Navigation überspringen
© Mor Shani / unsplash.com

19.09.2022 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Sieghard Loh

Segen

Mehr als nette Worte.

„Der Herr segne dich“. Kaum eine Aussage der Bibel hören Christen so oft. In vielen Kirchen gehören diese Worte zum Gottesdienst, genauso wie das Vaterunser und das sprichwörtliche Amen nach jedem Gebet. Sie stammen aus dem Segen, den ursprünglich der Priester dem Volk Israel zusprach (4. Mose 6,24). Doch was bedeutet eigentlich „Segen“?

Gottes Zeichen über unserem Leben

Unser Wort Segen kommt aus dem lateinischen Wort signum, das Zeichen. Wenn Gott uns segnet, dann heißt das, er setzt sein Zeichen auf unser Leben. Unter Gottes Segen gehören wir zu denen, die unter seiner Flagge, seinem signum laufen, so wie die römischen Soldaten ihrem signum, ihrer Standarte folgten.

Für Christen ist das sichtbare Zeichen, dem sie folgen, ein Kreuz. Es ist das Kreuz, an dem Jesus für unsere Schuld starb. Dort bekennen wir – bildlich gesprochen – die Verfehlungen unseres Lebens und erhalten die Zusage seiner Vergebung. Sein Segen, sein Zeichen, sein Kreuz bedeuten für uns eine neue Identität, etwas, was das Neue Testament in vielen Bilden beschreibt: von der Finsternis ins Licht, vom Tod ins Leben, von Draußen nach Drinnen, von Verloren zu Gefunden, vom Außenseiter zum Kind, ja zum Familienmitglied. Gott verbindet uns mit sich selbst durch sein signum, seinem Segen über unserem Leben. Wir stehen unter dem Segen des Kreuzes.

Gottes gute Worte für uns

Das zweite, was im Segnen passiert, ist, dass Gott gute Worte über uns ausspricht. Hier kommt der zweite lateinische Begriff im Zusammenhang mit Segen ins Spiel: es ist das lateinische Wort benedictio, abgeleitet von benedicere aus bene („gut“) und dicere („sagen“), also eigentlich von jemandem gut sprechen, Gutes über jemand sagen. Wenn Gott das tut, dann ist es mehr, als wenn wir ein paar nette Worte an jemand richten. Das Lexikon zur Bibel sagt es so: Segen ist die Zuwendung von göttlichem Heilsgut an Menschen.

Wie sah das aus, als Jesus sich von seinen Jüngern verabschiedete? Auch er segnete bei seiner Himmelfahrt seine Jünger. Interessanterweise berichtet Lukas, der Biograph des Lebens Jesu und der ersten christlichen Gemeinde, diese Szene zweimal. Zunächst im Lukasevangelium folgendermaßen: „Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie. Und es geschah, während er sie segnete, dass er von ihnen schied, und hinaufgetragen wurde in den Himmel.“ (Lukas 24,50-51).

Er segnete sie, sprach ihnen also gute Worte zu, aber welche? In der Apostelgeschichte informiert Lukas uns auch über den Inhalt des Segens: „Er sprach aber zu ihnen: ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein. Und als er dies gesagt hatte, wurde er emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg“ (aus Apostelgeschichte 1,7-9).

Es ist also zweimal die gleiche Szene, unmittelbar vor der Himmelfahrt. Und der Segen ist die Zusage, dass der Heilige Geist mit seiner Kraft kommen wird. Das sind die guten Worte von Jesus für seine Jünger, seine Verheißung. Und der Segen wird das sein, was der Heilige Geist im Leben der Nachfolger von Jesus tun möchte: Er will uns segnen mit der Frucht des Geistes, mit Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung.

Den Segen weitergeben

Und das wünschen sich die ersten Christen im Neuen Testament immer wieder. Wie beginnt typischerweise ein Brief des Paulus? Mit dem Wunsch nach Gnade und Frieden für die Gemeinden. Vielleicht kennen Sie diesen Satz aus der Kirche: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Und mit welchem Segen endet ein Brief? Ganz ähnlich, z. B. so: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2. Korinther 13,13). Auch dieser Vers wird manchmal als Segenswort am Ende eines Gottesdienstes zugesprochen. 

Wir geben uns die guten Worte Gottes weiter, nicht nur im Gottesdienst, sondern bei vielen Gelegenheiten und Begegnungen. Und das dürfen wir und das sollen wir auch. Denn Gottes Segen ist zum Weitergeben da.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Pia H. /

Ich interessiere mich sehr für erf

Magdalena M. /

Als junges Schulmädchen hat mir ein Junge in mein Poesiealbum geschrieben:
"An Gottes Segen ist alles gelegen!" Was für ein kurzer, prägnanter und wahrer Satz!! Gott gibt gerne und teilt reichlich Gutes aus!

Das könnte Sie auch interessieren