Sie verbinden Ehe mit einem Käfig, Kampf oder Krieg? Sie denken, eine lebenslange glückliche Partnerschaft ist nur ein Konzept, mit dem Hollywood die Kassen klingeln lässt? Da ist es doch höchste Zeit für eine neue Form von Beziehungsabschnittspartner-Vereinbarungen: Eine abgespeckte Variante des bisherigen Ehebundes - Ehe-Light sozusagen. Man lebt in einer festen Lebensgemeinschaft mit gemeinsamer steuerlicher Veranlagung und günstigen Erbbestimmungen, kann sich aber leichter trennen. Gibt’s nicht, denken Sie? Gibt’s doch – in Frankreich sogar schon seit 16 Jahren.
Französischer Solidaritätspakt triumphiert
Ursprünglich hat die französische Regierung die Ehe-Light im Jahr 1999 für homosexuelle Paare eingeführt – mittlerweile liegt es auch bei heterosexuellen Paaren im Trend. Pacs („pacte civil de solidarité“, deutsch: ziviler Solidaritätspakt) bietet die staatlichen Vorteile einer Ehe, spart aber Regelungen zum Unterhalt und Vermögensausgleich aus – was den Trennungsprozess erheblich erleichtert.
Die Zahlen sprechen für diese Form der Lebensgemeinschaft: 2013 waren 96 von 100 geschlossenen Verträgen in Frankreich Pacs. Politiker der Grünen fordern deswegen diese Form des Zusammenlebens auch für Deutschland. Juristen erwidern, dass unser Grundgesetz die Erhaltung und Förderung von Ehe und Familie festgelegt hat. Also kein ziviler Solidaritätspakt für Deutschland – es sei denn, das Grundgesetz wird geändert. Der Alltag zeigt: Etwas muss sich ändern, denn jede zweite „richtige“ Ehe scheitert. Aber ist es der richtige Ansatz, an unseren Werten zu rütteln?
Ehe ist gut – der Mensch aber nicht
Vor einiger Zeit hat eine Studienfreundin mir ihre Meinung zum Thema Ehe erläutert. Das Thema kam nicht von ungefähr, ich steckte mitten in meinen Hochzeitsvorbereitungen und wir unterhielten uns häufiger darüber. Meine Freundin war zu dem Zeitpunkt in einer glücklichen Beziehung. Sie konnte sich aber überhaupt nicht vorstellen, ihren Partner zu heiraten. Warum? Ihre Mutter sei geschieden, habe dann in einer langjährigen Beziehung gelebt und ihren neuen Partner nach einigen Jahren geheiratet. Nach wenigen Monaten war die zweite Ehe bereits am Ende. Schlechte Erfahrungen in der Ehe strömen von überall auf uns ein: Aus der Familie, aus dem Bekanntenkreis, sogar aus der Gemeinde. Ist die Aussage, dass die Ehe ausgedient hat, so weit hergeholt?
Möglicherweise nicht – ich habe aber trotzdem geheiratet. Warum? Ich glaube an das Konzept der Ehe. Wer hat sich denn überlegt, in welcher Lebensform Partner am besten zusammenleben können? Es war keine Regierung und kein Sozialwissenschaftler, sondern Gott. Wenn ich daran glaube, dass Gott unser Schöpfer ist, bin ich davon überzeugt, dass er unser Bestes möchte. Das Konzept der Ehe stammt von ihm: „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und einer Frau anhangen und sie werden ein Fleisch sein.“ (1. Mose 2, 24) Dass so viele Menschen den Wunsch nach nur einem Partner für ihr Leben haben – dieser Gedanke steckt ebenfalls hinter Pacs – bestätigt für mich nur, dass Gott den Menschen mit dieser Sehnsucht geschaffen hat. Ehe ist Gottes Antwort auf diesen Wunsch – und somit eine gute Idee.
Was wir für Ehe tun können
Was weniger gut ist, ist der Mensch. Was passiert, wenn zwei sich liebende Individuen mit unterschiedlichen Eigenschaften, Gewohnheiten, Prägungen und obendrein einem egoistischen Kern aufeinandertreffen und ihr Leben miteinander teilen wollen? Konflikte. Sie entstehen automatisch, dafür muss man nicht viel tun. Dadurch ist Ehe aber längst nicht zum Scheitern verurteilt! Stattdessen fordert uns der Urheber des Ehebundes auf, konstruktiv mit diesen Konflikten umzugehen. Ihm geht es darum, dass wir lernen, uns gegenseitig zu vergeben, gemeinsame Lösungen zu finden und die eigenen Bedürfnisse unter die Bedürfnisse des Anderen zu stellen. Das ist eine große Herausforderung! Aber jeder Konflikt, der auf einem dieser Wege gelöst wird, schweißt stärker zusammen und trägt zusätzlich zur persönlichen Weiterentwicklung der Partner bei.
Was können wir Eheliebhaber für diese Lebensform in unserem Land tun? Lassen wir unsere Ehe-Masken fallen. Zeigen wir unserem Umfeld, dass hinter unserem Lächeln und Händchenhalten eine Beziehung steckt, in der Probleme zum Alltag gehören. In der um so manche gemeinsame Lösung länger gekämpft werden musste. In der Vergebung nicht auf Knopfdruck entsteht, sondern gelernt werden muss. Überlassen wir Hollywood die realitätsferne Vorstellung von Liebe, die in ihrer feurigen Leidenschaft jegliche Differenz auslöscht. Zeigen wir stattdessen, wie eine Partnerschaft trotz Konflikte funktionieren kann. Und dann wird deutlich: Die Herausforderung Ehe lohnt sich. Denn man liebt, lernt und lebt mit einem Partner, der das ganze Leben lang an unserer Seite bleibt.
Ihr Kommentar
Kommentare (4)
Ehe ist keine Einbahnstraße, sondern eine doppelspurige Fahrbahn, alles beruht auf Gegenseitigkeit und auf Augehöhe, gegründet auf gegenseitige LIEBE und ACHTUNG und TREUE....
Ehe- das glaube ich wohl schwierigste Thema des Lebens überhaupt. Ich bin seit 27 Jahren verheiratet und lebe als Christ allein in der Ehe- das ist Herausforderung pur. Trotzdem bin ich glücklich, … mehrdenn Gott ist als Erfinder dieser Geschichte erfinderisch, wenn es um Beziehungsarbeit geht. Mit ihm an der Seite muss man für viele Überraschungen offen sein. Im Rückblick gesehen hat er es immer gut gemeint und gemacht! Aushalten lohnt sich auf jeden Fall!!!
"Denn man liebt,lernt und lebt mit einem Partner, der das ganze Leben lang an unserer Seite bleibt." Zitat ende.....ja das kann ich nach 30Jahren Ehe so sagen. Es gab und gibt auch anstrengende Zeiten, aber der Glaube hat uns geholfen, weiter für einander da zu sein. Grüssele Dorena
Vielen Dank für diesen guten Beitrag zum Thema Ehe. Es spricht mir aus der Seele, viel zu schnell wird heute aufgegeben und die Menschen tragen sehr lange an den Folgen ihrer Trennung. Sehr … mehrermutigende Worte und Ihnen Gottes Segen für Ihre Ehe. Ich bin selbst seit 36 Jahren verheiratet und mit Gottes Hilfe haben wir so vieles geschafft.