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12.01.2017 / Eine DVD-Rezension / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Martin Mandt

Die Neuverfilmung von „Ben Hur“ fürs Heimkino

Die monumentale Neuverfilmung um den jüdischen Prinzen Judah Ben Hur gibt es jetzt auf DVD und BluRay.

Er ist wohl der berühmteste Monumentalfilm der Geschichte: „Ben Hur“. Es ist die Geschichte des jüdischen Prinzen Judah Ben Hur, der von seinem römischen Freund und Adoptiv-Bruder Messala als Sklave auf eine Galeere geschickt wird. Da er überlebt, kann Ben Hur Rache üben und seinen ehemaligen Freund in einem Wagenrennen im römischen Circus bezwingen. Es ist aber auch die Geschichte des Mannes Judah Ben Hur, der Jesus von Nazareth begegnet und dessen Leben sich deswegen grundlegend ändert. Die Neuverfilmung ist jetzt auf DVD und BluRay erhältlich.


Ben Hur (2016) DVD



„Ben Hur “
Spielfilm, USA, 2016
Regie:   Timur Bekmambetow
Verleih:   Paramount
Länge BD:   124 Min
Länge DVD:   119 Min
Darsteller:









 
  Jack Huston (Ben Hur),
Toby Kebbell (Messala),
Nazanin Boniadi (Esther),
Pilou Asbæk
(Pontius Pilatus),
Rodrigo Santoro (Jesus),
Morgan Freeman (Ilderim),
Sofia Black-D'Elia (Tirzah),
Ayelet Zurer (Naomi),
Moises Arias (Dismas)
u.a.
FSK:   ab 12 Jahren
Unsere
Empfehlung:
 
ab 14 Jahren

Selbstredend muss sich der Film dem Vergleich mit William Wylers Verfilmung von 1959 stellen, dem er nicht standhält – nicht standhalten kann! Und doch ist er als modernere Interpretation gelungen, zumal die neue Version rund um die Hälfte kürzer ist, als Wylers „Monument“. 

Jeder, der den Film früher mit den Eltern an einem Feiertag angesehen hat, kennt die andächtige Spannung, die der Film verbreitet hat, das Flair, das Besondere, das einem Sandalen- und Monumentalfilm innewohnt, bevor all dies von plumpen Spoofs veralbert worden ist. Den Filmen der 50er und 60er Jahre überhaupt wohnt ein gewisser spröder Charme inne, vor dem fast jeder Cineast noch heute Respekt hat. Sogar die in „Ben Hur“ unpopulär gewordenen christlichen Botschaft, die darin deutlich verwurzelt ist, ändert daran wenig. Schon der 1880 erschiene Roman wies im Titel darauf hin. Lewis Wallace nannte sein Buch „Ben Hur – a Tale of the Christ“.

Die gleiche Geschichte anders interpretiert

Der neue „Ben Hur“ weicht jedoch von den Vorlagen ab. Nicht nur, dass die Hauptdarsteller eher farblos erscheinen – auch inhaltlich geht der Film ein paar andere Wege:

Mit dem Wagenrennen wird schon zu Beginn geködert – darauf warten alle Fans, und wenn das Rennen endlich nach rund anderthalb Stunden startet, um nach zehn Minuten Ben Hur als Sieger hervorgehen zu lassen, wurde eine Beziehungsgeschichte zwischen Judah (Jack Huston) und seinem römischen Adoptivbruder Messala (Toby Kebbell) erzählt. Messala bekommt ein trauriges Erbe, einen trunksüchtigen Versager als Vater, dessen Versagen und Fehler er mit aller Gewalt versucht, wiedergutzumachen. So bekommen die Verhaftung der Familie Hur, Judahs Versklavung und die Kreuzigung seiner Familie einen weit negativeren Anstrich, als es die Vorlagen hergeben. Auch ist es ein Pfeil, der den Grund dazu liefert – abgeschossen von einem Zeloten, um Messala zu töten. Judah Ben Hur hatte ihm Unterschlupf gewährt, weil er schwer verletzt war. Im Verlauf des Films tritt auch Jesus mehrfach in Erscheinung und predigt von Feindesliebe und Gewaltlosigkeit. Davon Ist Judahs Frau Esther zunächst mehr beeindruckt, als Judah selbst.

Nachteil: Digitale Bilder versauen die Action-Sequenz

Heutige Filme müssen Actionsequenzen aufweisen, sonst gelten sie schnell als langweilig. „Ben Hur“ hat solche Sequenzen, und natürlich schauen alle auf das unausweichliche Wagenrennen. Ja, es ist recht gut gelungen, auch wenn die digitale Fotografie einen unsäglichen Bildersalat hinterlässt, der durch schnelle Schnitte noch verstärkt wird. Das macht keinen Spaß mehr - auch nicht auf dem heimischen Bildschirm, wenngleich es da besser zu ertragen ist, als auf der riesigen Kinoleinwand. Analoge Bilder hatten den Vorteil, dass sie auch bei schneller Schnittfolge noch klar und deutlich die Handlung hervortreten lassen konnten. Aber die Zeiten sind wohl (außer bei Quentin Tarantino) vorbei. Der Film kommt übrigens nicht als 3D-BluRay raus - obwohl er im Kino in 3D gelaufen ist.

Aber es ist eigentlich nicht die Action, die in der Neuverfilmung überzeugt, sondern die Handlung, die Entwicklung des Ben Hur, der vom reichen Prinzen zum Sklaven wird und zuerst Rache schwört, sich aber später einer großen Geste bedient, die dem Zuschauer beteuert: Rache verliert an Würze, wenn sie erreicht wurde. Sie macht weder glücklich noch macht sie Geschehenes ungeschehen. Der Grund dafür ist auch die Begegnung Ben Hurs mit Jesus Christus, von dem seine Frau Esther zunächst viel mehr angetan ist, als er selbst. Noch schöner wird dieser Aspekt allerdings in einem Special auf der DVD (Die BluRay lag uns nicht als Rezensionsexemplar vor): Hier wird deutlich gemacht, dass die Begegnung mit Jesus einen erheblichen Einfluss auf Judah Ben Hur hatte - ganz so, wie es auch die Romanvorlage vorgibt.

Filme sind Zeitgeist und nur selten zeitlos

Letztlich kann man diese Neuverfilmung weder mit der Romanvorlage, noch mit dem alten Epos von Wyler vergleichen – und Letzteres sollte man auch nicht. Moderne Filme sprechen immer in eine bestimmte Zeit. Zeitlosigkeit erreichen wahrlich nur wenige (verfilmte) Geschichten. „Ben Hur“ (2016) gehört nicht dazu. So wird hier etwa der politischen Lage mehr Raum geschenkt, die der heutigen Zeit und Weltsituation anspricht. Das ist aber auch darum der Fall, weil dem erzählerischen Hintergrund nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Niemand will heute einen fast vierstündigen Film im heimischen Wohnzimmer anschauen. An eine TV- oder DVD-Auswertung musste William Wyler 1959 schließlich noch nicht denken.

Auch das trägt heute dazu bei, dass Geschichten weniger ausführlich erzählt werden. Und das ist auch der Grund, warum das Ende des Film wie „drangeklascht“ wirkt. Gehetzt, unausgewogen und viel zu schnell wandelt sich Judah Ben Hur vom Rächer zum Versöhner, wenngleich das tatsächlich die größte Stärke der Geschichte selbst ist. Wenn das die Zuschauer heute nicht mehr verstehen, dann liegt es sicherlich daran, dass diese Wandlung ob der erzählerischen Hektik nicht mehr nachvollziehbar ist.

Spaß   ✓✓✓✓
Action   ✓✓✓
Spannung   ✓✓✓
Gefühl:   ✓✓✓✓
Anspruch   ✓✓✓✓✓
Extras   ✓✓✓
Note:   2

 

 

 

 Martin Mandt

Martin Mandt

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