
12.12.2021 / Buchauszug / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Oskar KönigÜber den Wunschzettel und das Beten
Ein Auszug aus der Adventskalenderbox „24 x Weihnachten neu erleben“.
Der Wunschzettel – in unserer Kindheit wohl eines der wichtigsten Dokumente, das in der Adventszeit mit größter Sorgfalt von uns angefertigt wurde. Manche Wünsche wurden mit Ausrufezeichen und drei Sternchen als »wirklich super wichtig« gekennzeichnet. Wie groß aber war die Enttäuschung, wenn dann ausgerechnet einer von diesen Wünschen nicht am Weihnachtsfest unter dem Baum lag.
Kinder sind nicht gerade Meister darin, ihr Unverständnis für sich zu behalten und machen den Eltern ihre Enttäuschung in der Regel schnell klar. »Warum? Warum habt ihr mir dieses eine Geschenk nicht gekauft? Ich habe es mir doch so sehr gewünscht!«
Bei Erwachsenen stehen eher ideelle – aber nicht weniger wichtige – Wünsche auf den imaginären Wunschzetteln. Wünsche, die unsere Umstände betreffen. Oder die Umstände von nahestehenden Menschen.
Und dann gehen die noch so berechtigten Wünsche nicht in Erfüllung. Und wir bleiben zurück mit dieser einen Frage nach dem Warum.
Im Lauf unseres Lebens sammeln sich schmerzhafte Enttäuschungen an. »Warum hat Gott die krebskranke Mutter von vier Kindern trotz vieler Gebete nicht gesund gemacht?« »Warum verliert der Familienvater seinen lebenswichtigen Job?« Wir wissen es nicht.
Als Jesus kurz vor seiner Hinrichtung große Angst hatte fing er an zu beten. Er flehte Gott an: »[…] Mein Vater! Wenn es möglich ist, lass den Kelch des Leides an mir vorübergehen« (Matthäus 26,39a).
Ein wirklich ehrliches Gebet. Jesus selbst hielt seine Angst und diese Bitte vor Gott nicht zurück. Im Wesentlichen bat er Gott, ihn aus dieser Situation herauszuholen. Aber das Gebet nahm eine Wendung. Im nächsten Atemzug unterstellte sich Jesus Gottes Willen: »Doch ich will deinen Willen tun, nicht meinen« (Matthäus 26,39b).
Mit diesen Worten drückte Jesus aus, wie sehr er Gott vertraute. Er stellte Gottes Willen über seinen eigenen. Dieses Gebet von Jesus war kein unterwürfiges »Du machst eh, was du willst, Gott«. Dieses Gebet war ein Ringen und ein In-Verbindung-Treten mit Gott.
Wie wäre es, wenn wir es wagen würden, unseren Anspruch an Gott als einen »Wunscherfüllungsautomaten« abzulegen? Gottes Pläne für unser Leben sind größer als unsere eigene Agenda, denn Gott bezieht auch die Ewigkeit mit ein, die wir noch nicht sehen können. Wir leben im Moment – aber Gott überschaut die Zeit.
Das Wunderbare ist, dass Gott nicht nur über unser Jetzt hinausblickt, sondern dass er in unser Jetzt kommen will. Beten erfüllt nicht immer unsere Wünsche. Aber es bringt uns mit Gott in Verbindung. Und mit den Menschen, für die wir beten. Vielleicht werden die Umstände nicht verändert, aber unsere Perspektive und unser Herz.
Warum manche Gebete erhört werden und manche nicht? Wir wissen es nicht.
Dennoch hören wir nicht auf, für das Leid in dieser Welt zu beten. Wir beten, dass Gottes Wille geschehe – wie im Himmel, so auch auf Erden. Weil wir vertrauen, dass Gottes Wille gut ist.
Wir danken SCM Hänssler für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des Buchauszugs.
Zum ERF Plus Adventskalender zur Initiative 24 x Weihnachten neu erleben:
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