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18.11.2013 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Wie ich vergeben lernte

Warum es sich nicht lohnt, sich von der Schuld anderer den Schlaf rauben zu lassen. Eine Andacht.

Ich lag im Bett und starrte an die Decke. In mir tobte es. Ich war schrecklich wütend und das ließ sich nicht durch ein klärendes Gespräch wegdiskutieren. Ich wusste genau, dass eine Aussprache nichts bringen würde. Denn ich hatte schon alles versucht! Ein langes, klärendes Gespräch, vor dem ich gebetet und gelitten hatte, war erfolglos geblieben.

Ich hatte versucht, die andere Seite zu verstehen, hatte aber mittlerweile den Eindruck nach Strich und Faden belogen worden zu sein. Direkt ins Gesicht von Menschen, denen ich einmal vertraut hatte. Ich wollte mit niemandem in Unfrieden leben, aber nun war es genug. Das Maß war voll. Ich hatte wirklich versucht zu vergeben, für Monate die ganze Angelegenheit verdrängt und dann war alles wieder aufgebrochen.

Siebzigmal siebenmal ist eindeutig zu viel

Da lag ich nun. Wütend und verzweifelt fragte ich mich: Wie kann ich vergeben, wenn der Andere gar nicht glaubt, meine Vergebung nötig zu haben? Natürlich kannte ich als guter Christ die Antwort, dass ich auch dann vergeben muss. Aber was hieß das? Wie oft muss ich das Verhalten meines Mitmenschen tolerieren, bevor ich eine Grenze ziehe?

Auch Petrus stellte sich in Matthäus 18,21f diese Frage: „Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.“ Siebzigmal siebenmal war eindeutig mehr als in meiner Macht stand. Schon einmal zu vergeben konnte verdammt schwer sein. Wieso bürdete mir Gott die Last auf vergeben zu müssen?

Vergeben ist keine zusätzliche Last!

Am nächsten Tag war ich müde und deshalb noch einen Ticken wütender. Denn schließlich schlief ich nur deswegen schlecht, weil diese eine Person in meinem Leben sich absolut abscheulich verhielt. Doch als ich das dachte, kam ich ins Stocken. „Wieso gebe ich dieser Person so viel Raum in meinem Leben?“, fragte ich mich. Es reichte doch, dass sie mich verletzt und enttäuscht hatte.

Vielleicht, so dachte ich, ist Vergeben ja gar keine leidige, schwere Aufgabe, die ich zusätzlich zu schultern habe, sondern die Möglichkeit, endlich meine Last loszuwerden. Diese Erkenntnis machte mich frei. Ich verstand: Ich bin nicht für das Verhalten meines Mitmenschen verantwortlich. Vergeben heißt nicht schön zu reden, was passiert ist, oder es zu tolerieren. Vergeben heißt nur alles vorbehaltlos an Gott abzugeben. Bei ihm sind mein Zorn und meine Verletzung in den besten Händen.

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

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Kommentare (18)

belinda /

bekannt

Christina /

Also ich finde das vergeben auch gar nicht einfach! Ich würde gerne vergeben und mich frei machen und alles an Christus abgeben.... und ich bete jeden abend, er möge mir helfen zu vergeben. Aber wenn mehr

Colin V. /

Liebe Rebecca,
vielleicht nicht ganz unbekannt, aber mir hat es schon geholfen wenn ich jemandem noch nicht vergeben konnte, dass ich GOTT gebeten habe, es für mich zu tun. Das hat funktioniert; denn einige Zeit später konnte ich tatsächlich auch selbst vergeben. Sei gesegnet
Colin

Mary /

Liebe Schwester im Glauben,
ich verstehe von Herzen Deine Gefühle, Erfahrungen und ich bin auch mitten in einem solchen Prozess. Mir hat jemand geholfen der gesagt hat: Wenn in meinem Herzen mehr

Hanne B. /

Seit fast 5 Jahren befinde ich mich in diesem Prozess, daß ich belogen u. betrogen werde (unfaßbar) aber im Rückblick kann ich dankend wie Hiob sagen: vom Hörensagen habe ich von GOTT gehört - jetzt mehr

hans h /

Als ich vor einigen Jahren, den Weg zu Jesus fand ,ging mit einem male die Vergebung an den Menschem, die mir vermeindlich Unrecht getan haben ganz leicht und ohne Schwirigkeiten von statten.

gudrun /

Ja, ich glaube auch, dass mit Vergebung in christlichen Kreisen oft zu oberflächlich umgegangen wird. "Vergib einfach" und dann soll es uns besser gehen. Da wird oft verdrängt und irgendwann holt es mehr

Hansjörg K. /

"Wer nicht vergeben kann, bricht eine Brücke ab über die er selbst gehen muss!"
Wenn wir nicht vergeben, richten wir über andere - und das steht nur Gott zu!
Und wenn wir vergeben, werden wir frei - wir übergeben diesen Menschen und sein "Vergehen" ganz alleine Gott!
Euer Bruder Hansjörg

Marion /

in einer Bibellese wurde das Thema Vergebung auch angesprochen. Ein Gedanke hat mir dabei sehr geholfen und zwar, das wir Menschen die Schuld unserer Mitmenschen als viel grösser sehen, als unsere mehr

Judith L. /

Nur durch Vergebung geschieht persönliche Heilung, die mir von Gott geschenkt wird.
Das ist Gnade

BERND /

... kann es nicht auch zu "Verdrängung" führen!? " was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!" ... Ich vergebe indem ich "ALLES" Gott überlasse - JA! .. oft funktionuert dies - aber was, wenn es über mehr

annemarie /

vergeben ist nicht einfach.ohne vergebung auch nicht.

Hanna B. /

Liebe Heidi,
ich stehe mitten in diesem Prozeß. Er hat mich krank gemacht an Leib, Seele und Geist,
mein Vertrauen zutiesft erschüttert und meine
Hoffnung geraubt. In unserem Abendgottes-
dienst mehr

Siegfried /

Liebe Heidi,
es ist nicht einfach, aber die einzige Möglichkeit. Ich habe es probiert und es geht.

Else /

Im Vertrauen darauf, dass ich von Gott geliebt bin, kann ich Gott meinen ganzen Groll, meine Verletztheit und Wut gegenüber jemanden vor die Füße legen. Wie wenn man einenSchalter umlegt habe ich mehr

Dieter /

Diese Erfahrung der Vergebung habe ich auch machen dürfen. Es ist so, wie Rebecca es geschrieben hat. Einen guten Start in die Woche!

lüsse /

Vergebung

Heidi /

...........wenn es so einfach wäre.............

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