuz. Deren Aktualität bestehe im genauen Gegenteil. „Nämlich der Menschenwürde die tiefste denkbare Begründung zu geben, indem sie von einem Gott erzählt, der in seiner menschlichen Gestalt als Folteropfer am Kreuz stirbt und uns deswegen an die Seite derer stellt, deren Würde heute gefährdet und verletzt ist.“

Predigt vom barmherzigen Gott gegen Verrohung

Der EKD-Ratsvorsitzende prangert nicht nur das Leid der Menschen an, die im Mittelmeer ertrinken müssen. Heinrich Bedford-Strohm zeigt sich auch entsetzt über den Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke – und nimmt ihn zum Anlass für einen Ruf zur Umkehr vor den rund 450 geladenen Gästen beim Johannisempfang der Evangelischen Kirche in Berlin: „Es ist Zeit für Deutschland sich zu besinnen und christliche Grundorientierungen, die unserem Land gut getan haben, neu zu entdecken. Gegen die Verrohung der öffentlichen Diskurskultur und gegen den Teufelskreislauf, in dem aus Worten brutale Mordtaten erwachsen, stellen wir Christen die Predigt von Gottes barmherziger Zugewandtheit zum Menschen!“

 Oliver Jeske

Oliver Jeske

  |  Redakteur

Sprachlich Hannoveraner, seit einem Vierteljahrhundert in Berlin zu Hause, liebt er Jesus, Tanzen mit seiner Frau, Nordsee-Spaziergänge mit seinen Söhnen und leckeren Fisch. Von Gott ist er fasziniert, weil der ihn immer wieder überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes beGEISTert.

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Kommentare (1)

Jörg /

Hier sieht man die Hauptverantwortliche und ein Mittäter. Vor Australien ertrinken keine Menschen mehr. Warum wohl?

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