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06.03.2007 / Thema Burnout / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Redaktion

„Burnout“ unter Christen: „Langsam laufen, damit die Fackel nicht ausgeht“

Man stelle sich vor, der Staffelläufer, der mit seiner Fackel das Olympische Feuer anzünden soll, wäre zu schnell gelaufen, so dass sein Feuer ausging. Ähnlich absurd sei die Vorstellung, dass „Christen das Feuer des Engagements für den christlichen Glauben“ ausgehen könne, sagte Jörg Ahlbrecht, Referent für „Training und Netzwerk“ von „Willow Creek Deutschland“ am 4. März 2007 im Rahmen des „Promiseland“-Kongresses für „Christliche Kinderarbeit“, der vom 2. bis 4. März 2007 in Düsseldorf, vor 2.700 Teilnehmern im „Burg-Wächter-Castello“ stattfand.

Ahlbrecht machte in seinem Vortrag Mut, sich Auszeiten zu nehmen: „Gott hat nicht gewollt, dass wir ausbrennen.“ Es sei klar, dass Leistung Anerkennung bringe und man auf diese Anerkennung angewiesen sei. „Doch ein voller Terminkalender ist für viele mittlerweile ein Statussymbol“, so der Theologe. „Aber was ist, wenn die Anerkennung ausbleibt?“ Für viele bleibe dann nur die Option, noch mehr zu arbeiten. „Wir räumen unserer Arbeit einen zu hohen Stellenwert ein, weil wir uns über das definieren, was wir tun.“

In seinem Vortrag mit dem Titel „Brennen ohne auszubrennen“ sagte Ahlbrecht: „Ein ‚Burnout’ entsteht immer dann, wenn wir über einen längeren Zeitraum mehr von uns geben als wir bekommen.“ Daher sei es wichtig, zu akzeptieren, „dass Gott uns als Wesen erschaffen hat, das zwischendurch Ruhe braucht“. Man könne nicht das Sabbat-Gebot missachten und trotzdem Gott mit seiner Arbeit die Ehre geben wollen. „Das Leben braucht diesen Rhythmus von Anspannung und Entspannung“, so Ahlbrecht.

Zufriedenheit ist ein erlernbares Verhalten

Viele hätten verlernt, wirklich zu genießen und in jedem Augenblick sich an dem zu erfreuen, was Gott einem geschenkt habe. Ahlbrecht: „Die Bibel sagt: Zufriedenheit heißt nicht, genug zu haben, sondern Zufriedenheit ist ein erlernbares Verhalten.“ Er gab mehrere Tipps, wie man diese Zufriedenheit wieder erfahren könne, etwa: „Verbanne die Hetze aus Deinem Leben!“ Auch sei die Gefahr groß, sich der Illusion hinzugeben, dass der „Stress eines Tages von selbst ruhiger werde“, wenn man nicht selbst aktiv dafür sorge. Wer immer zu allen Anfragen „Ja“ sage, vergesse: „Ein Ja an der einen Stelle bedeutet immer gleichzeitig ein Nein an einer anderen Stelle – etwa in der Familie.“

Schließlich rief Ahlbrecht dazu auf, sowohl der Stille vor Gott und dem Hören auf Gott als auch dem „Feiern des Erreichten“ wieder mehr Raum zu geben. Jesus sei nie gehetzt gewesen, sondern habe sein Leben um Zeiten der Stille mit Gott strukturiert. Zu Feiern sei geradezu ein Gebot Gottes. Schließlich liebe Gott uns so sehr, dass er Zeit mit uns verbringen wolle, um uns verändern zu können, denn: „Gott hat mehr Interesse an dem, was aus uns wird, als an dem, was wir für ihn tun.“

Mit „Kopf, Herz und Verstand“ Kindern Gott nahe bringen

Was tun, wenn Mitarbeiter der Kinderarbeit mit dem „Promiseland“-Konzept von „Willow Creek“ gescheitert zu sein scheinen? Auf diese Frage gaben am Samstag zwei „Promiseland“-Experten auf dem „Willow Creek“-Kongress für Kinderarbeit Antworten.

„Exzellent arbeiten heißt: das Beste aus dem zu machen, was man hat“, fasste Febe Olpen; Musiktherapeutin in Bayreuth und gemeinsam mit Daniel Kliemt, Jugendpastor in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) in Siegen, verantwortlich für den Bereich „Promiseland“ Willow Creek Deutschland. zusammen. Daniel Kliemt, forderte die Teilnehmer des Kongresses auf, durch zu starten, um auf diese Weise aus dem Kiesbett raus zu kommen, in das man im Laufe der Arbeit hinein gefahren sei.

Olpen und Kliemt erklärten die sechs Werte, die laut „Promiseland“-Konzept wichtig in der Kinderarbeit sind. An erster Stelle nannten sie den „Spaß“ , den Kinder in der Gemeinde haben müssen. „Immerhin steht in der Bibel mehrmals ‚Freuet Euch!’“, stellte Olpen fest. Dies betreffe auch die äußerliche Erscheinung der Kinderstunde: „Räume können Tristesse ausstrahlen.“ Man müsse in Erfahrung bringen, was Kindern Spaß macht. „Da kann es auch helfen, Spielshows im Fernsehen anzusehen“, so Olpen. Auf keinen Fall sollten Mitarbeiter die Kinderstunde für ausgiebige persönliche Gespräche untereinander nutzen, die Zeit sei ausschließlich für die Kinder da.

Auch mal Geschichten statt „großer Show“

„Besonders wichtig“, so Kliemt, sei für Kinder „Kreativität.“ Der Jugendpastor erzählte von einem persönlichen Aha-Erlebnis in einem Unterwassermuseum: An faszinierenden Phänomenen in der Tierwelt könne man sehen: „Gott selbst ist verschwenderisch in seiner Kreativität.“ In Bezug auf die Kinderarbeit bedeute Kreativität, „aus Vorhandenem etwas Neues zusammen zusetzen“. Dies bedeute aber nicht unbedingt, für die Kinder jeden Sonntag „eine riesige Show zu veranstalten, sondern etwas zu machen, was die Kinder fasziniert, und sei es, eine gute Geschichte zu erzählen“.

Febe Olpen betonte, dass die Arbeit in der christlichen Kinderarbeit „Relevanz zum Alltag“ haben müsse. „Was nützt es, wenn Kinder die Namen der Jünger Jesu auswendig wissen, wenn sie nichts über das wahre Leben lernen? Das Kind muss lernen, wie es das Gehörte in seinem eigenen Leben umsetzen kann und erkennen, welche Lebensbereiche die Bibel anspricht.“ Dabei sei wichtig, dass Leiter viel von sich erzählten: „Wenn ich selbst in meinem Leben Gott nicht erlebe, was soll ich dann vermitteln?“

Grundvoraussetzung für eine gute Kinderarbeit sei, dass sich Kinder sicher in der Kinderstunde fühlten. Dies sei in einer chaotischen Gruppe nicht möglich, betonten die beiden Kindergruppenleiter. Zusammenfassend nannte Olpen drei Punkte, um die es ihr in der Kinderarbeit gehe: „Um Kopf, Herz und Hand“, also um den „Verstand, um Gefühle und das Pragmatische“, das für die Kinder Konsequenzen aus dem Gehörten hervorbringe.

Der 5. Kongress von „Willow Creek Deutschland“ zu diesem Themenschwerpunkt ist konfessionsübergreifend und richtet sich an Personen, die in verschiedenen Kirchen und christlichen Gemeinden Verantwortung speziell für die Kinderarbeit übernommen haben. Allein in Deutschland arbeiten nach Auskunft von Willow Creek Deutschland Geschäftsführer Karlheinz Zimmer „mehr als 1.500 Landes- und Freikirchliche Gemeinden und Gemeinschaften mit diesem Modell.“

Für die Veranstalter erfreulich ist der Anteil an Männern von fast einem Drittel. „Hier zeige sich“, so Zimmer weiter, dass es scheinbar gelungen ist, durch das Konzept von Promiseland die „Männer in den christlichen Gemeinden verstärkt dafür zu gewinnen, Verantwortung auch in einem Bereich der Gemeindearbeit zu übernehmen, der oftmals den Frauen überlassen wird.“

Ziel von „Promiseland“ sei eine lebendige Kinderarbeit in den Gemeinden, erklärte Jörg Ahlbrecht,von Willow Creek Deutschland. Denn: „Kinderarbeit ist der Schlüssel, um überhaupt Menschen in den christlichen Gemeinden und Kirchen zu erreichen.“ Durchgesetzt habe sich dabei vor allem die „Gaben orientierte“ Arbeit. Das bedeutet: während früher oft eine einzelne Person alle Aspekte der Kinderarbeit abdeckte („die Sonntagsschulentante“), sei es fruchtbarer, wenn mehrere Mitarbeiter sich je nach eigenen Gaben einsetzten – sei es in der biblischen Lehre, beim Spielen, dem Theater, beim Basteln oder in der Musik. „Wir wollen, dass die Gemeinde ein besserer Ort wird“, fasste Ahlbrecht die Ziele von „Promiseland“ zusammen.

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