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Liebe prägt die Erkenntnis

Bärbel Wilde über 1. Korinther 8,23.

Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.

1. Korinther 8,2–3

Jennifer hat auf der Internet Plattform You Tube Tausende Zuschauer. Ihr Ziel ist es, Nichtchristen zu Jesus zu bringen. Sie erklärt, dass Frauen nicht in der Gemeinde sprechen oder sie leiten dürfen, weil Paulus das so sagt. Ich muss sagen, da habe ich eine andere Erkenntnis.

In der Gemeinde in Korinth gab es damals auch unterschiedliche Erkenntnisse. Die Christen dort  waren sich nicht einig. Es gab es zwei Gruppen: die einen aßen Fleisch. Die anderen verzichteten darauf. Beide begründeten ihr Verhalten mit ihrem Glauben.

Die einen meinten: Wer zu Jesus Christus gehört, muss sich ganz von den heidnischen Kulten trennen, damit die Bindung an den einen Gott dadurch nicht gefährdet wird. Damals war das Schlachten von Tieren mit den heidnischen Kulten verbunden. Darf also ein Christ Fleisch essen, das zuvor als Opferfleisch gedient hat? Sie verzichteten lieber auf den Fleischkonsum.

Die anderen meinten erkannt zu haben: Es gibt nur einen Gott, die heidnischen Götzen sind nichtig und können uns gleichgültig sein. Dem Fleisch passiert nichts, selbst wenn es als Opferfleisch gedient hat. Darum können wir es bedenkenlos essen. So lebten sie ihre christliche Freiheit.

Sollten wir andere abwerten oder ausgrenzen, nur weil wir Dinge anders sehen?

Paulus meinte, dass jeder Christ frei sei, das Fleisch zu essen, das den Götzen geopfert wurde. Aber die, für die genau das eine Gewissensbelastung war, verdienten als die „Schwachen“ Rücksichtnahme.

Paulus schreibt im 1. Korinterbrief: „Falls jemand etwas erkannt zu haben meint, dann hat er noch nicht so erkannt, wie man erkennen muss.“ Bei uns ist die Frage von damals nicht mehr Diskussionsthema, aber die Frage: „Was darf ein Christ…?“ beschäftigt auch uns.

Nicht nur ethisch: z.B. Muss Ich meine Organe spenden? Muss ein Christ Veganer sein? Theologisch: Darf man Kinder taufen? Darf eine Frau Pastorin sein? Oder politisch. Da gibt es unterschiedliche Erkenntnisse. Vielleicht sind wir sogar anderer Meinung in Fragen, die für uns große Bedeutung haben. Das soll aber nicht zu Abgrenzung und Ausgrenzung von anderen führen.

Entscheidend ist für Paulus die Liebe. Die Erkenntnis bläht auf. Die Liebe baut auf.

Darum widerspricht Paulus denen, die allein von ihrer Erkenntnis das Leben bestimmen wollen. Unsere Erkenntnis ist nicht der Wahrheit letzter Schluss. Alle, die in ihrem Glauben an Christus erkannt haben, wie frei sie durch Jesus geworden sind, müssen sich fragen: Wo soll ich mich den „Schwachen“ unterordnen - der Liebe wegen.

Wir alle haben die Liebe nötiger als die Erkenntnis, um frei und dennoch beieinander zu bleiben. Erkenntnis ist Stückwerk. Paulus schreibt: „Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.“

„Erkennen“ kommt in der Bibel immer wieder vor. Es hat mit Beziehung zu tun.

Das hebräische „jada“ meint eine ganzheitliche Hinwendung. Kopf, Herz und Körper sind beteiligt. Das ist mehr als rationales Wissen über den andern. In der Bibel “erkennen sich Mann und Frau und werden ein Fleisch“. Unsere menschliche Fähigkeit zu erkennen und zu lieben, ist erst noch im Werden.

In der Beziehung zu Gott geht es um so eine Liebesbeziehung. Gott nimmt uns so an, wie wir sind mit unserem Temperament, mit unseren Gaben und Grenzen. Gerade die Vielfalt der Menschen macht das Leben so bunt.

Wenn wir Gott und seine Liebe kennenlernen, lernen wir uns auch selbst zu verstehen und uns selbst anzunehmen. Jesus Christus, sein einziger Sohn hat für jeden sein Leben hingegeben. Wie kann ich dann den anderen, der auch so von ihm geliebt ist, ablehnen oder sogar hassen?

Ich begründe meine Berufung zur Pastorin aus der Bibel. Bin ich nun die Schwache oder die Starke? Ich möchte Jennifer mit ihrer Erkenntnis so stehen lassen. Und hoffe, dass Sie das so auch mit mir tun kann.

 

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Kommentare (2)

Rüdiger S. /

Seit langem verstehe ich nicht, warum Frauen in den meisten Kirchen von Leitungsfunktionen ausgeschlossen sind.
Spreche ich die dafür verantwortlichen Männer darauf an, antworten sie mit mehr

Ruth H. /

Denke für diesen für mich so ansprechenden und interessanten Gedankengang. So habe ich das noch nie sehen dürfen. Gott segne uns alle.