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03.09.2012 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Christof Strauch

Wie groß ist mein Gott?

Wie unsere Vorstellung von Gott unser Denken bestimmt.

Bleibt wachsam, und steht fest im Glauben! Seid nicht zaghaft, sondern entschlossen und stark!
1.Korinther 16,13

Komische Frage, oder? Natürlich ist Gott unendlich groß, hat er alle Macht und Möglichkeiten. So kommt es mir jedenfalls leicht über die Lippen in Liedern, im Glaubensbekenntnis und im Gespräch mit Christen. Keine Frage, kein Zweifel. Aber was, wenn ich mitten im Alltag stecke. Was wenn ich einen Berg voller Probleme vor mir sehe, den ich allein nicht bewältigen kann? Oder wenn mal wieder gelästert wird über Gott, die Kirche, die Christen und niemand da ist, der meinen Glauben teilt? Wie sieht meine Vorstellung von Gott aus, wenn ich existenziell betroffen bin von Konflikten, Krisen und Leid?

Es ist sehr wichtig, welches Bild ich tatsächlich von Gott habe und welcher Vorstellung über ihn ich tatsächlich glaube – und zwar auch jenseits des kuscheligen christlichen Ghettos. Davon hängt nämlich entscheidend ab, wie ich mich selbst sehe, aus welcher Motivation und mit welchen Zielen ich handle. Wenn ich nicht existenziell und im tiefsten davon überzeugt bin, dass Gott mich durch Jesus angenommen hat, versuche ich meine Sicherheit aus anderen Quellen zu beziehen: „mein Haus, mein Auto, mein Boot...“. Erfolg und Ansehen werden zu Maßstäben für meinen Selbstwert und mein Wohlbefinden, die Anerkennung durch Menschen oder Materielles werden zum Motor meiner Gedanken und Taten. Ich muss hart und unerbittlich mit mir selbst und mit anderen Menschen sein, weil meine Zielsetzung sonst scheitert, ich bin nicht fähig zu Liebe oder echter Beziehung, weil meine Quellen dies nicht hergeben.

Gott ist immer für uns

Völlig anders sieht es aus, wenn ich es wirklich lerne, Gott ganz Gott sein zu lassen in meinem Leben. Ich darf gewiss sein, dass er alle Macht und Möglichkeiten hat, dass bei ihm nichts unmöglich ist und er einen viel weiteren Blick hat als ich. Ich muss mich nicht mehr um Dinge sorgen, die außerhalb meines Einflussbereichs liegen. Ich darf ihm mutig vertrauen, dass er zu jeder Zeit größer ist als alle Probleme, Sorgen und Krisen, in denen ich lebe oder die auf mich zukommen. In seinen Händen darf ich geborgen sein, weil ich sein Kind bin. Das bedeutet nicht seine Absolution zu allem, was ich tue, und zu jedem Weg, den ich gehe. Aber er ist immer für und nie gegen mich. Ich bin mit Haut und Haaren bei ihm angenommen und er verspricht, mich ans Ziel zu bringen. Gott ist Gott, ich bin Geschöpf und geliebtes Kind – das entlastet mich von übermenschlichen Anforderungen und macht mich frei von Stolz, der mein Leben und meine Beziehungen zerstört. Ich darf lernen, mutig und stark vorwärts zu gehen, weil dieser Gott mit mir ist. Ich muss andere Menschen nicht toppen, ausstechen, an mich binden oder manipulieren, weil ich mir keine Gedanken mehr darüber machen muss, dass ich zu kurz komme. Ich darf vergeben und lieben lernen, weil Gott das mir gegenüber auch tut.

Ungeahnter Mut

John Ortberg erzählt in seinem Buch Das Abenteuer, nach dem du dich sehnst eine interessante Begebenheit: Eines Tages ging er mit einigen Freunden an einer Bar in Kalifornien vorbei, in der ein Handgemenge stattfand. Wie in einem schlechten Western taumelten plötzlich sich prügelnde Menschen auf die Straße. Dabei schlugen drei Männer einen einzigen Gegner zusammen. Ortberg und seine Freunde hatten das Gefühl, etwas tun zu müssen. Doch was? Sozialpädagodische Belehrungen zur Konfliktlösung würden bei einem whiskey- und testosterongefüllten Mob wohl kaum weiterhelfen. Schließlich gingen sie dennoch auf sie zu und versuchten, die Schläger auseinander zu bringen. Ihre wackligen Knie und die bange Erwartung blauer Augen, Prellungen oder mehr kann man gut nachvollziehen. Überraschenderweise schauten die Kämpfer plötzlich auf und hielten inne, nahmen die Beine in die Hand und liefen einfach weg. Unsere Freunde konnten sich das von ihren physiologischen Gegebenheiten und ihren zaghaften Interventionsversuchen her nicht erklären und fragten sich, warum die Kämpfer so plötzlich Reißaus genommen hatten. Die Antwort erfuhren sie, als sie sich umdrehten. Ortberg schreibt: „Ich blickten mich um und sah den größten Menschen hinter uns, den ich je gesehen hatte. Es hatte den Anschein, dass er der Rausschmeißer dieser Bar war, und mein Respekt für diesen Berufsstand stieg sofort um 200%. Ich schätze, dass er über zwei Meter groß war und 150 Kilo wog, natürlich mit weniger als 2% Körperfett. Wenn Herkules und die Kriegerprinzessin Xena geheiratet hätten, hätte ihr Sohn so ausgesehen.“

Mit diesem Mann hinter sich gewannen Ortberg und seine Freunde schnell ungeahnten Mut. Wie viel mehr müsste es für mich als Kind Gottes möglich werden, stark, mutig und liebevoll zu handeln, weil ich wissen darf, dass kein brachialer Haudegen, sondern ein allmächtiger und liebender Gott hinter mir steht?
 

 

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Kommentare (7)

Leuni /

Diese konkreten Erfahrungen mit Gott habe ich in den letzten Monaten sehr oft gemacht aufgrund einer schweren Erkrankung. Ich bin so froh,dass ich sein Kind bin und Papa zu ihm sagen kann.Danke für den Beitrag!!!

Hans /

Sorry, bekannte Wahrheiten wiederholt. Aber wie komme ich klar mit dem Gott, der meine künsten Vorstellungen sprengt. Ich bin mir doch ständig selbst im Weg, wenn ich mir eine Vorstellung über ihn mehr

geier /

danke

Monika W. /

danke, der Text gibt Kraft über heute hinaus und beim nächsten Psychoterror,bei Krankheit und familiären Konflikten

FranzX /

Wohl war, wohl war...

Maria /

Vielen Dank. Das habe ich gerade jetzt gebraucht. Gott hält seine Hand über uns und steht uns immer bei.

Dieter F /

... Guten Morgen, vielen Dank für die Gedanken zur Andacht. Es hat mich in meinem Glauben gestärkt. Es ist ein schönes Gefühl ein Kind Gottes zu sein.

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