
22.11.2017 / Zum Buß und Bettag / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Wolf-Dieter KretschmerWie man Lasten loswerden kann
Der Buß und Bettag ist ein Feiertag, den keiner mehr kennt.
Kaiser Karl hatte Muffensausen. Und, mit Verlaub, er hatte allen Grund dazu, denn die Osmanen unter Sultan Süleyman 1. waren auf dem Vormarsch. Vor drei Jahren, 1529 hatte eine tapfere Schar von Verteidigern in Wien knapp drei Wochen den anstürmenden Osmanen erfolgreich die Stirn geboten. Wien wurde damals nicht überrannt. Eine wahrhaft heldenhafte Leistung der Verteidiger!
Aber jetzt, drei Jahre später, nahm Sultan Süleyman einen zweiten Anlauf. Kaiser Karl ordnete daraufhin einen Buß- und Bettag an. Der wurde 1532 angesichts der sogenannten „Türkengefahr“ in Straßburg und anderswo abgehalten.
Ein Feiertag mit jahrhundertealter Tradition
In der Folge wurde es üblich, dass Fürsten bei besonderen Anlässen, also Hungersnöte, Kriegsgefahr oder Epidemien, einen Buß- und Bettag einsetzten. Besonders in den evangelischen Fürstentümern erfreute sich diese Tradition einer gewissen Beliebtheit. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts feiert man diesen Tag am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag.
Aber worum geht es am Buß- und Bettag? Leider ist festzustellen, dass der Begriff eine Umdeutung erfahren hat. Buße hat mit Bußgeld, wie wir das aus dem Straßenverkehr kennen, nichts zu tun. Bei der christlichen Buße geht es auch nicht darum, etwas abzubüßen, beispielsweise eine Gefängnisstrafe, sondern es geht um eine Veränderung der Gesinnung. Es geht um eine ehrliche Bestandsaufnahme meines Lebens. Diese Veränderung bringe ich durch eine bestimmte Haltung oder Handlung zum Ausdruck. Ich lasse meiner neuen Herzenshaltung Taten folgen.
Ein neues Kapitel aufschlagen
Beispielsweise kann es sein, dass jemand, der Buße tut, öffentlich seine falsche Einstellung oder sein Vergehen bekennt. Wichtig: Echte Buße geschieht infolge einer Einsicht und nicht auf Druck. Ich, der mit Schuld beladene Mensch, erkenne und bekenne, was ich falsch gemacht habe und gelobe Gott und meinen Mitmenschen Besserung.
Aber was bringt mir Buße? Ich glaube, dass mancher gerne ein neues Kapitel in seinem Leben aufschlagen würde, wenn er oder sie das könnten. Eine leere Seite, auf der noch nichts steht – wäre das nicht wunderbar?
Befreiende Vergebung erfahren
Genau das macht echte Buße möglich. Denn mit Buße verbunden ist ja der Gedanke, etwas zu bekennen. Ich spreche mir eine Last von der Seele, so wie ich einen schweren Stein oder Rucksack ablege. Mir wird Vergebung zugesprochen. Gott lässt sich vom Propheten Micha mit den Worten zitieren, dass er einmal bekannte und dann vergebene Schuld sinnbildlich ins tiefste Meer werfen wird (Micha 7,19).
Das allerschönste: Christen können einander im Namen Jesu Christi Vergebung zusprechen. Sie können das tun, weil Jesus zuvor ihre Schuld am Kreuz getilgt hat. Ich finde, so gesehen hat der Buß- und Bettag etwas sehr Befreiendes an sich.
Wolf-Dieter Kretschmer ist Redaktionsleiter bei ERF Medien. Er ist regelmäßig im Radio auf ERF Plus zu hören. Außerdem schreibt er bei leiten+leben (http://www.leitenundleben.de) über Führung, Verantwortung und wie das Leben gelingen kann.
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