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© Brooke Cagle / unsplash.com

24.09.2018 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Brigitte Rath

Suchaktion in den Dünen

Helle Aufregung um den fünfjährigen Philipp.

Wir waren auf dem Heimweg durch die Dünen Richtung Ferienhäuschen. Ein perfekter Strandtag an der dänischen Nordseeküste lag hinter uns. Plötzlich hörten wir sie, diese Rufe. Schreie, verzweifelt, ängstlich, drohend. „Philipp….“ „Philipp, wo bist du?“ „Philipp komm raus …“ „Das ist kein Spiel mehr…“

Und dann sahen wir sie, eine Frau mit einem Mädchen. Sie kamen uns in den Dünen entgegen. „Haben Sie einen kleinen Jungen gesehen? Fünf Jahre alt. Blaue Badehose. Und etwa … so..“ – sie zeigte es – „groß?“ Klar hatten wir an diesem Tag kleine Jungen gesehen. Und sicher auch mit blauer Badehose. „Nein, nein. Er muss hier irgendwo in den Dünen sein.“ Wir erkundigten uns genauer, wie der Junge aussah, weshalb er gesucht wurde und wo sie ihn in etwa vermutete.

Der Kleine war mit seinen Eltern am Strand gewesen. Die Mutter – sie war es, die mit uns sprach – war zum Ferienhäuschen zurückgegangen, der Vater mit den Kindern am Strand geblieben. Philipp, der Fünfjährige, hatte plötzlich keine Lust mehr und wollte zu seiner Mutter. Da sie schon einige Tage am Urlaubsort waren, hatte der Vater keine Bedenken, ihn alleine durch die Dünen zurückgehen zu lassen. Er war der Meinung, dass Philipp wohlbehalten bei seiner Mutter angekommen war. Die Mutter wusste: Philipp ist mit seinem Vater und den Geschwistern am Strand. Erstmal wurde das Kind gar nicht vermisst. Das fiel erst auf, als der Vater mit den Geschwistern im Ferienhäuschen ankam und der Kleine nicht dort war. Sofort machten sich alle auf die Suche.

Uns war klar: Hier mussten wir helfen. Schnell verfrachteten wir unsere Sachen in der Wohnung und schlossen uns der Suche an. „Philipp!“ „Philipp, wo bist du?“ Mittlerweile hatten auch andere Urlauber von der Geschichte erfahren und suchten ebenfalls. Man hörte überall in den Dünen die Rufe nach dem Kind. Aber Philipp blieb verschwunden. Inzwischen hatten die Eltern die Strandwache und die Polizei informiert. Über die Lautsprecheranlage am Strand wurde Philipp immer wieder aufgefordert, sich zu melden. Die Eltern waren total verzweifelt. Die Suche dauerte schon einige Stunden.

Plötzlich kam uns ein Mann entgegen gelaufen: „Sie können aufhören zu suchen. Das Kind ist gefunden.“ Er berichtete uns, dass die Polizei den Strand abgefahren hatte und Philipp im vier Kilometer entfernten Nachbarort gefunden hatte. Nachdem er sich zuerst in den Dünen verlaufen hatte, wollte er zurück zum Strand. In seiner Verzweiflung war er aber immer weiter in die völlig falsche Richtung gelaufen. Total erschöpft und mit einem dicken Sonnenbrand hatte ihn die Polizei am Nachbarstrand aufgefunden.

Die Freude und Erleichterung bei den Eltern und denen, die mitgesucht hatten, war riesengroß. Abends gab es ein Fest und alle freuten sich, dass das Kind wieder da war.

Während und auch nach der Suche fiel mir immer wieder eine Geschichte aus der Bibel ein. Schon im Kindergottesdienst hatte ich sie gehört. Und sie hat mich immer wieder beeindruckt. Bis heute. Jesus hat sie als Beispiel erzählt und Lukas hat sie in seinem Evangelium aufgeschrieben. Es handelt sich um das Gleichnis, in dem Jesus von einem Hirten berichtet, dem ein Schaf abhandengekommen ist. Hundert hatte er und nun sind nur noch neunundneunzig da.

Er macht sich auf die Suche. Er gibt das Eine nicht auf. Er läuft ihm nach und sucht so lange, bis er es gefunden hat. Und er freut sich riesig und erzählt allen, die er trifft, dass das eine Schaf wieder gefunden ist.

Jesus erklärt auch, was er mit diesem Gleichnis verdeutlichen will:

Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut. – Jesus (Lukas 15,7)

Hautnah habe ich in Dänemark miterlebt, wie die Eltern sich freuten, als Ihr Kind wieder da war. Dass Gott sich genauso freut, wenn er das Verlorene findet, wenn es sich verlaufen hat, das finde ich ganz großartig.

Er geht dem einen nach. Er sucht die Einzelne, die nicht mehr da ist. Er macht sich auf.

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