„Wer war das?“ Die Mutter steht fassungslos vor den Trümmern des zersplitterten Wohnzimmerfensters und stellt ihrem 9-Jährigen diese Frage. Nils und seine Freunde haben im Garten Fußball gespielt und irgendwann hat es laut geklirrt. Der Junge weiß ganz genau, wer der Scheibe das Leben ausgehaucht hat. Er höchstpersönlich. Allerdings hat er Angst vor der Konsequenz und deshalb verkauft er seine Tat als gemeinschaftlichen Unfall, in dem es keinen nachvollziehbaren Verursacher gibt. Die Scheibe wird erneuert und der Alltag kehrt ein.
Doch die Ausrede des Jungen bleibt nicht ohne Folgen. In den kommenden Tagen geht es ihm schlecht. Komisch, die Scheibe ist erneuert und es wächst Gras über die Sache – jedoch nur äußerlich. Ganz tief innen, in seinem kleinen Herzen weiß Nils, dass er seine Mama belogen hat. Diese Schuld nagt an ihm.
Was Unehrlichkeit mit unseren Beziehungen macht
Die kaputte Scheibe ist nicht sein eigentliches Problem, dafür gibt es die Haftpflichtversicherung. Die Lüge, die Unehrlichkeit ist es, die ihm jeden Tag mehr zu schaffen macht. Sie wirkt sich auf die sonst so liebevolle Beziehung zu seiner Mama aus und auf das sonst so sorglose Kinderleben, in dem er einfach "ehrlich" jeden Tag leben kann.
Irgendwann hält er dem Druck nicht mehr Stand und gesteht seiner Mama unter Tränen seine Lüge.
Die Mutter ist einerseits traurig über die Lüge des Sohnes, freut sich aber trotzdem darüber, dass er durch seinen Fehler um eine Erkenntnis reicher geworden ist: Nicht ehrlich zu sein kann zerstören. Es kann mich und mein Umfeld und all das Gute in meinen Beziehungen kaputt machen. Auch wenn es zunächst so scheint, als würde ich mit heiler Haut davonkommen.
Warum ehrlich sein?
Kennst du das auch? Du hast – vielleicht ohne Absicht – Mist gebaut und die Angst vor der Konsequenz treibt dich dazu, die Wahrheit ein wenig auszudehnen oder auszuschmücken? Vorerst ist die Sache vom Tisch, aber innerlich gärt es in dir, weil du genau weißt, dass du nicht ehrlich warst.
Der weise König Salomo schreibt in seinem Buch der Sprüche folgendes: „Ehrlichkeit leitet den Aufrichtigen auf seinem Weg; ein Unehrlicher zerstört sich selbst durch seine Falschheit“ (Sprüche 11,3).
Das klingt vielleicht wie ein schlauer Spruch, den man grundsätzlich in seinem Leben bejaht. Ganz anders aber kann es sein, wenn ich in eine Situation komme, in der ich Fehler zugeben muss und dadurch schlecht dastehe. Dann, wenn es unangenehm wird, ehrlich zu sein.
Ich stelle immer wieder fest: Es lohnt sich nicht wirklich, unehrlich zu sein. Es kostet mich am Ende mehr, als ehrlich zu sein. Ehrlichsein führt manchmal zu sehr unangenehmen Momenten, aber der Betrug durch meine Lüge trifft mein Gegenüber meist tiefer als mein eigentlicher Fehler und braucht länger, um wieder zu heilen.
Mir persönlich ist Ehrlichkeit unglaublich wichtig und es verletzt mich zutiefst, wenn ich belogen werde. Für beide Seiten kann es schwer sein, damit umzugehen – für die Person, die einen Fehler zugibt, aber auch für die, die sich entscheidet, den Fehler zu vergeben.
Frei durch Vergebung
Ich bin unendlich dankbar, dass ich einen Gott habe, der so liebevoll vergibt. Der mich und meine Fehler kennt und trotzdem eine Beziehung mit mir haben will. Seine Liebe möchte ich immer vor Augen haben. Sie nachahmen, auch wenn es mich etwas kostet.
Auch wenn ich Konsequenzen durch falsche Entscheidungen tragen muss, darf ich wissen, dass Gott mit mir geht. Er wendet sich nicht ab, sondern hilft mir auch dann noch, wenn ich mir mal wieder etwas eingebrockt habe.
Mal ehrlich!
Wie ist das in deinem Leben? Gibt es in deinem Leben Dinge, die du noch vergeben kannst oder Dinge, für die du um Vergebung bitten solltest?
Ich möchte dir Mut machen: Jeder neue Tag ist ein Geschenk Gottes und eine Chance, um neu anzufangen und ehrlich zu leben. Jeder Tag beginnt mit einem gnädigen Gott, der dich kennt und trotzdem liebt.
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