
14.08.2023 / Andacht / Lesezeit: ~ 5 min
Autor/-in: Katrin Faludi„Ich sollte beten – aber wofür?“
Wenn Gott eine Überraschung parat hat. Eine Andacht.
Plötzlich springt dich dieser Gedanke aus dem Nichts heraus an: Ich sollte jetzt beten! Hast du das schon mal erlebt? Nach meiner Erfahrung lohnt es sich, diesem Impuls zu folgen. Egal, hinter welchem Busch er gerade hervorhüpft – er bringt immer eine Überraschung mit!
Erst neulich ist mir das wieder passiert, und da ich gerade durch einen Wald spazierte, ist der Vergleich mit dem Busch gar nicht mal so weit hergeholt. Hier kommt die Geschichte:
Ich war gerade zu einer Wanderung im finnisch-russischen Grenzgebiet aufgebrochen. Seit einigen Tagen hielt ich mich dort für eine Buchrecherche auf, da mein nächster Roman in dieser Gegend spielen wird. Ich wollte Eindrücke von der Umgebung sammeln und am besten auch ein paar Einheimische kennenlernen, die mir etwas über das Leben in der Region erzählen können. Letzteres aber gestaltete sich schwierig. Die Gegend war einsam und wenn ich zufällig auf Leute traf, waren sie meist älter und sprachen kein Englisch. Meine Finnischkenntnisse reichten lediglich für etwas Smalltalk.
Als ich an diesem Morgen loswanderte, rechnete ich mit keiner Begegnung. Ich schulterte meinen Rucksack, durchquerte den Wald von meinem Ferienhaus bis zur nächsten Straße und freute mich über das sonnige Wetter. Und da, plötzlich, sprang er mich an, dieser Gedanke: Ich sollte jetzt beten! Mein Problem war nur: Ich wusste gar nicht, wofür.
Aber ich nehme solche Impulse ernst, also sagte ich etwas ahnungslos ins Blaue hinein: „OK, Gott, dann zeig mir auf dem Weg bitte irgendetwas Schönes oder Bemerkenswertes.“ Das erschien mir passend.
Lila Unkraut und eine zahnlose Lottofee
Der Großteil meiner Wanderung führte an einer stillen Landstraße entlang. Wälder wechselten sich mit offenen Wiesenlandschaften ab. Alles hübsch und nett, aber keinesfalls bemerkenswert. Trotzdem blieb ich immer wieder stehen und machte Fotos.
Als ich gerade eine besonders schöne Wiese mit vielen herrlichen Lupinen fotografierte, hielt ein Auto neben mir. Ein älterer Mann stieg aus und rief mir etwas auf Finnisch zu. Als er begriff, dass ich ihn nicht verstanden hatte, kam er näher. Mit einfachen Worten und Gesten fragte er mich: „Warum machst du denn Bilder von dem Unkraut da? Das ist doch nur Müll!“ Darüber kamen wir ins Gespräch. Er fragte, wer mein Vermieter sei. Als ich ihm den Namen nannte, stand er plötzlich stramm, salutierte und rief: „Soldaatti! Rajamies!“ So stellte sich heraus, dass einer meiner beiden Vermieter – derjenige, dem ich noch nicht begegnet war – ein Grenzbeamter aus dieser Gegend war!
Ich hatte das Gefühl, der zahnlose alte Mann hätte sich an Ort und Stelle in eine Lottofee verwandelt! Im Traum hatte ich nicht damit gerechnet, einen Grenzbeamten ausfindig zu machen. Finnland nimmt den Schutz seiner 1.300 Kilometer langen Ostgrenze sehr ernst – was der kürzlich erfolgte NATO-Beitritt nur zu deutlich illustriert – und neugierige Fragen erregen schnell Misstrauen. Doch nun tat sich mir durch diese scheinbar zufällige Begegnung eine ungeahnte Möglichkeit auf. Wenn das nicht das „Bemerkenswerte“ gewesen war, worum ich Gott gebeten hatte!
Nun tat sich mir durch diese scheinbar zufällige Begegnung eine ungeahnte Möglichkeit auf. Wenn das nicht das „Bemerkenswerte“ gewesen war, worum ich Gott gebeten hatte!
Ich trug meinem Vermieter mein Anliegen vor und er erklärte sich zu einem Treffen bereit. Wenige Tage später saß er mit seiner Frau bei mir auf der Veranda. Beide erzählten mir ausführlich vom Leben in der Region. Hier und da streute der Mann auch ein paar wohldosierte Anekdoten aus seiner Arbeit als Hundeführer entlang der Grenze ein. Ich erfuhr viel Neues, was ich für mein Buch gebrauchen konnte. Das war das Sahnehäubchen auf einer an Eindrücken ohnehin schon sehr reichen Recherchereise.
Wenn Gott deine Wünsche besser kennt als du
„Bittet und ihr werdet erhalten. Sucht, und ihr werdet finden. Klopft an, und die Tür wird euch geöffnet werden“ (Lukas 11,9).
Gott ist zuverlässig in den großen Dingen. Wenn Jesus sagt: Bittet und ihr werdet erhalten, dann meint er in erster Linie Gottes Gnade für unser gesamtes Leben. Aber Gott ist auch in den scheinbar kleinen Dingen treu. Nach diesem Gebetserlebnis ging mir dieser Vers nämlich nicht aus dem Kopf. Ich bin der simplen Aufforderung bitte! gefolgt und habe etwas erhalten.
Gott ist auch in den scheinbar kleinen Dingen treu. Ich bin der simplen Aufforderung bitte! gefolgt und habe etwas erhalten.
Und wenn ich behaupte, ich hätte nicht gewusst, worum ich bitten soll, dann ist das nur ein Teil der Wahrheit. Ich habe mich, um ehrlich zu sein, nicht getraut. Gott hat mich schon so mit der Möglichkeit, überhaupt nach Finnland reisen zu können, gesegnet, dass ich das Gefühl hatte, gar nicht mehr verlangen zu „dürfen“. Aber heimlich habe ich mir eine solche Begegnung wie mit dem Vermieterehepaar natürlich schon gewünscht.
Das Tolle an Gott ist seine Großzügigkeit! Er kennt unsere großen und kleinen Wünsche. Mein Wunsch war in keiner Weise „wichtig“. Etliche solcher kleinen Wünsche hat er mir nicht erfüllt. Diesen einen aber schon. Vielleicht einfach nur aus Spaß an der Freude. Vielleicht aber auch aus einem anderen guten Grund, den ich noch nicht kenne oder nie erfahren werde.
Das Tolle an Gott ist seine Großzügigkeit! Mein Wunsch war in keiner Weise „wichtig“. Etliche solcher kleinen Wünsche hat er mir nicht erfüllt. Diesen einen aber schon.
Ganz umsonst gab es das Sahnehäubchen übrigens nicht. Ich musste mich schon entscheiden, die Hand zu heben und anzuklopfen – sprich: um das Treffen bitten. Hätte ich nur durch Zufall erfahren, was mein Vermieter von Beruf ist, ich hätte mich nicht getraut, ihn anzusprechen. Doch nach diesem Gebetserlebnis hatte ich die Zuversicht: „Klopf an und die Tür wird euch geöffnet werden“. Und so ist es, im Kleinen und auch im Großen.
Falls du also einmal den Impuls verspürst, zu beten, aber nicht weißt, wofür – tu es! Lass dich überraschen. Und vergiss nicht, anzuklopfen!
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Hörte mir gerade den „Fürbitte“ Vortrag aus dem Gebetshaus Augsburg von Rainer Harter an und jetzt diesen „wofür“beten. Eine ganz tolle Ermutigung. GM
Danke für den Erlebnisbericht. Er macht Mut zum beten und bitten.
Ich werde es mir besonders in dieser Woche vor Augen halten.
Alles Gute ,Gottes Segen und Schutz
Elke W.