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© MikeRenpening / pixabay.com

02.09.2016 / Erfahrungsbericht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Jörg Dechert

25 Tage ohne Facebook

Was man durch eine Facebookpause lernen kann. Erfahrungen von Jörg Dechert.

Ja, es geht. 25 Tage ohne Facebook, am Stück. Daran hatte ich auch keine Zweifel – aber ich war gespannt, welche Beobachtungen ich in diesem Selbstversuch während der Urlaubszeit bei mir machen würde. Hier sind drei Erkenntnisse:

Drei wichtige Erkenntnisse über Social Media

Erstens – ein abgewöhnter Greifreflex: Die ersten beiden Tage habe ich mich dabei ertappt, wie ich das Smartphone raushole, um bei Facebook mal schnell… Ach nein, geht ja nicht. Will ja nicht. Hab ja Pause. Nach zwei Tagen war dieser Greifreflex dann abtrainiert. Das bedeutet, dass meine vorherige Facebook-Nutzung weitestgehend nicht absichtsvolle Mediennutzung war, sondern so etwas wie ein gewohnheitsmäßiger Greifreflex: Ich nutze ein Medium, ohne zu merken, dass ich ein Medium nutze. Immersiv, als Digital Native. So wie ein Fisch im Wasser nicht merkt, dass er im Wasser schwimmt.

Zweitens – ich empfinde die Nachrichten als dünn: Meine üblichen Nachrichtenportale habe ich trotz Facebook-Pause weiterhin regelmäßig abgeklappert – Spiegel Online, Welt.de, Süddeutsche, Zeit Online und so weiter. Nicht selten hatte ich dabei den Eindruck, dass mir Nachrichten fehlen – und zwar die von meinen Facebook-Kontakten. Damit meine ich nicht unbedingt Weltnachrichten, aber ich stelle daran fest: Die Mikro-Nachrichten, Verweise und „kleinen Geschichten“, die Facebook mir üblicherweise in die Aufmerksamkeit spült, sind längst fester Bestandteil meines „Informations-Kosmos“ geworden. Es ist also doch ein bisschen was am mittlerweile schon alten Social Media Sprichwort dran: „Wenn eine Nachricht wirklich wichtig ist, wird sie mich finden!“

Drittens – es gibt so etwas wie ungeteiltes Erleben. Man kann tatsächlich eine schöne Landschaft sehen, ohne sie in einem sozialen Netzwerk zu „teilen“. Man kann skurrile Beobachtungen in einem fremden Land machen, ohne die eigenen Facebook-Kontakte an der Skurrilität teilhaben zu lassen. Man kann wirklich erleben, ohne zu teilen. Klingt egoistisch, aber ist das Erleben, um zu teilen, nicht manchmal noch egoistischer? Der Augenblick verliert nicht seinen Wert, nur weil ihn außer mir selbst gerade niemand liked. Like!

Mein Vorsatz: Nicht mehr jedes Erlebnis teilen

Jetzt sind die 25 Tage rum. Der Wiedereintritt in die Facebook-Atmosphäre liegt hinter mir. Ich habe festgestellt: Ich habe den Greifreflex genauso schnell wieder erlernt, wie ich ihn zu Beginn des Urlaubs vergessen hatte. Und die vielen kleinen Nachrichten aus meinem Facebook-Umfeld wieder entdeckt, die Spiegel Online & Co. nicht bringen.

Aber: Nicht jedes Erlebnis teilen, das ich teilen könnte – das will ich weiterhin tun. Und vielleicht mit noch ein bisschen mehr Selbstdisziplin als vor meinem Selbstversuch.

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Kommentare (1)

Hermann T. /

Sehr geehrter Herr Dechert, liebe Freunde des ERF
Es geht also doch! Herzlichen Glückwunsch! Muss man wirklich Facebook in Anspruch nehmen?? Ich selbst arbeite viel mit dem PC, meide allerdings die mehr

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