
04.11.2018 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Präses Dr. Michael DienerMein Lieblingstext in der Bibel (10)
Präses Dr. Michael Diener über Sprüche 23,26.
Gib mir, mein Sohn, Dein Herz und lass Deinen Augen meine Wege wohlgefallen. Sprüche 23,26
Merkwürdig – wirklich merk-würdig ! Die biblischen Worte, die mich auf meinem LebensWEG begleiten, haben allesamt mit „Wegen“ zu tun: der Konfirmationsvers, der meinen Zwillingsbruder Matthias und mich seit über 43 Jahren begleitete, lautet: „Diene dem Herrn, deinem Gott, dass Du wandelst in seinen Wegen“ (1 Könige 2,3a). Unser Konfirmationspfarrer war damals ganz begeistert, dass die „Diener-Buben“ den einzigen Bibelvers zugelost (!) bekamen, in dem von „dienen“ die Rede war. Und ich habe damals zugesprochen bekommen, was ich seitdem in meinem Leben immer wieder lerne, mühsam buchstabiere, neu beherzige: in allem Leiten und Führen soll mein Lebensweg ein DIENEN sein. Das hat Jesus Christus seiner Nachfolgeschar vorgelebt und was im Reich Gottes nicht Dienst ist – im Gehorsam gegenüber Gottes Führung – ist nicht. Punkt.
Als ich mich mit 15 Jahren noch einmal ganz persönlich für den Lebensweg als Nachfolger Christi entschieden habe, zog ich als Losung: „ER führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“(Psalm 23,3) Bis heute bin ich immer wieder neu dankbar, dass „Leben im Glauben“ „geführt werden“ bedeutet, dass es darum geht, der Stimme Gottes zu vertrauen und dass die Treue Gottes dabei nicht darin gründet, ob ich störrisch, ungehorsam oder folgsam „wie ein Lämmchen“ bin, sondern ihren tiefsten unwiderruflichen Grund darin hat, dass Gott zur Vollendung bringt, was er mit uns fehlbaren und schwachen Menschen begonnen hat. Auch mit mir – auch mit mir. Amen dazu.
Als Gemeindepfarrer in der Johanneskirchengemeinde in Pirmasens wurde ich vom Oberbürgermeister meiner Heimatstadt Pirmasens gefragt, welches biblische Wort auf dem neu gestalteten Platz vor der Johanneskirche in einer Platte eingraviert werden sollte und damals wurde mir, gemeinsam mit vielen anderen klar, dass hier nur ein biblisches Wort stehen kann: „Befiehl dem Herrn Deine Wege und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen“. (Psalm 37,5). Seitdem laufen täglich hunderte Menschen über diesen Platz und werden erinnert, dass auf unseren irdischen Wegen alles, wirklich alles an Gottes Segen gelegen ist. Das gilt auch für meine Wege – sie gelingen nicht ohne „aufschauen“, ohne „anvertrauen“, ja, ohne „abgeben“ in die Hand des liebenden Vaters.
Und schließlich wurde mir an einem Tag, an dem mein bisheriger Lebensweg eine völlig unerwartete Wendung nahm, das Losungswort aus den alttestamentlichen Sprüchen gleichsam ins Herz gemeißelt: „Gib mir, mein Sohn, Dein Herz und lass Deinen Augen meine Wege wohlgefallen.“ (Sprüche 23,26) Welche völlig überraschenden, unerwarteten, manchmal mühsamen Wege bin ich seitdem geführt worden. Und ich habe verstanden, dass, ganz egal wo Gott mich auf seinen Wegen hinführt, es meinerseits entscheidend ist, dass die Sache mit Gott, die Weggeschichten dabei Herzenssache sind und bleiben. Das tröstet mich, das hält mich – auch dann, wenn andere Nachfolger, die mir geistlich gewiesenen Wege nicht mitgehen können. Auf Gottes Begleitung kommt es an.
Und so bin ich ein Bewegter – ein Kind Gottes, unterwegs auf Gottes Wegen, zu seinen Zielen. Wer selbst in Bewegung ist, darf auch andere be–Wegen, sie ermutigen zu ihren, ihnen von Gott gewiesenen Wegen. Mich bewegt die Treue und Fürsorge Gottes. So kann und will ich zuversichtlich leben. Jeden Tag neu.
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