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© Beatriz Perez Moya / unsplash.com

24.12.2015 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Michael Gerster

Mein schrecklichstes Weihnachtsfest

Es sollte ein besonders schönes Fest werden. Das erste Mal allein als Familie mit den eigenen Kindern. Doch es kam alles ganz anders.

Es sollte ein besonders schönes Fest werden. Unser erstes Weihnachtsfest mit unseren beiden kleinen Kindern, das wir zu Hause und nicht bei den Eltern feiern wollten. Aber es sollte auch nicht zu wohlig und heimelig werden. Nein, denn Weihnachten ist mehr. Wir wollten offen für andere sein und Menschen einladen, die allein sind. Wir wollten Weihnachten als das feiern, was es ist: das Fest der Liebe.

Aus diesem Grund hatten wir uns entschlossen, den frühen Nachmittag mit Freunden zu verbringen und gemeinsam zu essen. Es war auch ein sehr erfüllter Nachmittag. Wir haben offen miteinander über das gesprochen, was uns im vergangen Jahr bewegt hatte. Wir haben gelacht und das festliche Essen genossen.

Der einzige Wermutstropfen: Wir mussten schon recht früh wieder weg, um es rechtzeitig in den Gottesdienst zu schaffen. Denn zu einem gelungenen Weihnachtsfest gehört auch ein festlicher und besinnlicher Gottesdienst.

Weihnachten ist doch das Fest der Liebe

Und er war auch sehr schön – wenngleich wir etwas gehetzt ankamen. Predigt, Theateranspiel, Musik – alles passte zusammen. Es hätte uns auch sicher sehr gut getan und wir wären auch zur Ruhe gekommen, wenn wir nicht so unter Zeitdruck gestanden hätten. Wir wollten ja schnell nach Hause, um noch ein Essen vorzubereiten, zu dem wir spontan unsere Nachbarin eingeladen hatten. Damit sie nicht allein sein muss. Denn Weihnachten ist doch das Fest der Liebe.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten unsere Kinder gut mitgemacht. Aber dann wurde es ihnen einfach zu viel. Der Große, der damals zweieinhalb Jahre alt war, wollte nach dem Gottesdienst noch spielen. Und der Kleine hatte Hunger. Leider hatten wir sein Fläschchen vergessen und mussten dann mit einem schreienden einjährigen Kind eine halbe Stunde lang nach Hause fahren.

Was gibt es Schöneres als leuchtende Kinderaugen?

Zu Hause angekommen mussten wir dann als erstes das Fläschchen machen, um danach das Festtagsmenüs zuzubereiten. Wobei wir noch schnell abklären mussten, ob unsere Nachbarin auch wirklich kommt. Als unsere Nachbarin dann aber abgesagt hat, weil sie selbst noch spontan Besuch bekommen würde, war es uns letztlich gar nicht so unrecht. Denn das gab es uns etwas Luft, den restlichen Abend besonders schön zu gestalten – für uns und unsere Kinder. Denn es war ja schließlich das Fest der Liebe. Da darf die eigene Familie nicht zu kurz kommen. Außerdem: Was gibt es Schöneres als leuchtende Kinderaugen?

Gesagt getan. Wir haben die Lichter des Weihnachtsbaumes angezündet, die Kinder vor den Baum mit den Geschenken gesetzt und dann sollte es ganz klassisch losgehen: Erst die Weihnachtsgeschichte vorlesen, dann ein paar Lieder singen und dann die Bescherung. So wie meine Frau und ich es auch als Kinder erlebt hatten und als wunderschön in Erinnerung hatten. Vor allem die Weihnachtsgeschichte war uns wichtig.

Aber als sich Maria und Josef nach Bethlehem aufmachten, machten sich auch unsere Kleinen zu den Geschenken auf und störten den weihnachtlichen Ablauf, der sich längst nicht mehr so festlich anfühlte. Die Geschenke konnten das dann nicht retten. Dem Großen gefiel die Ritterburg nicht, der Kleine wollte nur noch ins Bett. Beide weinten und meine Frau und ich waren fertig. Vom Fest der Liebe schien nicht mehr viel übrig.

Die Liebe ist zu uns gekommen

Heute schmunzeln wir über unsere Naivität, wie wir an den Tag herangegangen sind. Mittlerweile ist uns klar, wie sehr wir diesen Tag mit unseren Erwartungen überfrachtet haben. Und vor allem haben wir eins erkannt:

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Das stimmt. Aber nicht, weil wir es so festlich machen, so barmherzig sind oder so viel Liebe versprühen.

Weihnachten ist das Fest der Liebe, weil wir an diesem Fest daran denken, dass die Liebe zu uns gekommen ist. Egal, wie feierlich oder wie miserabel wir uns gerade fühlen. Die Liebe ist zu uns gekommen. Nicht weil wir so liebenswerte Menschen sind, sondern weil wir sie gebraucht haben. Weihnachten ist nicht das Fest unserer Liebe oder vielmehr Liebesbemühungen. Weil er sie uns schenken will. Und dann, dann können wir auch etwas von dieser Liebe weitergeben.  

 

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

Holzblockhaus /

Danke, dieses gute wort hilft mir nun sehr, das fest der liebe so zu sehen, wie es sein soll... ich bin derzeit etwas zerrissen wegen querelen in den familien meiner kinder....

Margret S. /

AMEN!!!

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