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© Ramona Eibach / ERF

07.11.2016 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Ramona Eibach

Kein Bauernhof ohne Jesus

Was ich von einem Kleinkind über meinen Glauben gelernt habe.

Tiere stehen in Reih und Glied. Der Traktor brummt fröhlich. Obstbäume hängen voller Früchte. Der Bauernhof lebt. Das Trampolin im Spielzimmer ist voll mit „Gebautem“, wie meine Tochter es nennt. „Oh! Das sieht aber schön aus!“, lobe ich die Dreijährige. Aber sie scheint unzufrieden, wühlt in Kisten.

„Suchst du was?“, frage ich. „Mama, wo ist der Jesus?“ Große fragende Augen blicken mich an. Ich weiß, sie meint die Spielzeug-Krippe. Im letzten Jahr habe ich sie für die Adventszeit gekauft. „Die holen wir doch erst raus, wenn Weihnachten wird.“ Meine Worte stoßen auf Unverständnis. „Warum, Mama? Ich will jetzt mit dem Jesus spielen!“

Bei so viel Charme kann ich nicht widerstehen. Ich hole die Krippenfiguren aus dem Schrank. Sofort werden Maria, Joseph und das Jesuskind zwischen Bauernhoftieren und Obstbäumen platziert. Meine Tochter ist zufrieden. Das, was hier gerade passiert, dringt in mein Herz ein. Von dort steigt es auf und formt ein Lächeln in mein Gesicht. Fasziniert schaue ich der Dreijährigen beim Spielen zu. Aber jetzt krame ich unruhig in meinem Inneren.

Sonntags-Glaube“ für den Alltag

Mein Kopf versucht zu fassen, was mein Herz so bewegt. „Wo ist der Jesus?“ „Ich will jetzt mit dem Jesus spielen.“ Diese Sätze lassen mich nicht los. Meine Tochter hat Recht: Jesus ist immer aktuell, nicht nur im Advent oder zu Ostern. In der Welt meiner Tochter gehört das Kind in der Krippe selbstverständlich in die Spielzeugkiste. Im Hochsommer soll ich ihr die Ostergeschichte vorlesen. Ich fühle mich ertappt.

Seit meiner Teenagerzeit glaube ich an Jesus. Ich glaube, dass er mich liebt. Das macht mein Leben lebenswert, das habe ich oft erfahren. Trotzdem fällt es mir immer wieder schwer, Jesus in meinen Alltag zu integrieren. Manchmal vergesse ich ihn sogar ganz. Damit das nicht passiert, lege ich ihn fest auf bestimmte Zeiten. Den Sonntag zum Beispiel. Aber was nützt mir ein Sonntags-Glaube an sechs „Alltagen“ pro Woche? Wo ist Jesus, wenn ich in meinen Kisten krame? Im Schrank, sicher aufbewahrt für den nächsten Advent?

Geistlich arm

Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich daran denke, wie meine Tochter das Kind in der Krippe in ihr Bauernhof-Spiel integriert. Die Unbeschwertheit eines Kindes, das im Spiel nach dem Jesuskind verlangt, wirkt komisch, sogar lustig. Vielleicht ist es das, was Jesus gemeint hat, als er gesagt hat: „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.“ (Matthäus 5,3)

„Geistlich arm“, das klingt so unreflektiert. Fast tölpelhaft. Aber eigentlich ist es genau das, was ich mir wünsche. Unbeschwert, leicht und frei. In jeder Situation nach Jesus verlangen, ihn einbeziehen in das, was ich tue. Unreflektiert und naiv. Ihm erlauben, das ganze Jahr über in meiner Gedankenkiste zu sein. In diesem Sinne will ich geistlich arm sein.

Ihr Kommentar

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Kommentare (5)

Waltraud H. /

danke für diese andacht.werde sie in meinem hauskreisnachmittag 15.12.2016 meinen frauen vorlesen.

Ursula S. /

Vielen Dank !!! Das Glaube auch ganz leicht, einfach sein darf. Aus den Augen eines Kindes...halt. Das tut gut. Oft sind wir viel zu kompliziert. Dabei sind wir Kinder Gottes. Das ist toll und lohnenswert sich daran zu erinnern

Winfried S. /

auch als 80-jähriger bete ich noch immer ein Gebet, das ich schon als kleiner Junge mit 5 Jahren gebetet habe. das hat mich mein ganzes Leben begleitet bis heute. Herzliche Grüße Winfried S.

Ursula K. /

Kinder sind ein geschenk Gottes,wie wunderbar solch intensive momente ins Erwchsenen Gedächnis einzuprägen.Mein Enkel Nathanael und ich besuchten eine Glaubensschwester und erzählten ihr mehr

Renate /

"Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Reich kommen, das der Himmel regiert." (Matth. 18,3) Daran musste ich beim Lesen dieser
netten Begebenheit denken. Auch ich habe in dieser Hinsicht viel von unseren Kindern gelernt.

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