Ein Kommentar zum Rücktritt von Horst Köhler Lesezeit: ~ 2 min
Mit der nötigen Würde
Wer wirklich geglaubt hat, Horst Köhler würde sich alles bieten lassen, der sieht sich getäuscht. Ein Kommentar zum Rücktritt von Horst Köhler von Markus Baum.
Wer wirklich geglaubt hat, Horst Köhler würde sich alles bieten lassen, der sieht sich getäuscht. Der erste Nicht-Politiker im Amt des Bundespräsidenten hat eine Art des Abgangs gewählt, die diesem Amt angemessen ist. Er geht zu einem Zeitpunkt, an dem die meisten Berufspolitiker ihren Kredit verspielt haben. Seinen Kredit bei der Bevölkerung hat Köhler noch nicht in Anspruch nehmen müssen. Das ist das Kuriose an diesem Mann: Bei den Menschen in diesem Land, die ihn ja nicht direkt wählen konnten, genießt er Respekt. Dabei haben ihn die sogenannten Comedians der Republik seit Jahren zum Kasper gemacht. Und vielen Politikern ging Horst Köhler auf den Wecker mit seiner Amtsauffassung, mit seiner Genauigkeit. Aber genau das stand in seiner Arbeitsplatzbeschreibung.
Viele gerade aus dem konservativen Lager hatten sich das einfacher vorgestellt mit dem studierten Ökonomen, mit dem einstigen Chef des Sparkassen- und Giroverbandes. Aber die Zeiten sind nicht danach, dass man Regierungen unbeaufsichtigt schalten und walten lassen kann. Wie viele Gesetze sind wohl aus Sorge, Köhler könnte seine Unterschrift verweigern, doch gründlicher ausgearbeitet worden als ursprünglich mal geplant? Und wie viele präsidiale Bedenken sind später vom Bundesverfassungsgericht eindeutig bestätigt worden?
Es ist schon richtig, Horst Köhler war als Präsident nicht so volksnah wie Carl Carstens, nicht so staatsmännisch wie Richard von Weizsäcker, nicht so pastoral wie Johannes Rau, nicht so universitär wie Roman Herzog. Aber einen wie ihn muss man erst mal finden – einen gelernten Banker, der die kleinen Leute und die Zwei-Drittel-Welt im Blick hat, einen, der sich überall auf dem Globus blicken lassen kann und überall freundlich empfangen wird, und das als ehemaliger Direktor des Internationalen Währungsfonds. Er war der richtige Mann für den Job zur richtigen Zeit. Und als im September 2008 die Weltwirtschaft in schwere Wetter geriet, da hat sich mancher gewünscht, das Amt des Bundespräsidenten wäre mit mehr Macht ausgestattet gewesen.
Dieser Präsident hat Maß gehalten und Anstand verkörpert und konnte es deshalb auch von anderen fordern. Und dass er den vermessenen Ansprüchen der Medien- und Spaßgesellschaft nicht gerecht geworden ist, dass er nicht getwittert hat und es keinen regelmäßigen Präsidentenblog aus Schloss Bellevue gab – dafür muss man Horst Köhler geradezu dankbar sein.
Die Würde des Amtes, die war ihm wichtig, der wollte er gerecht werden, und die sah er durch die Kritik der letzten Wochen beschädigt. Köhlers Rücktritt ist ein Fanal. Es weist auf die Schieflage einer Öffentlichkeit hin,
die ernsthaft darüber diskutiert, ob der Präsident die Wahrheit sagen darf, anstatt ihm dafür zu applaudieren, dass wenigstens er die Dinge beim Namen nennt.
Wer immer Horst Köhler im Amt des Bundespräsidenten nachfolgt – er oder sie darf es sich und der Politik jedenfalls nicht leichter machen als der freundliche Mann aus dem Südwesten.
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Ihr Kommentar
Kommentare
Danke für diesen m.e. "angemessenen" guten Artikel! Wenn ich zwischen den Zeilen lese, (bezogen auf das Rücktrittsgeschehen des Herrn Bundespräsidenten H.Köhler,- und dann meine Assoziation beschreiben sollte(ratio-morph sozusagen..)dann stellt sich eine Art Dankbarkeits-Gefühl ein. Darüber daß es einzelne Menschen noch gibt, die wie eben Hr. Horst Köhler, einen anderen INNEREN WERTMAßstab zu benutzen scheint, wie der Zeitgeist-mainstream,....
Am Beispiel des wirklich ehrenwerten Horst Köhler ist auch klar ersichtlich, dass unseren Staatslenkern in Regierung und Opposition menschliche Züge und menschliche Reaktionen mehr als fremd geworden sind. Die brauchen in dem Amt des Bundespräsidenten einen Durchwinker und Jasager.
Auch ich finde, dass Herr Dr. Köhler ein sehr guter Bundespräsident war. Seine Rücktrittsentscheidung traf er souverän. Niemand sollte sich anmaßen, andere Gründe als die von ihm genannten dahinter finden zu wollen. Wer das dennoch nicht unterlässt, projiziert nur seine eigenen Denkmuster und Psyche auf den Präsidenten. Oder kann jemand außer Gott in eine Person hineinsehen und kennt die Mechanismen und Zusammenhänge? Eine Notenvergabe ist ebenso total fehl am Platze. Damals, bei Frau Dr. … mehrKäßmann wünschten ebenfalls viele Menschen, dass sie hätte weitermachen sollen. Auch dort war es aus Sorge um die Würde des Amtes. Sie wusste schnell, was richtig ist und Herr Dr. Köhler wusste es auch. Es geht um Verantwortung und nicht um Schuld. Diese steht auf einem ganz anderen Blatt und mir steht es nicht zu, darüber zu befinden. Alles andere ist Wunschdenken, wobei man Wünsche natürlich haben darf.
In Artikel 87a Grundgesetz sind die Aufgaben der Bundeswehr klar geregelt. Die dort geschilderten Umstände sind klar und deutlich. Auch unter Berücksichtigung des Artikels 91, Abs. 2 GG gibt es keine Legitimation dafür, deutsche Handelswege freizuschießen. Aussagen in irgendwelchen Talkshows sind in diesem Zusammenhang nicht relevant – knallige Rhetorik übrigens auch nicht.
Ich bleibe dabei: Horst Köhler war ein guter Präsident – ein Wort des Bedauerns zu seinem verbalen Ausrutscher hätte ausgereicht – ein Rücktritt musste es nicht sein.
@Torsten und Uwe
"Außerdem denke ich, dass die Gründe für das "Hinschmeißen" die Köhler genannt hat nur vorgeschoben waren." Wissen Sie denn mehr oder plappern Sie nur nach, was Medienschlaue von sich geben? Genauso hat die Talkrunde bei Frau Maischberger kürzlich auch rumgelabert und alle möglichen Spekulationen geäußert (Einsamkeit, Fahnenflucht, Eurodesaster usw.) Allerdings kam dort raus, dass die Bundeswehr gesetzlich tatsächlich diese "verpönte Aufgabe" hat, Uwe. Da sollten Sie sich mal … mehrkundig machen! "Sorry, das geht nun mal doch, Uwe!" Man kann es im Video dort nachhören. Woher wissen Sie, Torsten, dass Herr Dr. Köhler keine Lust mehr hatte? Und apropos "Wind blasen" müssten Sie doch wissen, dass es zwischen den Ämtern Unterschiede gibt. Im einen Amt kann man sich den Wind mal hintenrum blasen lassen, im anderen eben nicht.
Mehr Differenzierung, bitte!
Dies ist ein ganz excellenter Artikel, dem ich in allen Teilen uneingeschränkt beipflichte. Dieser Abgang des Herrn Bundespräsidenten war würdevoll. Mein allergrößter Respekt und meine Hochachtung. Mir sind keine Länder bekannt, wo sich Staatsoberhäupter beleidigen lassen und sich dafür dann auch noch rechtfertigen müssen. Das Amt des Bundespräsidenten ist kein Xbeliebiges, sondern das des Staatsoberhauptes. Sollte sich Herr Köhler etwa von diesen Besserwisser-Comedians weiterhin diffamieren … mehrlassen? Er war ein ausgezeichneter Präsident; Herr Baum beschreibt seine Verdienste ganz richtig. Recht so, dass Herr Dr. Köhler dieses Zeichen gesetzt hat, richtig so und recht so! Das zweifelhafte Vergnügen der Polit-Journaille, ihrer Lust an einem Zerfleischungsopfer zu frönen, ist uns erspart geblieben, wie schön. Aber deshalb bellen die getroffenen Hunde!
Herr Köhler ist 67 Jahre habe ich gelesen. Das ist genau das Alter mit dem wir in ein paar Jahren alle in den Ruhestand gehen. Dies gönne ich Ihm von Herzen. Allerdings verstehe ich nicht weshalb sich Herr Köher dann im vergangenen Jahr nochmal hat wählen lassen. Wenn er keine Lust mehr hat dann hätte er sich letztes Jahr nicht mehr wählen lassen sollen.
Außerdem denke ich, dass die Gründe für das "Hinschmeißen" die Köhler genannt hat nur vorgeschoben waren. Ein Mann in seiner Position muss … mehrKritik einstecken können. Die Positionen die Köhler in seiner beruflichen Laufbahn begleitet hat wurden ihm bestimmt nicht vor die Füße gelegt. Da bließ im sicher hier und dort auch der Wind ins Gesicht.
Die Art des Abgangs die Köhler gewählt hat finde ich dem Amt das er begleitet hat nicht ganz angemessen. Dieses "... mit sofortiger Wirkung" finde ich übertrieben.
Ich finde es sehr tragisch, dass unser Bundespräsident Horst Köhler von seinem Amt zurückgetreten ist, aber ich empfinde diesen Schritt als nicht so heldenhaft wie es der Autor dieses Artikels darzustellen versucht.
Die Außenwirkung von Köhlers Entscheidung ist ganz im Gegenteil für alle, die für die Aufrechterhaltung der Werte in unserer Gesellschaft eintreten, äußerst entmutigend.
Sie besagt nichts anderes, als dass ein aufrechter Mann aufgegeben hat...
Wir Christen sollten uns daran kein … mehrBeispiel nehmen.
Im Gegenteil wissen wir, dass Anfeindungen und persönliche Angriffe zu unserem Leben dazu gehören.
Für uns sollte gelten:
Je größer die Widerstände, desto richtiger der Weg!
Ich finde, ein Präsident, der wie Horst Köhler, des öfteren deutliche Worte gefunden hat, muss es aushalten, wenn er bzw. eine seiner Äußerungen kritisiert wird. Ganz nach dem Motto: Wer austeilt, muss auch einstecken können.
Horst Köhler hat sehr viel Gremienarbeit hinter sich: Als Präsident des DSGV, als geschäftsführender Direktor des IWF, um nur die letzten und wichtigsten Stationen seines Lebens vor seinem Amtsantritt zu nennen. Er weiß also letztlich um die Wirkung öffentlich geäußerter … mehrWorte.
Was hat er denn gesagt? Auf Deutsch hat er gesagt, dass die Bundeswehr im Zweifelsfall auch dafür da ist, um uns die Handelswege freizuschießen. - Jedenfalls so, konnte man ihn verstehen und sorry, das geht gar nicht. Das hat er dann ja im Nachhinein richtiggestellt, das war gut und aus meiner Sicht ausreichend (=Schulnote 4). Aber andere haben sich mit schlechteren Leistungen länger im Amt gehalten als er.
Sich nach so einer Sache einfach beleidigt zurückzuziehen, halte ich für unwürdig. Format ist jedenfalls etwas anderes. Er hätte seinen verbalen Fehltritt einfach eingestehen sollen und hätte im Amt bleiben sollen. Denn: Insgesamt war er ein guter Präsident.
Ich bin sehr dankbar für den Kommentar von Herrn Baum. Gerade diese Kommentare haben mir von unseren führenden Persönlichkeiten in der Politik gefehlt. Da war keine(r) in der Lage seine Stimme in dieser Form zu erheben und diese unvergleichliche und authentische Art des Bundespräsidenten Horst Köhler zu würdigen. Ich persönlich habe großen Respekt vor seiner Entscheidung und hoffe, dass zumindest im Rückblick seine vom christlichen Glauben geprägte Art zu reden und zu leben Auswirkungen … mehrhat.
Ich wünsche Ihm und seiner ganzen Familie Gottes reichen Segen und danke Ihm von Herzen für alles was er für das deutsche Volk geleistet hat, mit Gottes Hilfe.
Über den überraschenden Rücktritt von Bundespräsidenten Köhler bin ich sehr schockiert. Ich habe ihn als einen sehr kompe-tenten und verantwortungs-vollen Menschen geschätzt.
Als er wiedergewählt worden war,sah ich das auch als einen geistlichen Sieg an. Denn er verkörpert für mich die Verant-wortung vor Gott und den Menschen, trotz seines hohen Amtes. Er wies die Regierung in ihre Schranken, als er seine Unterschrift bei manchen Dingen verweigerte. Das fand ich gut und richtig. Dieses … mehr"Gewissen" wird jetzt fehlen.
Dem scheidenden Bundespräsi-denten und seiner Familie wünsche ich von Herzen Gottes Schutz und Segen und unserem Land den rechten Nachfolger.
Ich bin besorgt. Herr Köhler hat mir sehr gut gefallen. Nicht alles habe ich genauso gesehen, aber das ist ja nun auch gar nicht möglich und nötig. Ich habe ihn sehr respektiert.
Was ich wieder einmal sehe ist, wie die Medien wie eine Meute über Menschen herfallen, sie zerreißen und dann oft noch ganz unbedarft erschrocken sind, wenn die Menschen daraus die Konsequenzen ziehen und gehen.
Die zunehmende Verrohung der Welt macht mir große Sorge.
Ich wünsche Herrn Köhler alles Gute und bin traurig, dass seine, auch warnende STimme, so nun nicht mehr gehört werden wird.