Stehen in der Bibel „schwierige“ Texte? Ja. Irritiert mich manches, was ich im Alten Testament lese? Keine Frage, ja! Setze ich als Christ jeden Buchstaben der Bibel in meinem Leben um? Nein!
Zwei junge Niederländer haben mit ihrem „Holy Quran Experiment“ aufgedeckt, was vermutlich nicht nur in unserem Nachbarland weit verbreitet ist: Wir pflegen unsere Vorurteile auf dem Hintergrund von Halbwissen und mangelnder Kenntnis von historischen Sachverhalten. Wie sie das zeigen konnten? Sie haben eine Bibel genommen, den Buchumschlag mit dem eines Korans getauscht und Passanten aus der Fußgängerzone hauptsächlich Verse aus dem Alten Testament lesen lassen, die mit Strafe und Unterordnung zu tun haben. Das saß: Die Fußgänger waren entsetzt und konnten die Aussagen überhaupt nicht einordnen. Es ist - zumindest in dem Ausschnitt, den man auf YouTube sehen kann - niemand darauf gekommen, dass die Aussagen nicht aus dem Koran stammen, sondern aus der Bibel.
Das Experiment zeigt mir einmal mehr: Man muss den Kontext berücksichtigen! Wer sich mit dem Alten Testament der Bibel beschäftigt, muss wissen, dass es sich an eine Volks- und Glaubensgemeinschaft wendet, die vor über dreitausend Jahren entstand. Außerdem ist das Alte Testament nicht Werk eines Autors, sondern eine Sammlung von sehr unterschiedlichen Texten, die über einen Zeitraum von vielen hundert Jahren geschrieben wurden. Im Alten Testament finden sich historische Texte ebenso wie Liebeslieder oder Gesetze.
Nicht am Text, sondern an den Früchten erkennen
Für Christen ist wesentlich, dass das Alte Testament mit dem Leben, Sterben und Auferstehen von Jesus Christus seine Erfüllung gefunden hat. Das bedeutet: Christen opfern keine Tiere, weil Jesus Christus sich am Kreuz geopfert hat. Für Christen gilt nicht mehr das alttestamentliche Auge um Auge oder Zahn um Zahn, sondern „liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“. Und so weiter!
Im Neuen Testament heißt es: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ , also an dem, was man nach außen sehen kann. Diesen Maßstab finde ich besser als wahllos alttestamentliche Texte zu zitieren. Denn da müssen Christen – und alle anderen religiösen Menschen – sich fragen lassen: „Welche Früchte kann man in meinem Leben und Glauben erkennen?“ In der Sprache des Neuen Testaments klingt das so: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit …“, nachzulesen im Brief von Paulus an die Galater, Kapitel 5,22.
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Ich kann mich Gerhard nur anschließen. Hinter dem "Experiment" steckt in Wahrheit Strategie. Nämlich die Propaganda über den falsch verstandenen Koran und die Gleichsetzung der Religionen. Die Eliten … mehrhinter dieser Propaganda, der tonangebende Teil aus Politik und Medien, forcieren die Islamisierung Europas. Dahinter mag Angst vor dem aggressiven Islam stecken, wie Henryk Broder es in "Hurra wir kapitulieren" formuliert, oder tatsächlich die Eine-Welt-Regierung, die mit dem poltiischen System des Islam am ehesten möglich ist.
Ich habe mich über dieses "Experiment" geärgert,weil dadurch ein Eindruck erweckt werden sollte, der doch in Wirklichkeit nicht stimmt,nämlich dass alle Religionen ja doch gleich seien. Auch wenn es … mehrim Alten Testament zuerst hieß Liebe deinen Freund, hasse deinen Feind, gibt es doch eine Linie zum Neuen Testament,wo Christus am Kreuz für seine Feinde betete. Wenn ich richtig informiert bin verläuft diese Linie im Koran genau entgegengesetzt.Im Anfang gab Mohamed noch einigermaßen milde Anweisungen im Blick auf Andersglaubende. Aber im Laufe der Zeit radikalisierte er sich stark. Am Ende erlaubte er sogar jede Grausamkeit gegen die "Ungläubigen".
Diese Unterschiede werden durch solche "Experimente" in den Hintergrund gerückt. Und besonders bei den oberflächlich Informierten bleibt am Ende der Eindruck : im Grunde sind ja doch alle Religionen gleich.