Der Weg in die Ewigkeit ist nicht weit entfernt. Er führt praktisch direkt an meiner Haustür vorbei. Jeden Tag zwischen 16 und 19 Uhr steht hier die Zeit still. Nämlich dann, wenn der halbe Nachbarlandkreis eine Ewigkeit im Ampelrückstau steht.
Es gibt nur diese eine Straße mit der berüchtigten Kreuzung – und da müssen sie alle lang, auch die Pendler. Dieses Nadelöhr, das durch unsere Stadt führt, ist ein Quell stetigen Ärgers. Autofahrer ächzen. Anwohner ächzen. Und die Lokalpolitiker ächzen, während sie um eine Lösung ringen, die leider in weiter Ferne liegt. Nichts geht, alles steht.
Neulich befand sich auf dieser Strecke zu allem Überfluss eine Baustelle mit Umleitung. Die Stau-Ewigkeit wurde noch einmal empfindlich strapaziert. Einige findige Autofahrer, die keine Lust auf langen Stau hatten, handelten daraufhin frei (sehr frei) nach einem biblischen Wort, das sie metaphorisch auf ihren Zustand anpassten:
Doch nun hat Gott uns unabhängig vom Gesetz einen anderen Weg gezeigt (Römer 3,21).
Dieser andere Weg versetzte zahlreiche Menschen in fassungsloses Staunen. Der Weg, den diese findigen Fahrer gefunden hatten, war nämlich die Fahrradbrücke, die über das Nadelöhr hinwegführt. In langen Kolonnen tuckerten die PKWs weithin sichtbar über den Radweg. Ganz so unabhängig vom Gesetz, wie sich die Fahrer wähnten, waren sie letztlich dann allerdings doch nicht. Als die Polizei von dieser alternativen Route Wind bekam, verteilte sie nämlich fleißig Knöllchen.
Wer auch immer den Autofahrern diesen Weg aufgetan hat – Gott selbst wird es nicht gewesen sein. Denn im weitesten Sinne beruft sich auch die Straßenverkehrsordnung auf die Gesetze, die Gott höchstpersönlich erlassen hat (Liebe deinen Nächsten, du sollst nicht töten, du sollst nicht begehren die Vorfahrt eines anderen etc.).
Das Gesetz auf meinem Lebensweg
Man sollte nicht annehmen, dass Gesetze nur für andere gelten. Wer Auto fährt, benutzt dieselben Straßen wie alle anderen und fällt dadurch automatisch unter dasselbe Gesetz wie die übrigen Verkehrsteilnehmer. Wer lebt, tut dies gleichermaßen. Wir nutzen die Lebenswege, die Gott vor unsere Füße legt und fallen daher unter die Straßenverkehrsordnung, die Gott erlassen hat. Sie hat bis heute Geltung. Wenn auf meinem Lebensweg die Ampel auf Rot springt, muss ich anhalten, so verlangt es das Gesetz.
Und machen wir uns nichts vor: Wie beim Autofahren gelingt es keinem von uns im Leben, immer aufmerksam zu sein und nie eine Regel zu brechen. So sehr sich der Einzelne auch noch bemühen mag. Das Gesetz gilt und wer es bricht und dabei erwischt wird, zahlt.
Zum Glück gibt es eine gute Nachricht:
Gott hat uns unabhängig vom Gesetz einen anderen Weg gezeigt, wie wir in seinen Augen gerecht werden können – einen Weg in Übereinstimmung mit dem Gesetz und den Propheten (Römer 3,21).
Jesus macht den Weg frei
So geht der Vers nämlich in voller Länge. Diesen anderen Weg hat Jesus für uns freigemacht. Es ist kein geheimer Schleichweg, kein illegales Umkurven ungewünschter Stauungen im Leben. Jesus würde uns im übertragenen Sinn nicht mit einem Auto über einen Fahrradweg lotsen, weil das nicht in Übereinstimmung mit dem Gesetz geschehen kann.
Jesus ist das Hinweisschild zu einem Weg, der mich an mein Lebensziel führt – statt einer Ewigkeit im Stau eine Ewigkeit bei Gott. Ein Weg, auf dem die Straßenverkehrsordnung genauso gilt wie überall sonst. Ein Weg, der über Berge hinweg und in Täler hineinführt, der Kurven zeichnet und auf dem auch schon mal der Schotter spritzt. Dieser Weg ist nicht immer leicht zu fahren. Ich werde Fehler machen. Aber das Bußgeld für meine Verstöße ist auf diesem Weg bereits bezahlt.
Jesus ist das Hinweisschild zu einem Weg, der mich an mein Lebensziel führt.
Ich muss auf diesem Weg weder rasen noch drängeln noch Kurven schneiden. Ich kann ihn in dem Tempo fahren, das mir angenehm ist. Denn ich weiß: Wenn ich diesem Weg folge, erreiche ich mein Ziel. Ich komme auf jeden Fall rechtzeitig an.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Hallo Frau Faludi! Die Überschrift über dieser Andacht hat mich neugierig gemacht. Allerdings war ich doch etwas enttäuscht als ich sie gelesen habe. Ich hatte mir darunter etwas anderes vorgestellt: … mehroft ist es doch so, dass man im Leben in einer Sackgasse steckt. Da geht nichts vorwärts, scheinbar bewegt sich nichts, trotz intensiver Gebete. Man hat sich vielleicht selbst in diese Situation hinein manövriert und fragt sich: wie geht es weiter. Vielleicht sind in der Zwischenzeit schon viele Dinge nicht mehr möglich. Ich hätte mir ein paar Lebenshilfe-Tipps gewünscht, wie das Leben mit Gottes Hilfe wieder "in Fluss" kommt und in die richtige Richtung. Vielleicht können Sie darüber auch einmal schreiben?? Vielen Dank!