Navigation überspringen
© Anthony Intraversato / unsplash.com

29.08.2016 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Simone Merz

Gottes Liebe im Leid

Wie ein Perspektivwechsel alles verändern kann. Eine Andacht.

Aus den Augen, aus dem Sinn. Für meinen kleinen Sohn ist das tatsächlich so: Bin ich nicht in seinem Blickfeld, bin ich weg. Er versteht nicht, dass ich nur in einem anderen Raum, aber immer noch da bin. Er kann sich noch so viel anstrengen, er kann es einfach nicht verstehen. Bis er das kann, muss er noch ein paar Monate älter werden.

Manchmal, so denke ich, geht es mir mit Gott genauso. Es fühlt sich so an, als wäre er nicht da. Theoretisch weiß ich ja, dass das nicht stimmt, aber es fühlt sich in diesen Momenten nicht so an. Das Volk Israel kennt diese Situationen nur zu gut. Die Israeliten wurden nach Babylon verschleppt und mussten in Gefangenschaft leben. Es war eine schwierige Zeit, die von Leid geprägt war. Gott schien dabei unendlich weit weg.

Warum unternimmt er nichts gegen die Not, in der sie sich befinden? Wo ist Gott? Warum greift er nicht ein? Warum schweigt er? Das sind Fragen, die ich angesichts von Leid nur zu gut kenne, aber auf die ich keine Antwort habe − und auch Gott beantwortet sie in den meisten Fällen nicht.

Was, wenn die Not bleibt?

Gott aber sagt, dass er uns liebt. Ich weiß: Angesichts von großer Not klingt das manchmal wie Hohn. Aber genau das ist es, was Gott Israel in der Gefangenschaft durch seinen Propheten Jeremia zusagt: „Der Herr ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“ (Jeremia 31,3).

In den Versen danach verspricht Gott außerdem, dass er die Situation für die Israeliten zum Guten wenden wird. Wann das sein wird, das sagt er nicht. Erst einmal ändert sich für die Israeliten von außen betrachtet gar nichts. Nur dieses „Ich habe dich je und je geliebt“ steht im Raum. Es tut sich nicht plötzlich ein Schlag und alles ist gut.

Trotzdem kann die Liebe Gottes alles verändern. Sie verändert den Blickwinkel, meine innere Einstellung. Wo Gottes Liebe tiefe Gewissheit wird, breitet sich Frieden aus und das Wissen, dass Gott gut ist, dass er mein Leben unter Kontrolle hat und dass er alles zum Besten benutzen wird. Wann und wie das genau sein wird, spielt dann keine Rolle mehr.

Vielleicht verändert sich die Situation lange überhaupt nicht oder auch erst dann, wenn ich Gott von Angesicht zu Angesicht sehe. Spätestens dann wird gewiss alles gut sein. Bis dahin aber bleibt der Glaube und das Vertrauen. Wie ein Baby, das weiß, dass Mama oder Papa da sind, auch wenn es sie nicht sieht, so ist Gott da, auch wenn ich ihn nicht wahrnehme und alle äußeren Umstände dagegen sprechen.

Wie lerne ich Vertrauen?

Wie komme ich zu diesem Vertrauen? Wie ein Baby kann auch ich nichts dafür tun. Irgendwann ist es soweit und das Kind begreift, dass es nicht allein ist. So ist es auch im Glauben. Zeit und Erfahrungen mit Gott helfen dabei, aber letztlich ist Vertrauen in Gottes Liebe und Güte ein Geschenk. Ich kann nur meine Hände öffnen und Gott darum bitten.

Im Neuen Testament schreibt Paulus in Philipper 4,13: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ Paulus führt in den Versen vorher aus, dass er schon alles erlebt hat: Überfluss und Hunger, Schönes und Leidvolles. Mit der Zeit hat er gelernt, dass er jeder Situation gewachsen ist, nicht weil er selbst so stark ist, sondern weil der Heilige Geist ihn stark macht. Der Geist bewirkt den Glauben in Gottes Liebe und Güte, die ihn leichte und schwere Situationen meistern lässt.

Mit dem Wissen, dass Gott mich liebt, dass er da ist, auch wenn alles dagegen spricht und dass er mein Leben in seiner Hand hält, werde ich anders durch leidvolle Erfahrungen gehen.

Das ist schwer. Deshalb will ich ehrlich vor Gott werden und ihm bekennen, dass ich es nicht aus mir selbst heraus schaffe, ihm seine Liebe zu mir zu glauben. Gleichzeitig werde ich dankbar, dass ich nicht glauben muss, sondern dass der Heilige Geist es für mich tut. Er lässt Vertrauen wachsen und flüstert mir immer wieder zu: Ich liebe dich, dein Gott! 

 Simone Merz

Simone Merz

  |  Moderatorin

Simone ist Mama und Moderatorin. Sie ist in einem badischen Dorf aufgewachsen, doch seit ihr ihr hessischer Traumprinz über den Weg gelaufen ist, befindet sich in ihrem Haushalt nicht nur der Spätzlehobel, sondern auch ein Bembel. Als Redakteurin und Moderatorin kann sie genau das machen, was sie schon immer machen wollte: Menschen für den Glauben begeistern.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Pia H. /

Vielen Lieben DANK für Ihrem Andacht

Bernd B. /

Danke für diese ermutigende Andacht. Die Worte haben mir, als leidgeprüften Menschen, einfach gut getan. Ich werde sie heute einem Menschen im Krankenhaus zusprechen, der das auch dringend braucht. Nochmals danke!

Das könnte Sie auch interessieren