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© Papaioannou Kostas / unsplash.com

11.04.2020 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Elke Drossmann

Ende mit unerwartetem Ausgang

Jesus kann einen Streit mit ihm oder unter Christen nutzen, um uns zu verändern.

Sich in Rage reden, führt oft zu einem handfesten Streit. Jesu Schüler sind davon nicht ausgenommen. Jesus lässt sich nicht mitreißen. Er bleibt im Streit Gottes Absichten treu. Nachzulesen in Markus 10,35-45.

Nur eine harmlose Frage?

Jesus hatte seine Schüler aufgefordert: „Wenn ihr was wollt, kommt! Fragt!“

Johannes und Jakobus lassen sich das nicht zweimal sagen. Nach vorne preschen, scheint ihnen im Blut zu liegen. Donnersöhne ist ihr Spitzname (Markus 3,17).

Mit Getöse erobern sie sich die Ehrenplätze – links und rechts neben Jesus. Nicht bei der nächsten Hochzeit, sondern sozusagen für immer und ewig. Sie reservieren schon mal die Plätze im Himmel. So wie andere ihr Handtuch auf einem Liegeplatz ausbreiten, um eine gute Sicht aufs Meer zu haben.

Jesus hatte sie gefragt, sie haben ehrlich geantwortet. Jesus gibt ihnen zu verstehen, dass die himmlischen Plätze zwei und drei nach ihm einen gewissen Lebensstil erfordern.

Kein Pokal, ein Kelch ist das Streitobjekt

Jesus spricht von einem Kelch. Er hat Worte von Jesaja (Jesaja 51,17) vor Augen:

Steh auf, Jerusalem, steh auf! Erheb dich! Du hast den Kelch leer getrunken, den der Herr dir reichte. Er war gefüllt mit seinem Zorn. Bis zum letzten Tropfen musstest du ihn schlucken, der jeden zum Taumeln bringt (Jesaja 51,17).

Die Plätze links und rechts vom Kreuz Jesu werden zwei Verbrecher einnehmen, die nur ihren eignen Kelch geleert haben. Jesus wird den Kelch aller Menschen, die es je auf der Welt gab, gibt und geben wird, austrinken. Das wird eine bittere Pille sein. Denn die Sünde ist ein Gift, das den Tod vorbereitet. Jesus wird sich an dem Riesenkelch verschlucken. Jesu Beten wird sich verändern. Eher dem Schrei aus Psalm 69 gleichen: „Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis zur Kehle“ (Psalm 69,2).

Johannes und Jakobus wird nicht diese Wucht treffen, wie Jesus. Aber ein geringer dosierter Kelch wird ihnen schon gereicht. Die zwei sind davon überzeugt, dem gewachsen zu sein. Jesu Einwand wischen Jakobus und Johannes schnell zur Seite. Sie pokern hoch. Ehrenplätze sind begrenzt und zugleich begehrt, da lässt man nicht so schnell locker.

Jesus sagt:

Gut. Euer Leben wird Leidensspuren tragen, wie meins – um Gottes Willen. Dennoch, die Plätze vergibt allein mein Vater im Himmel. Er lässt sich nicht in die Karten schauen – tut mir leid.

Leere Hände und garantiert der nächste Streit

Da stehen sie nun: Johannes und Jakobus. Vorsorglich haben sie sich ins Leid gestürzt und haben nichts in der Hand. Keinen Gutschein, keine Garantie. Dafür den Streit und Ärger mit den anderen Schülern in der Klasse.

Jesus wendet sich auch ihnen zu. Gefragt bei Gott sind Dienen statt Ansehen. Leiden statt himmlischer Glanz. Kleine Anfänge statt Erfolgszahlen, die schwindelig machen.

Würden diese Ansagen Jesu nicht viele bestreiten?

Wenn ich in einer Gemeinde mitarbeite, muss wenigstens ein ziemlich problemfreies Leben dabei rausspringen. Wenn ich spende, darf ein Virus ruhig an mir vorüber gehen.

Jesus bringt in den Streit eine Sicht ein, die menschlich gegen den Strich geht: Verzichten, dienen, ohne auf Anerkennung oder Gegenleistung aus zu sein. Dienen, ohne das Versprechen auf einen Ehrenpreis in der Hand zu haben.

Sich nicht Durchboxen, sondern bereit sein, den nachteiligen Weg einzuschlagen. In einer Welt voller Ellenbogen sich zurücknehmen.

Unerwartetes Streitende

In Jesu Schule haben die Jünger damals gelernt: Jesus erwartet, dass sie ihr Leben an Jesus verlieren. Schließlich hat Jesus sein Leben für uns alle verloren, um uns für Gott zu begeistern. Umdenken ist gefragt. Keinen Kurs belegen: „Wie arbeite ich mich nach oben“, sondern einen Kurs absolvieren: „Mit Jesus leiden lernen, um dann auch mit ihm herrschen zu können.“ Dieser Kurs ist gebührenfrei.

Die Jünger haben es auf ihre Weise gelernt. Jakobus stirbt relativ schnell nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt den Märtyrertod (Apostelgeschichte 12,2). Johannes sucht immer wieder die Nähe von Jesus. Er harrt als einziger der Schüler unter dem Kreuz aus, als Jesus stirbt. Bei Johannes wächst ein Verstehen für die Liebe, die Jesu Wesen kennzeichnet und das Miteinander von ihm zu uns Menschen. Johannes wird zum Gefangenen. Verbannt auf die Insel Patmos, verbringt er seine letzten Lebensjahre. Aus einem Donnersohn wurde ein Apostel der Liebe.

Eine Weiche Richtung Liebe wurde vermutlich bei dem ursprünglichen Streit zwischen ihm und Jesus und den anderen Schülern gestellt.

Jesus kann einen Streit mit ihm oder unter Christen bis heute als Weichenstellung benutzen, um mich zu verändern.

 Elke Drossmann

Elke Drossmann

  |  Redakteurin

Elke Drossmann ist evangelische Theologin. Sie ist überzeugt: Es ist möglich, alltagstauglich von Gott zu sprechen. Dafür stellt sie Autoren die Reihen „Wort zum Tag" und „Bibel heute“ zur Verfügung. Persönlich spricht sie viel und gern mit Jesus - auch bei Spaziergängen, die nicht zu steil sind.

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