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© Sai de Silva / unsplash.com

29.11.2019 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Micaela Kassen

„Mama, mach keinen Stress!“

Welche 8 Punkte mir helfen, Disstress zu reduzieren.

„Beeil dich!“, „Schnell, zieh deine Schuhe an!“, „Wir haben es eilig“ – das sind Sätze, die meine Kinder morgens öfter zu hören bekommen. Und das obwohl jede Mutter weiß: Wenn man Kindern sagt, dass sie sich beeilen sollen, bewegen sie sich noch langsamer. „Mama, mach keinen Stress!“, höre ich meinen Großen dann sagen. 

Stress – was ist das eigentlich? In der Psychologie spricht man von Eu- und Disstress. Eustress ist positiver Stress. Stress, der mir gut tut, mich herausfordert, meine Leistungsfähigkeit erhöht und mich motiviert. Disstress ist negativer Stress. Disstress habe ich, wenn ich mich überfordert fühle und ich keine Lösungen mehr für meine Aufgaben finde. Er kann zur Verzweiflung führen. Nur Disstress zu haben, macht krank und führt, wenn man keine Erholungsphasen hat, zu einem Burnout. 

Welche 8 Punkte mir helfen, Disstress zu reduzieren. 

1. Mir bewusst machen, wer ich eigentlich bin

Um negativen Stress vorzubeugen, ist es wesentlich, mich selbst zu kennen. Zu wissen, was ich kann und was ich nicht kann. Wo meine Stärken und Schwächen liegen. Und dies zu akzeptieren. Bin ich ein Mensch mit einem ausgeprägten Empathie- und/oder starkem Verantwortungsgefühl? Arbeite ich sehr gewissenhaft? Wenn ja, dann muss ich umso mehr aufpassen, ein Gleichgewicht von Eu- und Disstress zu besitzen. Ich muss meine eigenen Grenzen kennen und wissen, bei welchen Aufgaben ich mehr Ressourcen brauche. Oder ob ich bestimmte Aufgaben überhaupt annehmen kann oder annehmen sollte. Ich mache mir klar, welche Fähigkeiten ich habe und welche nicht. An welchen Fähigkeiten kann ich noch arbeiten? Was fällt mir schwer? Wo brauche ich Unterstützung?

Um negativen Stress vorzubeugen, ist es wesentlich, mich selbst zu kennen. Zu wissen, was ich kann und was ich nicht kann. Wo meine Stärken und Schwächen liegen. Und dies zu akzeptieren.

2. Dinge tun, die mir gut tun

Ich werde mir bewusst, was ich brauche, um leistungsfähig zu sein. Dazu gehört es, mich selbst zu fragen, was mir gut tun würde. Bewege ich mich regelmäßig oder könnte ich mal wieder einen Spaziergang in der Natur machen? Liebe ich Sport und sollte ich wieder anfangen, jede Woche mal joggen oder schwimmen zu gehen? Ernähre ich mich gesund und ausgewogen? Sollte ich vielleicht einmal ein paar Entspannungsübungen ausprobieren? Oder mal wieder mit einer Freundin eine Shoppingtour oder einen Wellness- Nachmittag machen? Sitze ich gerne mit Freunden in einem Café und philosophiere über Gott und die Welt oder entwickle Lösungsansätze, wie man die Welt retten kann? Oder würde ich es genießen, einfach mal wieder einen Spielenachmittag zu veranstalten und Brettspiele zu spielen?

Ich werde mir bewusst, was ich brauche, um leistungsfähig zu sein. Dazu gehört es, mich selbst zu fragen, was mir gut tun würde.

3. Akzeptieren, wo ich gerade stehe

Manchmal wünsche ich mir, ich wäre schon weiter. Ich akzeptiere nicht, da zu stehen, wo ich gerade bin. Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst, erwarte Leistungen von mir, denen ich nicht gerecht werden kann. Ich will besser oder weiter sein. Ich kann Stress reduzieren, wenn ich versuche, umzudenken und Geduld mit mir selbst habe. Mir deutlich mache, wo ich in meinem Leben stehe und dass ich jetzt das Beste daraus machen will.

4. Realistische Ziele setzen

Ich baue Stress ab, wenn ich mir Ziele setze, die ich erreichen kann. Manchmal kommt es vor, dass ich mir mehr vornehme, als ich überhaupt erledigen kann. Es ist besser, ein realistisches Maß an Aufgaben zu haben, sodass ich am Ende des Tages meine erledigten Aufgaben abhaken kann als einen zu vollen Terminplaner zu haben, der mich am Ende des Tages noch zur Frustration treibt. Ich frage mich also: Welche Ziele habe ich? Kann ich sie erreichen? Sind sie realistisch? Dafür ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Was mache ich und was kommt zuerst?

5. Akzeptieren, was ich nicht ändern kann

Ein weiser Mensch betete einmal:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. – Reinhold Niebuhr

Oft mache ich mir Druck. Ich entdecke einen Missstand und schon setzte ich alles daran, ihn zu beheben. Ich verliere den Blick auf die schönen Dinge und fokussiere mich zu sehr auf Schwierigkeiten und Probleme. Ich suche nach Lösungen. Doch nicht immer lässt sich eine Lösung finden. Oftmals habe ich gar keinen Einfluss darauf, etwas an einer Lage zu ändern. Wenn ich z.B. nicht die Autorität besitze, um etwas zu ändern. Ich muss mir selbst sagen, dass ich es akzeptieren muss. Mir hilft es manchmal, wenn ich mir sage, dass manche Dinge zu diesem Zeitpunkt nicht geändert werden können, aber vielleicht später einmal. Für mich ist es eine der größten Herausforderungen überhaupt.

6. Wissen, ich muss nicht immer erreichbar sein

Das Handy klingelt. Eigentlich habe ich gerade überhaupt keine Zeit oder Lust und trotzdem gehe ich ran. Doch immer erreichbar sein – das ist ein Stressfaktor, der nicht sein muss. Ich muss nicht immer für jeden und alles erreichbar sein. Manchmal werde ich gefragt, warum ich zu einer bestimmten Uhrzeit nicht ans Handy gegangen bin. Es nimmt mir einen weiteren Stressfaktor weg, wenn ich einfach gelassen bleibe und mich nicht rechtfertige. Kurze Sätze wie „Ich war unterwegs“ oder „Ich hatte gerade keine Lust“ sind meiner Meinung nach besser als lange Erklärungen, die ich schon irgendwie aus falschen und unpassenden Schuldgefühlen liefere.

7. Wissen, ich muss niemandem etwas beweisen

„Ich wusste, dass du das nicht schaffst“, „Ich habe mir schon gedacht, dass du durch diese Prüfung durchfällst“ – wenn man solche Sätze zu oft gehört hat, kann man dazu tendieren, alles dafür zu tun, um Lob und Anerkennung zu bekommen. Immer mehr zu machen, als das, was man eigentlich machen muss. Doch ich lebe nicht, um irgendjemandem etwas zu beweisen. Um zu zeigen, dass ich etwas hinkriege. Um jemanden immer zufrieden zu stellen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn jemand mal unzufrieden mit mir ist. Oder auch mal zu Unrecht seinen Missmut zeigt. Wenn ich mit diesem Gedanken leben kann, reduziert dies bei mir eine Menge Stress.

8. Umdenken

Ein Beispiel: Ich stecke mal wieder in einer Prüfungszeit. Sie kann bei mir entweder positiven oder negativen Stress auslösen. Negativen Stress bekomme ich, wenn ich mir die schlimmsten Situationen ausmale. Dass ich es nie schaffe, alles zu lernen. Dass ich durchfalle. Positiven Stress bekomme ich, wenn ich umdenke. Wenn ich die Prüfung als Chance für mich sehe, meine Angst zu verlieren. Wenn ich denke, dass ich für mich und nicht für eine andere Person gelernt habe, kann ich mit einer anderen Einstellung in die Prüfung gehen.


Ich kann negativen Stress reduzieren, wenn ich auf meine Ressourcen sowie auf das Verhältnis von Eu- und Disstress achte. Oft liegt es in meiner Hand, ob ich eine Situation positiv oder negativ bewerte. Ich kann versuchen, mir falsche Prägungen und negative Gedanken bewusst zu machen und sie durch eine positive Denkweise ersetzen. Aber ich vergesse nicht: Nur keinen Stress bei der Umsetzung!

 Micaela Kassen

Micaela Kassen

  |  Freie Mitarbeiterin

Theologin, studiert derzeit Psychologie und ist auf Kinder- und Jugendpsychologie spezialisiert. Sie hat als Lerntherapeutin gearbeitet und ist aktuell als Sozialarbeiterin in einer intensiv-pädagogischen Einrichtung tätig. Redaktionell setzt sie ihre Schwerpunkte auf die psychische Gesundheit und Kindererziehung. 

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Kommentare (2)

Maria S. /

Vielen ❤️lichen Dank, für die Ermutigung.

Rudi /

Ein interessanter Artikel, der Mut macht aus dem Hamsterrad des Alltages etwas herauszukommen, danke für den Denkanstoß!

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