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© Adeo Verlag

23.05.2013 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Lange lieben wollen

Andrea J. Larson beantwortet in ihrem Buch die Frage „Wie unser Leben hält, was unsere Liebe verspricht.“

Dieses Paarbuch ist kein typischer Ratgeber. Es finden sich darin keine Persönlichkeitstests und keine Checklisten, was man in einer Beziehung unbedingt tun oder auch lassen sollte. Andrea Larson geht vielmehr der Frage auf den Grund, wieso die lange Liebe trotz aller Ratgeber und besserer Grundvoraussetzungen heute so selten geworden ist. Larson analysiert in „Lange lieben wollen“, wieso mittlerweile so viele Ehen scheitern und welche Auswirkungen das auf unsere Kinder und Kindeskinder hat. Hierbei verbindet sie Ergebnisse statistischer Untersuchungen mit eigenen Erfahrungen.

Ehe als Selbstfindungsapparat mit hohem Vergnügungspotenzial?

Zunächst geht Larson darauf ein, dass viele Ehen heutzutage scheitern und erläutert die Gründe dafür. Einen Grund für das Scheitern vieler Ehen sieht sie darin, dass die Ehepartner die Ehe sozusagen als Wunschkonzert sehen. Sie schreibt hierzu: „Fakt ist, unsere Erwartungen an die Ehe haben sich innerhalb von nur zwei Generationen vervielfacht – von einer einfachen langlebigen Partnerschaft hin zu einem Selbstfindungsapparat mit hohem Vergnügungspotenzial.“ Larson erklärt, dass Enttäuschung vorprogrammiert ist, wenn man zu hohe Ansprüche an seinen Partner hat. Zu Zeiten, als Ehepartner noch stärker wirtschaftlich voneinander abhängig waren, gab es diese hohen Erwartungen noch nicht, urteilt Larson.

Im Folgenden wendet sie sich der wissenschaftlichen Seite der Liebe zu und erklärt, was im Gehirn passiert, wenn wir uns verlieben. Daran anschließend wagt Larson den Selbsttest und unterzieht ihre eigene Ehe anhand von neun Stolpersteinen einem genaueren Test. Dabei kommt die Autorin zu dem Ergebnis, dass es die perfekten Grundvoraussetzungen für eine Partnerschaft nicht gibt. Die vielen Beispiele aus dem Leben der Autorin zeigen anschaulich auf, wie man Stolpersteine zu Chancen umwandeln kann. Ganz so ausführlich hätte sie diesen Teil aber nicht ausführen müssen.

Scheidung als gesellschaftliches Problem

Die nächsten beiden Kapitel drehen sich vor allem um gescheiterte Partnerschaften. Larson nimmt sich viel Zeit dafür, zu erläutern, wie viel Leid durch eine Scheidung entsteht. Sie nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und spricht deutlich an, dass Affären in 90 Prozent aller Erst-Scheidungen eine Rolle spielen. Larson arbeitet klar die Gründe für Affären heraus und zeigt gleichzeitig auf, wie viel durch einen Seitensprung in einer Ehe kaputtgeht.

Besonderes Augenmerk richtet sie beim Thema der Trennung auf die Kinder, die ihrer Ansicht nach am meisten unter einer Scheidung leiden. Larson ist der festen Überzeugung, dass Scheidungskinder auch in einer späteren Ehe benachteiligt sind, da es ihnen meist an Vorbildern fehle, an denen sie sich in ihrer eigenen Ehe orientieren könnten. Darin sieht sie ein großes gesellschaftliches Problem.

Als Nicht-Scheidungskind ist es schwer, Larsons Aussagen diesbezüglich zu beurteilen. Teils erscheinen manche Aussagen ein bisschen zu schwarzmalerisch, doch dass Menschen mit Trennungserfahrungen sich schwertun mit Beziehungen, ist durchaus nachvollziehbar. Auch hier gibt Larson sich Mühe, ihre Aussagen immer wieder mit Beispielen zu belegen, weswegen man ihrer Argumentation gut folgen kann.

Falsche Ideale loslassen

Im letzten Drittel des Buches gibt Larson konkrete Ratschläge, wie eine Partnerschaft gelingen kann. Für wichtig hält sie dabei drei Dinge: Erstens ist es notwendig, Krisenzeiten als Chancen zu begreifen. Denn „Krisen sind eben auch Wendepunkte, und es liegt an uns, welche Richtung unsere Beziehung einschlägt.“ Zweitens sieht sie ein großes Problem darin, vom anderen sein Lebensglück zu erwarten. Denn nur wer mit sich selbst zufrieden ist, kann auch frei lieben, argumentiert Larson. Drittens ist für Larson wichtig, den anderen so zu belassen wie er ist. Die Akzeptanz des anderen stellt für sie eine wichtige Basis einer Ehe dar. Durch die Auseinandersetzung können beide Partner in ihrer eigenen Persönlichkeit wachsen.

Auch in diesem Teil geizt Larson nicht mit Beispielen aus dem Leben und plaudert mehr als einmal aus dem Nähkästchen. Unter anderem schildert sie die Lebenserfahrungen zweier älterer Ehepaare getroffen. Durch die Anbindung an reale Situationen und Erlebnisse stützt sie ihre Aussagen und macht das Gesagte noch einmal anschaulich.

Fazit

„Lange lieben wollen“ ist ein besonderes Ratgeberbuch, weil es einerseits die harte Realität, dass jede zweite Ehe in einer Scheidung endet, nicht wegdiskutiert oder bagatellisiert und andererseits für eine lange Liebe plädiert. Die Autorin macht deutlich, dass eine lebenslange Ehe niemanden in den Schoß fällt, es sich aber lohnt, dafür zu kämpfen.

Das Buch „Lange lieben wollen“ von Andrea J. Larson ist gleichermaßen kurzweilig wie hilfreich. Die vielen Beispiele aus Bekanntenkreis oder eigener Familie machen das Buch anschaulich. Es beeindruckt, dass die Autorin sich nicht scheut, auch persönliche Erfahrungen zu schildern. Ebenso überrascht es positiv, dass Larson den Leser nicht mit Verhaltensanweisungen bombardiert, wie es in anderen Ratgeberbüchern manchmal vorkommt. Sie begnügt sich vielmehr damit, auf Problemfelder innerhalb einer Ehe hinzuweisen, und macht dies zudem sehr persönlich und mit viel Humor. Das macht „Lange lieben wollen“ zu einem absolut lesenswerten Buch.

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

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Kommentare (2)

Brigitte /

Eine Ehe zu führen, ist manchmal schwierig, manchmal ist es noch schwieriger, eine christliche Ehe zu führen, in der Christus das Haupt ist. Aber gerade wenn es schwierig wird, lohnt es sich, darüber mehr

Regine N. /

Hallo,
es stimmt, eine Scheidung bringt für wirklich ALLE Beteiligten, vor allem die Kinder so viel Leid mit sich, dass sich das Kämpfen für die Liebe in jedem Fall lohnt. Ich möchte es jedem der an mehr

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