
16.07.2014 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 3 min
Autor/-in: Rebecca SchneebeliTüren schlagen muss nicht sein
Wie Sie als Familie faires Streiten einüben können
Streit kommt in den besten Familien vor. Doch wie streitet man richtig? Und wie können Eltern den Streit der Kinder schlichten? Mit diesen Fragen setzte sich am Montagabend die Sendung „Forum Familie“ auseinander. Sigrid Offermann hat in der Sendung mit zwei Autorinnen Tipps für faires Streiten ausgetauscht. Die wichtigsten Tipps haben wir Ihnen hier zusammengefasst.
„Wir streiten, weil wir uns nicht gleichgültig sind“
Zunächst einmal erklärt Autorin Stephanie Schneider, warum wir streiten. Sie ist davon überzeugt, dass wir streiten, weil wir enttäuscht oder unzufrieden sind. In vielen Streitsituationen wünschen wir Beachtung vom anderen. Sie erklärt: „Wir streiten, weil wir uns nicht gleichgültig sind“ und verdeutlicht das mit den Worten der deutschen Schauspielerin Anna Thalbach „In innigen Beziehungen wird auch innig gestritten.“
In einem Punkt sind sich die Autorinnen einig: Streit sollte man nicht grundsätzlich vermeiden. Wichtig sei nur fair und klüger zu streiten. Dabei ist wichtig, den anderen im Streit nicht zu demütigen oder zu verletzen. Auch solle es bei einem Streit nicht darum gehen, den Streit zu gewinnen, sondern eine Lösung zu finden.
Auszeit verhindert Eskalation
Aber Rita Steiniger und Stephanie Schneider geben nicht nur allgemeine Tipps zum Streiten, sondern empfehlen auch ganz praktische Übungen, um eine Eskalation eines Streits zu vermeiden. Schneider gibt den Tipp in einem Streit öfter mal die Worte „Lass mich darüber nachdenken“ zu gebrauchen. Damit signalisiere man dem anderen, dass man bereit sei, eine Lösung für das Streitthema zu finden, gleichzeitig erkaufe man sich damit eine Auszeit, um in Ruhe und ohne Druck über die Forderungen des anderen nachzudenken.
Für Familien hat Schneider einen weiteren, praktischen Tipp. Sie empfiehlt einen Streitstopp durchzuführen, wenn ein Familienmitglied „Auszeit“ ruft. Dann müssen alle Familienmitglieder für fünf Minuten den Raum verlassen und sich in jeweils unterschiedliche Räume zurückziehen. Erst danach darf der Streit fortgeführt werden.
Urlaub vom Streit machen
Ebenso ist es laut Schneider und Steiniger wichtig, sich nicht in den Streit zwischen anderen Familienmitgliedern hineinziehen zu lassen. Schneider gibt hier den ungewöhnlichen Tipp, sich als Unbeteiligter konkret durch das Tragen eines Urlaubsgegenstandes wie einer Sonnenbrille oder eines Strohhutes abzugrenzen. Damit signalisiere man den anderen Familienmitgliedern: „Streitet euch ruhig, ich bin nicht dabei.“
Wichtiger aber als das äußere Zeichen gegenüber der Familie sei die innere Einstellung, die man mit dem Gegenstand verbinde. Wenn man sich einrede, dass dieser Gegenstand einen immun gegen die schlechte Stimmung am Frühstückstisch mache und sich selbst immer wieder ins Gedächtnis rufe, dass man heute auf „Urlaub vom Streit“ ist, könne man mit vielen Situationen leichter umgehen, so Schneider.
Geschwisterstreit: Schlichten, aber nicht einmischen
Auch beim Streit zwischen Geschwistern sind Steiniger und Schneider sich einig: Dieser lasse sich gut schlichten, wenn man beiden erstmal zuhört. Schneider empfiehlt den Kindern nacheinander Redezeit einzuräumen. In dieser Zeit können sie erklären, was sie stört. Danach kann man durch Nachfragen klären, was für beide Kinder eine gute Lösung wäre. Auch Rita Steiniger rät dazu, nicht vorschnell Partei zu ergreifen. Wichtig sei, Rückfragen neutral und nicht wertend zu äußern.
Wenn man schließlich eine Lösung des Konflikts vorschlage, diese aber von einem der Kinder als „unfair“ angesehen werde, kann man auch das Kind bitten, eine faire Lösung zu finden. Dadurch lerne das Kind, wie schwer es ist, eine für alle faire Lösung zu finden, so Steiniger.
Den Kindern zu sagen „Macht das unter euch aus“, sei allerdings wenig hilfreich. Denn von selbst lernen Kinder faires Streiten nicht, so Stephanie Schneider. Einerseits sollten Eltern, die Kinder ihre Streitigkeiten selbst lösen zu lassen, andererseits sollten sie ihnen aber auch Tipps an die Hand zu geben, wie sie Konflikte gut und fair lösen können.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Aha.
Und das soll funktionieren???
Dazu muss aber erst mal jedes Familienmitglied zu einer tatsächlichen LÖSUNG bereit sein.
Sonst nützt mir die schönste Sonnenbrille und der schönste Strohhut … mehrnichts ;)
Wenn nur EINER auf seiner Position beharrt, können die anderen noch so viel guten Willen haben, dann wird's nie eine Einigung geben.