Navigation überspringen

02.01.2008 / / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Gerda Neser

„Jetzt sei doch mal still und hör mir zu!“

Der Herr, der heilige Gott Israels, hat zu euch gesagt: »Wenn ihr zu mir umkehrt und stillhaltet, dann werdet ihr gerettet. Wenn ihr gelassen abwartet und mir vertraut, dann seid ihr stark.« Aber ihr wollt ja nicht.

Der Herr, der heilige Gott Israels, hat zu euch gesagt: »Wenn ihr zu mir umkehrt und stillhaltet, dann werdet ihr gerettet. Wenn ihr gelassen abwartet und mir vertraut, dann seid ihr stark.« Aber ihr wollt ja nicht.
Jesaja 30,15

Immer wenn ich rappelig werde, weil mir zum Beispiel etwas nicht von der Hand geht oder sich etwas nicht entwickelt, wie ich mir das gedacht hatte, muss mir jemand sagen: „Bleib ruhig, gelassen und sei erst mal still!“ Denn ich werde sehr schnell nervös und dann auch aggressiv. Wenn mich also jemand daran erinnert, versuche ich mich zu beruhigen. Und wenn ich tatsächlich beginne, meine Gedanken zu ordnen, wirkt auf einmal alles gar nicht mehr so schlimm. 

In Gottes Geschichte mit den Menschen – der Bibel – ist aufgeschrieben, wie auch das israelitische Volk lernen musste, still zu werden, statt zu zetern und herumzuzappeln. Israel war aus Ägypten gezogen und war nun in der Wüste. Vierzig Jahre mussten sie umherziehen, bis sie wirklich gelernt hatten, still zu sein und Gott zu vertrauen. Immer wieder hatten sie große und kleine Wunder erlebt. Sie zogen aus, ohne das die Ägypter sie aufhalten konnten. Als der Pharao sie verfolgte, entkam das Volk, weil Gott die Wassermassen teilte und sie vollkommen trocken durch das Rote Meer ziehen konnten. Die Ägypter wurden an diesem Tage übrigens vernichtend geschlagen: Sie ertranken bei dem Versuch, Israel durch das geteilte Meer zu folgen.

Durch die Wunder offenbarte sich Gott seinem Volk immer wieder. Er sagte ihnen: „Ihr braucht keine Angst zu haben, denn ich hüte Euch wie meinen Augapfel. Seid still und vertraut mir. Ich führe Euch in ein Land in dem Milch und Honig fließen.“ Dass das so gekommen ist, können wir heute oft in den Nachrichten sehen, wenn es im Nahen Osten mal wieder darum geht, dass ein arabisches Land das Existenzrecht Israels anzweifelt. Aber Israel hatte Angst, murrte oft gegen das, was Gott sagte und war nicht so recht zufrieden damit. Denn es sollte sich „nur“ auf Gott verlassen und abwarten – dann würde es gerettet. Und der Prophet Jesaja sagt dann auch in einer solchen Murr-Situation den Satz, der über diesem Artikel steht: 

Der Herr, der heilige Gott Israels, hat zu euch gesagt: »Wenn ihr zu mir umkehrt und stillhaltet, dann werdet ihr gerettet. Wenn ihr gelassen abwartet und mir vertraut, dann seid ihr stark.« Aber ihr wollt ja nicht.

Wenn ich mich selbst anschaue, dann bemerke ich an mir selbst (oft ungewollt) ein ähnliches Verhalten. Ich habe eine Zusage von Gott, sein Versprechen – Christen nennen das Verheißung – aber statt auf seine Worte zu vertrauen, frage ich: „Wie ist das möglich, das kann doch nicht passieren. Gott hilf mir doch!!!“ Und er hilft mir, aber oft ganz anders als erwartet.

Als ich meine Ausbildungsstelle bekam, zum Beispiel:
Ich hatte nach einem halben Jahr eine Stelle in Mannheim gefunden, die mir sehr gefiel. Ich begann einen Monat vor der Ausbildung schon dort zu arbeiten und dachte: „Hier bleibe ich, jetzt fängt ein neues Leben an.“ Und dann plötzlich sagte meine Ausbilderin mir, das sich die finanzielle Situation so drastisch verschlechtert habe, das sie mich nicht behalten können. Ich hatte schon vorher zwei Stellen verloren, das war die Dritte. Es war August, also viel zu spät, um eine neue Stelle zu suchen.

Ich rief zu Hause an und erzählte meiner Mutter, was passiert war. Dann fuhr ich nach Hause. Auf der Zugfahrt überschlugen sich meine Gedanken. Ich war bedrückt und wurde traurig. Am liebsten wäre ich weggelaufen, weg aus Deutschland, keinen Beruf mehr lernen, ich wollte nicht mehr durchhalten müssen.

Dann geschah das Wunderbare. Als mich meine Eltern vom Bahnhof abholten, begrüßten sie mich mit den Worten: „Du hast eine neue Stelle.“ Mein Vater hatte sich für mich bei einer Firma eingesetzt, bei der ich mich zuvor schon beworben hatte. Eigentlich wollten diese Leute generell nicht mehr ausbilden aber als sie von meiner Situation hörten stellten sie mich als letzten Azubi ein. Ein kleines großes Wunder! Ich begann neuen Mut zu schöpfen und dankte Gott innerlich dafür. Er hatte meine Situation bereits im Griff und hatte für eine neue Situation, einen neuen Ausbildungsplatz gesorgt.

Ich möchte daraus lernen, denn das ist nur ein solches Beispiel aus meinem Leben: Still werden, Gott zuhören und dann handelt Gott wunderbar und macht mich dadurch auch wieder handlungsfähig. Aber nicht so wie ich will, sondern wie Gott will!

Wenn ich mir jeden Tag Zeit nehme und mich mindestens eine Viertelstunde nur auf Gott konzentriere – Christen reden dabei gern von der „Stillen Zeit“, man kann es aber auch Meditation nennen, dann verliert Vieles, was mir schlimm vorkommt, dabei oft seinen Schrecken. Denn ich erinnere mich, werde erinnert und spüre dann:
Nicht ich habe die Kraft, um Problem zu lösen – aber die brauche ich auch gar nicht – denn Gott hat sie.

Ich muss nur eines tun: Auf Gott hören, wenn er zu mir sagt: „Jetzt sei doch mal still und hör mir zu!“

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren