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© Julian Hochgesang / Unsplash.com

17.07.2021 / ERF Global Hope / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Sonja Kilian

Du bist schön!

Gott hat jeden Menschen innerlich und äußerlich beschenkt.

Mal ganz ehrlich: Wer schaut morgens in den Spiegel und denkt: „Alles an mir ist perfekt. Ich bin rundum zufrieden“? Aus eigener Erfahrung würde ich sagen, dass so etwas eher selten vorkommt. Mir fallen im Spiegel als Erstes die Dinge auf, die mir nicht gefallen.

Irgendwann habe ich angefangen, mich zu fragen, warum wir das Hübsche, aber auch generell das Gute an uns, nicht sofort erkennen. Wir sehen oft beim anderen das, was wir gerne hätten. Aber das Verrückte ist, dass die anderen genauso auf uns schauen und da scheinbar beneidenswerte Eigenschaften entdecken, die sie gerne hätten.

Irgendwann habe ich angefangen, mich zu fragen, warum wir das Hübsche, aber auch generell das Gute an uns, nicht sofort erkennen.

Individuelle Schokoladenseiten

Das betrifft nicht nur Äußerlichkeiten: Ich ärgere mich oft über mich selbst, wenn ich wieder einmal meinen Mund nicht halten konnte. Doch genau diesen Mut bewundern manche meiner Freundinnen, während ich deren vornehme Zurückhaltung schätze. Es ist also nicht nur die äußere Schönheit. Es geht auch darum, was wir können und was wir tun. Jeder Menschhat ganz individuelle Schokoladenseiten.

Leider sind viele blind für ihre eigenen Stärken und ihre Schönheit. Einer guten Freundin habe ich zum Beispiel vor einiger Zeit gesagt, ich würde ihren makellosen Teint bewundern, ihre reine und glatte Haut. Sie hat sich über dieses Kompliment gefreut und meinte, das wäre ihr noch nie aufgefallen. Meine Freundin ist über 40 Jahre alt! Sie hätte sich schon jahrzehntelang über ihre zarte Haut freuen können!

Auch wenn ich schon immer gut aussehen wollte, war ich es früher nicht gewohnt, Zeit und Mühe dafür aufzuwenden. Ich wollte für meine Schönheit weder unnötig Zeit noch Mühe oder Geld verschwenden. Ordentlich und sauber zu sein, so dachte ich mir – das ist ganz bestimmt in Gottes Sinn. Zu viel Zeit für Schönheit zu verschwenden, schien mir hingegen eher eine Sünde zu sein. Schließlich hat Gott mich gut gemacht. Wieso sollte ich also etwas an meinem Aussehen verändern? Wer weiß, womöglich missfällt es Gott sogar, wenn ich Zeit und Energie in solche nichtigen Angelegenheiten stecke; denn am Ende fördert es doch nur meine eigene Eitelkeit. Das war unbewusst meine Einstellung.

Gottes Geschenke genießen

Der Autor Gary Thomas hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „ALLES. FÜR DICH. Gottes Geschenke genießen“. Er sagt:

Genau genommen kränken wir Gott, wenn wir die Herrlichkeit seiner Kreativität von uns weisen.

Anders ausgedrückt: Wir kränken Gott, wenn wir die Wunder seiner Schöpfung nicht zu schätzen wissen. Er lädt uns dazu ein, uns wirklich an ihm zu freuen und an dem, was er erschaffen hat.

In diesem Wissen freue ich mich heute über viele Geschenke, die Gott mir macht und die ich nie richtig wahrgenommen habe. Wir dürfen nach dem Schönen Ausschau halten und uns darüber freuen! Wenn ich mich nicht über meine Schönheit freue, mache ich meinen Schöpfer traurig.

Als Gott die ganze Welt schuf, sah er seine Werke zufrieden an. Ihm gefiel jede Pflanze, jedes Tier und auch der Mensch. In der Bibel steht: Und Gott sah, dass es gut war (1. Mose 1,31). Doch wenn Gott alles nur zweckmäßig geschaffen hätte, ohne Wert auf Schönheit zu legen, warum gibt es dann hauchzarte Kirschbaumblüten, fantasievoll gemusterte Schmetterlinge oder farbenprächtige Sonnenuntergänge?

Geschenke mit anderen teilen

Trotzdem gibt es für Christen gute Gründe, dass weltliche Freude zwar von Gott erwünscht, aber letztlich zweitrangig ist. So schreibt Gary Thomas: „Geistlicher Sieg beginnt und endet damit, dass wir unsere Befriedigung stärker in Gott als in allen anderen Dingen finden.“ Obwohl also erfüllende Bestätigung und Zufriedenheit gar nicht in der Schönheit liegt, richten wir unseren Blick gerne zuerst auf das Äußere und auf andere Gaben, die leicht erkennbar sind. Von dieser Gewohnheit müssen wir uns distanzieren, wenn sie uns zu sehr in ihren Bann zieht.

Aber es kann sich unmöglich um göttliche Bescheidenheit handeln, wenn wir unsere gottgegebenen Gaben mit Absicht im Verborgenen lassen und unser Licht verstecken, statt es für alle leuchten zu lassen. Die Bibelstelle in Matthäus 5,15 hat zu der Redensart geführt: „Man soll sein Licht nicht unter den Scheffel stellen.“

Der Scheffel ist ein sehr großer Behälter. Wenn man ein Licht darunter stellt, wird es verdeckt und ist für niemanden mehr sichtbar. Das erinnert mich an manche Frauen in der arabischen Welt, die sich fast komplett bedecken müssen. Was steckt dahinter? Diese Frage sollten wir uns im wörtlichen Sinn stellen. Was oder wer steckt dahinter? Vielleicht jemand, der nicht wahrgenommen werden will. Oder eine Frau, die sich verstecken muss. Oft steckt in der traditionell islamisch geprägten Welt ein Zwang dahinter. Es gibt nämlich Länder, in denen Frauen nichts zu sagen haben. Sie sollen schweigen und unsichtbar bleiben. Die Gesellschaft vermittelt ihnen, dass sie von Gott keinen Wert und keine Gaben bekommen haben. Warum sonst gibt es weltweit so viele Frauen, die nicht lesen und schreiben lernen dürfen und früh verheiratet werden – oft gegen ihren Willen?

Mehr Selbstbewusstsein

Der ERF unterstützt viele internationale Medienprojekte. Eins davon ist eine weltweite Radiosendereihe speziell für Frauen. TWR Women of Hope heißt sie. Frauen, die Hoffnung haben – so könnte man es übersetzen. Wir wollen in diesen Programmen Frauen sagen, dass sie wertvoll sind. Dass sie Talente und Gaben haben. Dass Gott sie liebt. Manche Frauen hören das zum ersten Mal – insbesondere Hörerinnen in der arabischen Welt. Und das macht etwas mit ihnen. Sie fühlen sich geliebt, werden aktiv und selbstbewusster.

Nicht selten verändert die neue Erkenntnis zuerst das Eheleben und später das gesamte Umfeld. Hörerinnen der Sendereihe „Women of Hope“ beginnen dann, sich für den christlichen Glauben zu interessieren. So wie diese Frau aus Sri Lanka, von der folgende Rückmeldung auf eine Radiosendung stammt:

Ich komme von einer anderen Glaubensrichtung und höre euer Programm zum ersten Mal. Dadurch habe ich erkannt, dass ich als Frau einen Wert habe. Mir ist bewusst geworden, dass ich einiges in meinem Leben ändern muss.

Jeder von uns ist wertvoll. Unsere innere und auch äußere Schönheit dürfen wir pflegen und zur Geltung bringen. Diese Schönheit anderen und mir selbst vorzuenthalten, das ist, als würde ich ein Geschenk nicht auspacken oder nicht benutzen. Wie schade für mich und andere!

Darum habe ich begonnen, etwas mehr Wert auf mein äußeres Erscheinungsbild zu legen. Damit möchte ich meinem Schöpfer alle Ehre machen, mich selbst wohlfühlen und nicht zuletzt diejenigen erfreuen, die mich sehen. Genauso gehören für mich der Einsatz und die Weiterentwicklung von Gaben und Talenten zu Geschenken, die ich nutzen darf und sogar soll.

Was wirklich schön macht

Ich weiß, dass die Geschmäcker verschieden sind und die inneren Werte am meisten zählen. In 1. Petrus 3,4 steht: Eure Schönheit soll von innen kommen! Schmückt euch mit Unvergänglichem wie Freundlichkeit und Güte. Das gefällt Gott.

Dazu möchte ich gerne eine kleine Geschichte erzählen - von meiner Schwester. Sie war als Jugendliche regelmäßig bei einer Familie, um auf zwei kleine Mädchen aufzupassen. Als die beiden einem Bekannten von ihrer Babysitterin erzählten, wollte der wissen: „Wie sieht denn eure Betreuerin aus?“ Auf diese Frage, haben die Kinder mit einem einzigen Wort geantwortet: „Schööööön!“ Dabei sieht meine Schwester weder überdurchschnittlich attraktiv aus noch hat sie sich damals besonders gekleidet oder gestylt. Es war eindeutig ihre innere Schönheit und ihre Ausstrahlung, die die Kinder gesehen haben. Umgekehrt lassen sich kleine Kinder von Make-Up und Mode selten beeindrucken.

Ich kenne auch eine junge gläubige Frau, die von einer Mitarbeiterin auf einem Amt angesprochen wurde, woher sie ihre Ausstrahlung hätte. Sie würde so zufrieden, gelassen und glücklich wirken. Die überzeugte Christin hat dann von ihrem Glauben erzählt und die Mitarbeiterin in einen Gottesdienst eingeladen. Das wünsche ich mir auch für mich: dass Jesus in mir leuchtet und ich ihn damit bei anderen bekannt mache!

Eins ist bei mir heute auf jeden Fall anders als früher: Mein Spiegel zaubert manchmal tatsächlich ein Lächeln auf mein Gesicht – und zwar nicht, weil es ein Zauberspiegel ist, sondern weil ich weiß, wie Gott mich sieht. Er hat mich wunderbar gemacht. Ich spiegele SEIN Lächeln wider und das macht mich schön.

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 Sonja Kilian

Sonja Kilian

  |  Redakteurin

Die verheiratete Mutter zweier Töchter liebt inspirierende Biografien. Deshalb liest sie gern, was Menschen mit Gott erlebt haben, schreibt als Autorin darüber und befragt ihre Gäste in Interviews auf ERF Plus.

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