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22.05.2015 / Interview / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Mathe, Musik und Gott

Wie Mathematik-Student „DorFuchs“ seine großen Leidenschaften bei YouTube vereint.

Das Herz von Johann Beurich alias „DorFuchs“ schlägt schneller, wenn er Zahlen sieht: Der Mathematik-Student liebt es, komplizierte Gleichungen zu lösen und Formeln zu beweisen. Doch wendet „DorFuchs“ Formeln nicht nur gerne an, er singt sie auch. Auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht der Sachse Mathe-Videos – und das ziemlich erfolgreich: Sein Song über die binomischen Formeln wurde bisher über 900.000 Mal aufgerufen. Wie er auf die Idee gekommen ist, Matheformeln zu rappen und was ihn neben der Mathematik noch fasziniert, hat er uns im Gespräch verraten.
 

ERF Online: Für die meisten ist Mathe das Hass-Fach in der Schulzeit. Was begeistert dich an Mathe?

Johann Beurich: Wenn in der Mathematik etwas vor 1000 Jahren herausgefunden und bewiesen wurde, gilt die Regel auch heute noch. Es ist egal, in welcher Größenordnung oder in welcher Zeit man etwas herausfindet und beweist: Mathematik ist allgemeingültig –und alles, was allgemeingültig ist, ist quasi Mathematik. Das macht sie für mich so faszinierend.
 

ERF Online: Wie bist du auf die Idee gekommen, Matheformeln zu rappen?

Johann Beurich: Ich habe immer gerne Musik gemacht und wollte Lieder schreiben, hatte aber keine Texte. Weil ich mich auch gerne mit Mathematik beschäftigte, habe ich überlegt: Ich schreibe einfach über das, was mich fasziniert. Es wurde dann aber so viel Text, dass ich ihn schnell gesprochen habe – so ist ein Rap daraus geworden.

 

Johann Beurich singt und rappt die binomischen Formeln

Spaß vor Erfolg

ERF Online: Manche deiner Videos wurden bis zu 900.000 Mal angeklickt. Hast du damit gerechnet

Johann Beurich: Mir kam die Idee für den YouTube-Kanal spontan und ich habe ihn nicht wegen der Klicks erstellt. Mir machen die Videos einfach Spaß! Ich habe den Kanal nicht sonderlich beworben. Ich habe die Videos eingestellt und mit der Zeit gab es immer mehr Klicks.
 

ERF Online: Wegen deiner Videos wurdest du als MINT-Botschafter des Jahres gewählt, für den Grimme Online Preis nominiert und zu TV Total eingeladen. Inwieweit verändert dich dein Erfolg?

Johann Beurich: Die Nominierungen und Einladungen sind nette Sachen nebenbei – ich hoffe aber, dass sie mich nicht verändern. In der Schulzeit  ist es oft so, dass man Projekte für einen Wettbewerb macht. Ich habe zum Beispiel mit einigen anderen Schülern bei „Jugend forscht“ mitgemacht, eine Urkunde dafür bekommen und einen Preis gewonnen. Mit YouTube ist es anders: Ich mache die Arbeit, weil sie mir Spaß macht. Ich habe meine Videos nicht für einen Wettbewerb oder eine Nominierung gemacht, auch nicht um zu TV Total eingeladen zu werden. Wenn ich aber zu einer Sendung eingeladen werde, gehe ich natürlich gern hin.
 

ERF Online: Du lädst deine Videos unter dem Künstlernamen „DorFuchs“ hoch. Wie kamst du zu dem Namen?

Johann Beurich: Ich wollte mich im Internet auf einer Frage-Antwort-Plattform registrieren – das  war das erste Mal, dass ich überhaupt einen Nutzernamen wählen musste. Ich wollte „Fuchs“ nehmen, weil ein Fuchs schlau ist und ich auch schlau wirken will. Der Name war schon vergeben, auch „Der Fuchs“ war schon vergeben. Als Sachse sage ich aber nicht „Der Fuchs“, sondern „Dor Fuchs“ und das habe ich dann ausgeschrieben.

„Mathematik und der christliche Glaube sind Teil von mir“

ERF Online: Auf deinem YouTube-Kanal findet man auch Lieder, in denen es um Gott geht. Warum?

Johann Beurich: Mein Glaube ist etwas Persönliches, aber nichts Privates. Er gibt meinem Leben Halt und ist meine Lebensgrundlage. Deswegen möchte ich anderen erzählen: Es gibt Vergebung, es gibt Rettung! Ich will diese gute Nachricht nicht für mich behalten. Wie gesagt, ich schreibe über das, was mich fasziniert und begeistert. Das ist häufig Mathematik, aber auch mein Glaube. Wer mich nur als Mathematiker und Rapper kennt, empfindet es vielleicht so, dass da zwei Welten aufeinanderprallen. Deswegen habe ich in meinem letzten christlichen Song versucht zu erklären, wie die beiden Welten Teil von mir sind und zueinander passen.
 

ERF Online: Welche Reaktionen bekommst du auf diese christlichen Videos?

Johann Beurich: Die christlichen Songs rufen extreme Reaktionen hervor. Auf der einen Seite gibt es viele Christen, die meinen: „Ich finde es klasse, dass du zu deinem Glauben stehst!“ Es gibt aber auch negative Kommentare, die Schlagworte wie Hexenverbrennung oder ähnliches enthalten. „Heil, Satan“ stand auch schon mal in einem Kommentar; in einem anderen wurde ich als Nazi beschimpft. Ich fühle mich dadurch aber nicht persönlich angegriffen. Man bekommt bei YouTube eben positives und negatives Feedback. Manche negative Kommentare enthalten eine konstruktive Kritik.

Wenn man schlechte Kritik bekommt, hat man manchmal etwas falsch gemacht. Es ist dann gut, sich die eigenen Fehler einzugestehen und zu schauen, dass man es beim nächsten Video anders macht. Die meisten Nutzer sagen aber eher: „Ich respektiere das, was du denkst. Ich finde es gut, dass du darüber redest.“ Viele stört nur, dass man sagt, Jesus ist der einzige Weg zu Gott. Das schließt aus, dass jeder seine eigene Wahrheit haben darf. Dadurch fühlen sich viele angegriffen.

Aus Annahmen Schlussfolgerungen ziehen – in der Mathematik und im Leben

ERF Online: Wie ist es, wenn es in der Mathematik nur eine Lösung gibt?

Johann Beurich: In der Mathematik ist es immer so, dass man sagt: „Wenn wir annehmen, dass diese bestimmten Bedingungen gelten, weiß ich ganz genau, dass es nur dieses Ergebnis gibt und das zeige ich dir durch diese Schlussfolgerung.“ Deswegen ist eine mathematische Aussage immer indiskutabel.
 

ERF Online: Aber dieses „nehmen wir an“ ist doch eigentlich ein Glaubenssatz, oder?

Johann Beurich: Richtig. Im Prinzip kann man die gesamte Mathematik so verstehen, dass man unter festgelegten Annahmen etwas Abstraktes schlussfolgern kann. So ähnlich muss man sich im Leben entscheiden, welche Grundannahmen man treffen will. Ob man sagt, es gibt einen Gott oder nicht. Dementsprechend argumentiere und lebe ich dann.
 

ERF Online: Was hat sich Gott wohl dabei gedacht, als er dich mit Witz, IQ und einer Vorliebe für Mathe ausgestattet hat?

Johann Beurich: Ich weiß nicht genau, was er sich dabei gedacht hat. Ich versuche aber, das Beste daraus zu machen. Jesus erzählt an einer Stelle in der Bibel ein Gleichnis: Ein Herr gibt drei Knechten bestimmte Geldbeträge – in der damaligen Währung hießen sie Talente. Der Erste bekommt eins, der Andere zwei, der Dritte fünf. Derjenige, der nur ein Talent bekommen hat, versteckt es und gibt es später zurück. Da meint sein Herr zu ihm, er hätte es wenigstens noch zur Bank geben können, um Zinsen zu bekommen. Die zwei  anderen haben mit ihren Talenten gehandelt und konnten mehr erwirtschaften. Genauso ist es, wenn Gott mir Talente gibt. Mathe fällt mir leichter, ich habe Spaß an Musik und mache gerne Videos. Diese Talente möchte ich sinnvoll nutzen, dass auch andere etwas davon haben.
 

ERF Online: Vielen Dank für das Gespräch.


 

DorFuchs spricht in der Sendung "Gott sei Dank!" über seinen Glauben

 

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

In Offenbach geboren, mit Berliner Schnauze aufgewachsen. Hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert, ist danach beim Radio hängengeblieben. Außerdem schreibt sie Bücher, liebt alles, was mit Sprache(n) und dem Norden zu tun hat und entspannt gerne beim Landkartengucken. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt sie in Bad Vilbel.

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Kommentare (1)

Bettina S. /

Prima, du lebst mein Leben :-)
Ich wollte eigentlich auch mal Mathe und Musik studieren und wollte im Glauben aufgehen.
Mach weiter so

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