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© Sander Sammy / unsplash.com

03.12.2022 / Theologie / Lesezeit: ~ 13 min

Autor/-in: Steffen Brack

Chill out! Einen Gang runterschalten (2)

Die Erfindung des Wochenendes macht das Leben menschlicher – und lebenswerter.

 

 

Für die meisten ist es vermutlich selbstverständlich: Am Samstag und Sonntag müssen sie nicht zur Arbeit. Viele haben aber auch am Wochenende Dienst – und sollen selbst im Urlaub erreichbar sein. Und viele Selbstständige kennen gar kein freies Wochenende. Und das ist schade: denn Gott schenkt uns einen ganzen freien Tag – jede Woche. Dieser Artikel ist die Fortsetzung von Teil 1.
 

Samstag, Sonntag – oder gar nicht?

Zuerst will ich jetzt einmal die unterschiedlichen Ansichten vorstellen. Die Ansichten darüber, ob der Ruhetag, auf Hebräisch der Sabbattag, nun am Samstag oder am Sonntag gehalten werden soll. Oder ob der Ruhetag für Christen überhaupt noch eine Bedeutung hat. Dabei geht es mir nicht um die gesamte Diskussion. Sondern darum, dass Sie die jeweiligen Hauptargumente kennen und wissen, worum es bei dieser Diskussion geht.

Da ist zuerst einmal die Ansicht: Auch für Christen gilt nach wie vor: der 7. Tag der Woche – also der Samstag – ist der Ruhetag, den auch Christen einhalten sollen. Also genau wie es für das Volk Israel im Alten Testament gegolten hat. Die Adventisten oder 7-Tags-Adventisten sind vermutlich die bekannteste Christliche Gemeinschaft, die diese Position vertritt.

Und auch wenn diese Meinung zum Ruhetag vielleicht für die meisten anderen Christen eher ungewöhnlich klingt: den 7. Tag, also den Samstag, als den Ruhetag anzusehen, von dem Gott im vierten Gebot spricht, ist ganz sicher völlig richtig. Denn diese Position ist sehr wohl biblisch begründet. Es sind vor allem zwei Argumente.

1) Das Gebot Gottes zum Ruhetag ist in der Schöpfung verankert. Gott bezieht dieses Gebot eindeutig darauf, wie er selbst gehandelt hat, als er die Welt erschaffen hat. Ich lese noch einmal aus dem vierten Gebot im 2. Mosebuch Kapitel 20. Da spricht Gott selbst:

„Halte den Ruhetag in Ehren, den Sabbattag, den siebten Tag der Woche! Er ist ein heiliger Tag, der dem Gott Israels gehört. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Tätigkeiten verrichten; aber der siebte Tag ist der Ruhetag des Gottes Israels, deines Gottes. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten, auch nicht dein Sohn oder deine Tochter, … dein Vieh oder der Fremde, der bei dir lebt.“

Und jetzt kommt der Bezug zur Schöpfung, Vers 11: „Denn in sechs Tagen hat der Gott Israels Himmel, Erde und Meer geschaffen - mit allem, was lebt. Am siebten Tag aber ruhte er. Deshalb hat er den siebten Tag der Woche gesegnet und zu einem heiligen Tag erklärt, der ihm gehört. (2. Mose 20,8-11).

Schon lange vor Abraham, vor Mose und vor der Jüdischen Nation hat Gott am 7. Tag der Schöpfung „geruht“. Das ist übrigens die Bedeutung des hebräischen Wortes „schabbat“. Es heißt so viel wie „aufhören, unterbrechen, Pause machen, ruhen, Atem schöpfen“. Wobei Gott sicher keine Atempause gebraucht hat. Aber er hat ganz bewusst einen ganzen Tag Ruhe eingelegt.

Weil Gott also das vierte Gebot auf die Schöpfung bezieht – so das Argument der Befürworter, dass nach wie vor der Samstag, der siebte Tag der Woche, der Ruhetag ist, von dem Gott spricht – und Gott so den Ruhetag in der Schöpfung verankert, deshalb gilt das Gebot auch nicht nur für die Juden, für das Volk Israel. Sondern für alle Menschen. Jeder soll also am 7. Tag ruhen und Gott ehren. Und das ist nun mal der Samstag.

2) Das vierte Gebot gehört zu den 10 Geboten. Und die sind Gottes allgemeingültigen Gebote für alle Menschen. Oft werden diese allgemein gültigen Gebote Gottes auch das „Moral-Gesetz Gottes“ genannt. Im Unterschied zu den sog. „Zeremonial-Geboten“, also Ordnungen, die Gott seinem Volk Israel für die Opferungen und den Gottesdienst im Tempel gegeben hat. Die gelten eben nicht für alle Menschen, sondern waren ausschließlich für Israel bestimmt. Um das einmal etwas vereinfacht zu sagen.

Und die allgemeingültigen Gebote Gottes – so die Befürworter dieser Position, dass der Samstag auch für Christen der Ruhetag ist – hat Jesus eindeutig bekräftigt. So z.B. im Bericht des Zöllners Matthäus, im Matthäusevangelium, Kapitel 5, die Verse 17 bis 19:

„Denkt nicht, ich sei gekommen, um die Gebote Gottes und die Weisungen der Propheten außer Kraft zu setzen. Ich bin nicht gekommen, um sie außer Kraft zu setzen, sondern um sie zu erfüllen und ihnen volle Geltung zu verschaffen.“

Deshalb sagen die Vertreter der Position, dass der Samstag der gebotene Ruhetag ist: Das Ruhetags-Gebot gehört doch eindeutig zu den Geboten Gottes, die Jesus nicht aufgehoben hat. Deshalb können wir das Gebot doch nicht einfach weglassen. Oder entgegen Gottes Anweisungen einfach den 7. Tag – den Samstag – durch einen anderen Tag ersetzen. Z.B. durch den 1. Tag der Woche, den Sonntag.

Und deshalb, so argumentieren sie, deshalb sollen auch Christen den Samstag als Ruhetag einhalten. Das ist nach ihrer Meinung nach wie vor der Tag, den Gott geboten hat.

Diese beiden Argumente sind interessant. Und das nicht nur, weil sie eigentlich doch sehr überzeugend sind. Und ich meine, sie sind wirklich überzeugend. Die Argumente sind aber auch deshalb interessant, weil die Vertreter der zweiten Überzeugung zum Ruhetag genau die gleichen Argumente anführen für ihre Position.

Diese zweite Position zum Ruhetag vertritt die Meinung: Der Ruhetag, den Gott mit dem vierten Gebot verordnet hat, ist erstens eine Ordnung, die Gott in der Schöpfung verankert hat. Und das Gebot zum Ruhetag gehört zu den allgemeingültigen Geboten Gottes, die nach wie vor gültig sind. Für alle Menschen. Und deshalb ist der Ruhetag auch für Christen einzuhalten.

Das ist die Position Eric Liddells. Das war die Position der schottischen Kirche, zu der er gehörte. Und das ist die Position der Niederländischen Reformatoren. Es sind also genau die gleichen Argumente wie sie die Befürworter des Samstags als Ruhetag vorbringen.

Doch die Vertreter der zweiten Position zum Ruhetag fügen noch ein weiteres Argument hinzu. Sie sagen: die frühe Kirche, die ersten Christen haben den Ruhetag vom 7. Tag – vom Samstag – auf den 1. Tag verlegt, auf den Sonntag. Und manche betonen, das hätten sie unter der Leitung des Heiligen Geistes getan.

In der Tat ist es ja heute so: die allermeisten Christen feiern ihre Gottesdienste am Sonntag, nicht am Samstag. Und damit ist der christliche Ruhetag dann nicht mehr ein Feiertag, der daran erinnert, wie Gott die Schöpfung vollendet hat. Sondern der Feiertag, der darauf verweist, dass die neue Schöpfung angebrochen ist. Und zwar mit der Auferstehung von Jesus Christus, der eben am ersten Tag der Woche aus den Toten auferstanden ist (Lukas 24,1). Also an einem Sonntag. Und das feiern Christen vor allem am Ruhetag, mit allem was dazu gehört zum Beginn der Neuen Schöpfung. Und deshalb sei der Sonntag auch der Ruhetag, der für Christen geboten ist.

Es ist keine Frage. Die ersten Christen haben wohl schon recht früh damit begonnen, ihre Gottesdienste am 1. Tag der Woche zu feiern. Also sonntags (vgl. Apostelgeschichte 20,7). Aber die Hinweise im Neuen Testament dazu sagen nichts darüber aus, dass sie das auch als verbindlichen Feiertag gesehen haben. Bei den frühen Kirchenvätern dagegen – also im 2. und 3. Jahrhundert – gibt es Hinweise darauf, dass der Sonntag oft zum Feier- und Ruhetag für Christen geworden ist.

Wer hat denn nun recht? Diejenigen, die den Ruhetag am Samstag einhalten? Als den Tag, den Gott dazu verordnet hat? Oder die, die meinen: der Sonntag ist der verbindliche Ruhe- und Feiertag für Christen?
 

Feel the Rhythm – den Rhythmus der Schöpfers aufnehmen

Mich überzeugt am meisten eine dritte Ansicht zum Ruhetag. Und diese Position haben unter anderem die Reformatoren vertreten: Martin Luther, Huldrych Zwingli. Und besonders Johannes Calvin. Diese Ansicht vertritt die Auffassung: Die gesamte Sabbat-Ordnung, die Gott seinem Volk Israel gegeben hat mit den vielen einzelnen Regeln – diese ganze Sabbatordnung gehört zum größten Teil zu den sogenannten Zeremonial-Ordnungen für Israel. Also zu den Ordnungen für den Israelischen Gottesdienst und zu den Opfervorschriften (vgl. u.a. 2 Mose 23; 31; 35; 3. Mose 23; 25; 4. Mose 13; 28).

Bitte achten Sie darauf: nicht alles, was zum Gebot zum Ruhetag gehört, ist diesen Anordnungen für den Gottesdienst Israels und den Opfervorschriften zuzuordnen. Nicht alles, aber der größte Teil davon. Und die Vertreter der dritten Position weisen darauf hin: im Neuen Testament – im zweiten Teil der Bibel – ist eindeutig davon die Rede, dass die vielen einzelnen Elemente der Sabbat-Ordnungen in Jesus von Nazareth erfüllt worden sind. Denn darauf waren sie auch von Anfang an ausgelegt. Und die vielen Sabbat-Regularien gehören auch zu dem, was Jesus in seiner Person bereits erfüllt hat.

Wenn das stimmt, was die Vertreter der dritten Position sagen: Was ist dann mit all den Argumenten, die in den beiden anderen Auffassungen vom Gebot zum Ruhetag angeführt werden? Sind die völlig bedeutungslos?

Was ist mit dem Argument, dass Gott das Gebot zum Ruhetag in der Schöpfung verankert hat? Es heißt ja dort:

„Der siebte Tag ist der Ruhetag des Gottes Israels, deines Gottes. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten. Denn in sechs Tagen hat der Gott Israels Himmel, Erde und Meer geschaffen, mit allem, was lebt. Am siebten Tag aber ruhte er. Deshalb hat er den siebten Tag der Woche gesegnet und zu einem heiligen Tag erklärt, der ihm gehört“ (2. Mose 20,10-11).

Ja, ich denke das ist auch uneingeschränkt wahr. Wir sind alle von Gott geschaffen worden. Und deshalb trägt jeder von uns – auch Sie und ich – diesen Rhythmus von Arbeit und Ruhe und Erholung in uns. Das hat Gott so angelegt. Und das macht er uns auch selbst vor in seiner Schöpfung: diesen 7 Tage Rhythmus, in dem er das ganze Universum geschaffen hat – mit allem, was lebt. 6 Tage für das Arbeiten, an denen wir die anstehenden Aufgaben erledigen können. Und ein Tag zum Ruhen. Und ganz offensichtlich passt dieser Rhythmus ganz hervorragend für uns Menschen.

Wenn ich in diesem Rhythmus lebe, dann tut mir das körperlich gut. Und genauso gut ist das für mein inneres Wohlbefinden. Für meine geistige und emotionale Gesundheit. Und genau betrachtet sogar für meine Beziehung zu Gott. Also für mein geistliches Leben. Denn der Ruhetag ist aus Gottes Sicht ja eben auch ganz bewusst dazu da, dass ich mich als Geschöpf auf Gott ausrichte. Auf meinen Schöpfer. Dass ich auf ihn höre, Zeit für das habe, was er mir sagen will. Und danach lebe. Und dass ich Zeit mit Gott verbringe. Dann nehme ich Gottes Rhythmus auf. Und schwinge im gleichen Takt mit. Und das tut mir gut.

Die Verankerung des Ruhetags in der Schöpfung wird immer gelten. Solange wir geschaffene Wesen sind, wird dieser Teil des Ruhetags nie aufgehoben werden.

 

Und wer meint, er kann sich über dieses durch und durch gute Gebot seines Schöpfers einfach hinwegsetzen und immer mehr und immer mehr arbeiten, der wird es eines Tages von seiner Ärztin hören: Sie müssen Ruhezeiten in ihr Leben einbauen. Tun sie das nicht, dann wird ihr Köper bald in den Dauerstreik treten. Und ihr Geist und ihre Psyche auch.

Ich kenne einen Mann, der ist so mit vielleicht 40 Jahren Christ geworden. Er hat einen eigenen Handwerksbetrieb. Und über Jahrzehnte hinweg hat er von Montag bis Samstag seine Arbeit auf den Baustellen gemacht. Und der Sonntag ist immer sein Bürotag gewesen. Es war für ihn gar nicht einfach, sich jetzt einen Tag in der Woche frei zu nehmen. Dafür hat er Jahre gebraucht. Dann aber hat er von einem Tag auf den anderen entschieden: Ich mache ab jetzt den Sonntag frei. Und er sagt: das war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben. Ich danke Gott für dieses Gebot vom wöchentlichen Ruhetag. Das ist für mich meine ganz persönliche Befreiung.
 

Kein neuer Sabbat

Als zweites fällt aber im Neuen Testament auf: Gott legt dort keinen bestimmten Tag mehr fest, wann der Ruhetag eingehalten werden soll. Auch nicht den Sonntag. In seinem Bericht über Jesus schreibt der frühere Zollbeamte Matthäus im 5. Kapitel: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um die Gebote Gottes und die Weisungen der Propheten außer Kraft zu setzen. Ich bin nicht gekommen, um sie außer Kraft zu setzen, sondern um sie zu erfüllen und ihnen volle Geltung zu verschaffen.“

Gott legt dort keinen bestimmten Tag mehr fest, wann der Ruhetag eingehalten werden soll. Auch nicht den Sonntag.

 

Gottes Gebote werden von Jesus nicht aufgehoben. Sondern er erfüllt sie. Und er verschafft ihnen ihre volle Geltung. Und mit den 10 Geboten haben wir die absolut verbindlichen Gebote Gottes vor uns. Sie regeln, wie wir handeln sollen – ethisch und moralisch.

Es gibt aber auch Gebote im Alten Testament, die Gott seinem Volk Israel gegeben hat. Gebote, die zu den sogenannten Zeremonial-Ordnungen gehören. Also all die Gebote wie die speziellen Speisevorschriften, die Reinheitsgebote, die speziellen jüdischen Feste und all die verschiedenen Ordnungen für die Opfer.

Im Neuen Testament wird eindeutig darauf hingewiesen, dass alle diese Gebote abgelegt wurden. Denn sie waren dazu da, auf den einen hinzuweisen, der sie alle erfüllt hat. Ein für alle Mal erfüllt. Und zwar durch Jesus selbst. Durch sein Leben und durch seinen Opfertod am Kreuz. Durch seine Auferstehung und durch seine Himmelfahrt (vgl. z.B. Hebräer 8 und 10).

An diese Zeremonial-Gebote sind wir nicht mehr gebunden. Als Christen. Und eine Aussage im Neuen Testament zeigt eindeutig, dass der Sabbat und die vielen Einzelvorschriften dazu zu den Geboten im Alten Testament gehört, an die Christen nicht mehr gebunden sind.

Ich lese aus dem Brief an die ersten Christen in der Stadt Kolossä. Das liegt im Westen der heutigen Türkei. Da heißt es in Kapitel 2, in den Versen 16-17: „Darum soll euch niemand verurteilen wegen dem, was ihr esst und trinkt oder weil ihr bestimmte Festtage oder den Neumondstag oder den Sabbat nicht beachtet. Das alles ist nur ein Schatten der kommenden neuen Welt; doch die Wirklichkeit ist Christus, und die ist schon zugänglich in seinem Leib, der Gemeinde.“

Das ist absolut eindeutig: Die Sabbat-Gebote, Speisevorschriften und Opferordnungen gehören zu dem Teil von Gottes Geboten, die Jesus in seiner Person schon erfüllt hat. Deshalb bringen Christen keine Rinder und Schafe mit zum Gottesdienst, wie es bei Israel im Alten Testament der Fall gewesen ist.

Und die Gebote zum jüdischen Sabbat werden hier eindeutig darin eingeschlossen. Deshalb wird auch im Neuen Testament jedes einzelne der 10 Gebote bestätigt. Mit einer Ausnahme: das vierte Gebot. Das Gebot zum Ruhetag. Das Gebot zum Sabbat. Dazu schreibt dann auch der Theologe und Handwerker Paulus an die ersten Christen in Rom folgerichtig:

„Für manche Leute sind bestimmte Tage von besonderer Bedeutung. Für andere wieder sind alle Tage gleich. Jeder soll so leben, dass er mit voller Überzeugung dazu stehen kann.“ So im Römerbrief, Kapitel 14, Vers 5.

Der Sonntag als der Ruhetag der Christen ist ganz bestimmt eine gute Sache. Und er hilft jedem, in dem Rhythmus zu leben, den Gott in uns hineingelegt hat. Und doch ist der Sonntag kein neuer Sabbat – meine ich. Und das ist er auch nie gewesen.

 

Im Neuen Testament wird zwar erwähnt, dass sich Paulus zum Beispiel mit den Christen in Troas an einem Sonntag zum Abendmahl trifft. Und dass er dabei auch predigt. Aber dazu heißt es auch ganz deutlich: „Am Sonntagabend kamen wir zum Abendmahl zusammen. Paulus sprach zu den Versammelten, und weil er zum letzten Mal mit ihnen zusammen war – denn er wollte am nächsten Tag weiterreisen –, dehnte er seine Rede bis Mitternacht aus.“ (Apostelgeschichte, Kapitel 20, Vers 7). So Lukas, griechischer Arzt, der den Bericht über die Taten der Apostel geschrieben hat.

Im ersten und zweiten Jahrhundert hat im gesamten Römischen Reich kein Mensch am Sonntag einen Ruhetag eingelegt. Und die ersten Christen schon gar nicht. Viele von Ihnen waren einfache Angestellte oder Sklaven. Die konnten doch ihren Chefs und Chefinnen nicht einfach sagen: Heute ist Sonntag, der erste Tag der Woche, da nehme ich frei.

Der Sonntag ist eben der erste Tag der Woche. Und damit der erste Arbeitstag. Das war damals so wie für uns heute der Montag. Und deshalb trifft sich Paulus in Troas mit den Christen auch erst am Abend. Weil sie offensichtlich erst einmal den ganzen Tag gearbeitet haben. Zumindest die meisten von ihnen. Und dann treffen sie sich eben nach der Arbeit und feiern das Abendmahl und hören zu, was Paulus ihnen von Gott her sagen will.

Sicher ist der Sonntag ein guter Tag zum Ausruhen von der Arbeit. Und um Gott anzubeten und auf ihn zu hören. Und wir können dankbar sein, dass wir z.B. in Deutschland einen landesweiten Feiertag am Sonntag haben. Denn das ist ein großes Geschenk, wenn einmal in der Woche viele frei haben können. Und wenn die Hektik an einem Tag in der Woche auch in weiten Teilen des Landes zurückgefahren wird. Das hilft auch jedem einzelnen, mehr zur Ruhe zu kommen.
 

Menschlicher – und lebenswerter

Aber ich meine, der Sonntag ist kein neuer Sabbat, den jeder Christen absolut einhalten muss. Aber den Rhythmus, den Gott in uns gelegt hat – 6 Tage Zeit, um die Arbeit zu erledigen. Und ein Tag frei, um Gott zu begegnen und als Mensch auszuruhen – ganzheitlich. Dieser Rhythmus gilt aus meiner Sicht nach wie vor.

Es ist ein unfassbares Geschenk, dass Gott diesen Rhythmus in uns gelegt hat. Und dass er uns einen ganzen Tag verordnet, an dem wir zur Ruhe kommen können. Auch wenn er im Neuen Testament keinen bestimmten Wochentag dafür vorschreibt. Aber der wöchentliche Ruhetag macht das Leben menschlicher. Viel menschlicher. Und lebenswerter.

Hier finden Sie Teil 1 des Artikels.

 Steffen Brack

Steffen Brack

  |  Redakteur und Theologe
Theologe und Redakteur, verheiratet, drei Kinder. Begeistert von Gottes unerschütterlicher Liebe.

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