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© Lobostudio Hamburg / unsplash.com

11.03.2019 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Horst Marquardt

Reinen Tisch machen

Schuld zu bekennen fällt nicht leicht, entlastet aber.

Vor kurzem las ich die Geschichte eines jungen Mannes – nennen wir ihn Alfred – der auf einer Polizeistation für Aufsehen sorgte. Er erstattete Selbstanzeige, bekannte, einen Einbruch verübt und mit der Beute das Weite gesucht zu haben. „Was führt Sie hierher?“ fragte der vernehmende Polizist. Alfred antwortete: „Ich kann nicht länger mit meinem schlechten Gewissen leben, nachdem ich Christ geworden bin. Ich muss reinen Tisch machen.“

So etwas gibt es also! Leider nur selten. Alfred ist ein lebendiges Beispiel für das, was in wohl noch bedrückenderer Weise David erlebte, bevor er den Psalm schrieb, der uns als 32. bekannt ist. „Erst wollte ich dir, Herr, meine Schuld verheimlichen. Doch davon wurde ich so schwach und elend, dass ich nur noch stöhnen konnte.“ David hatte etwas Böses getan oder war in eine Sache verwickelt, obwohl er Gott kannte. Das Böse hatte eine solche Anziehungskraft auf ihn, dass es sich als stärker erwies, als alle zuvor gefassten guten Vorsätze. Er hatte sich eingeredet: Es wird ja keiner merken. Es wird schon nicht rauskommen. Gerne beruhigt ein Mensch sein böses Gewissen auf diese Weise. Aber es gelingt offensichtlich nur sehr schwer, das Übertreten der Gebote Gottes zu verheimlichen. Nicht bekanntes Unrecht bedrückt, nimmt Kraft, raubt Freude, lässt seufzen. Schlechtes Gewissen raubt den Schlaf. David muss das auch erfahren haben, denn er sagt: „Wer sich nicht von Gott ansprechen lässt, wer Gottes Weisungen in den Wind schlägt, der schafft sich Not und Schmerzen“ (Ps. 32,10 Hfa)

Nicht bekanntes Unrecht bedrückt, nimmt Kraft, raubt Freude, lässt seufzen. Schlechtes Gewissen raubt den Schlaf.

Es ist interessant, dass Psalm 32 der Lieblingspsalm des Kirchenvaters Augustin war. Bevor der sich intensiv mit dem Evangelium beschäftigte, führte er ein gottloses Leben. Aber nachdem ihn Gottes Wort erreicht hatte, bedrückte ihn seine Gottlosigkeit. Er bereute seine Auflehnung gegen Gott. Dadurch empfing er Vergebung seiner Verfehlungen und änderte komplett sein Leben. David, Augustin, Alfred – drei Männer zu verschiedenen Zeiten mit der gleichen Erfahrung: Sünde abgeben, nicht verschweigen, vor Gott aussprechen.

Schuld zu bekennen fällt nicht leicht, entlastet aber. Die hebräische Sprache kennt zur Beschreibung dieses Vorgangs verschiedene Ausdrücke. Da wird einmal von der Auflehnung gegen Gottes Wort gesprochen. Sie wird dem Bekenner vergeben. Dann fällt der bekannte Begriff Sünde, also das Abirren von Gottes Wegen. Wer sie bekennt, dem wird sie bedeckt, zugedeckt. Sie ist nicht mehr zu sehen. Schließlich ist von Schuld die Rede, ein Ausdruck, der gebraucht wird, wenn von der gottfeindlichen Gesinnung gesprochen wird. Wer Schuld bekennt, dem wird sie nicht angerechnet. Wer diese Entlastung erfährt, sagt David, der ist ein glücklicher Mensch. Gottes Hand kann helfend zugreifen. Belastend liegt sie auf dem, der es versäumt, mit Gottes Hilfe reinen Tisch zu machen.

Alfred, von dem ich eingangs berichtete, musste sich noch vor dem Gericht verantworten. Eine Strafe wurde aber zur Bewährung ausgesetzt. David wusste noch nichts von Jesus Christus, der in diese Welt gekommen ist, um allen die Last der Sünde abzunehmen, die sie vor ihm bekennen. Wenn wir unsere Verfehlungen bekennen, können wir die Hilfe in Anspruch nehmen, die Jesus Christus jedem gewährt, der sich an ihn wendet. Er nimmt die Schuld ab und schafft so die Grundlage eines glücklichen Lebens. Der Apostel Paulus hat in seinem Brief an die Römer Gedanken vom Psalm 32 aufgegriffen, als er schrieb: „Glückselig sind alle, denen Gott ihr Unrecht vergeben hat und die von ihrer Sünde befreit werden“ (Röm. 4,7 Hfa).

 Horst Marquardt

Horst Marquardt

  |  langjähriger Direktor des ERF (✝)

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