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© Petra Discherl / pixelio.de

17.11.2014 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Mit Jesus ein Bier trinken

Warum Freundschaft mit Jesus mehr sein kann als Stille Zeit und fromme Pflichten.

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“, heißt es in einem Lied von den Comedian Harmonists. Und tatsächlich Freundschaft ist etwas, ohne das die meisten Menschen nicht leben können. Ein Freund ist jemand, bei dem wir unseren Liebeskummer abladen oder mit dem wir die Nächte durchfeiern. Gleichzeitig ist nicht jeder „Freund“ wirklich mein Freund. Das haben viele von uns schon in der Schule erfahren. Denn dort galt oft: Wer am beliebtesten war oder die besten Spielzeuge hatte, hatte die meisten Freunde. Die coolen Kids scharten ihre zahlreichen „Freunde“ um sich, die sich alle um die Gunst des Anführers bemühten.

Diese Art von Freundschaft tut nicht gut und auch Jesus verwehrt sich dagegen, wenn er den Jüngern in Johannes 15,15 zusagt: „Ich nenne euch nicht mehr Diener; denn ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr nenne ich euch Freunde, denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ Obwohl Jesus als Sohn Gottes über uns Menschen steht, verlangt er von seinen Jüngern keine duckmäuserische Haltung. Ganz im Gegenteil ‒ er macht sich selbst zum Diener, wenn er in Matthäus 20,28 sagt: „Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für alle Menschen hinzugeben.“

Wie geht Freundschaft mit Jesus?

Doch was heißt es, Jesus als Freund zu haben? Es heißt zum Ersten, dass ich keinen Kuhhandel eingehen muss, um von ihm beachtet zu werden. Wie oft denke ich: „Wenn ich häufiger Stille Zeit machen würde, würde Gott meine Gebete eher erhören.“ Ich glaube, dass ich bei ihm mehr zähle, wenn ich mehr für ihn leiste. Und seit ich auch „offiziell“ für Gott arbeite, ist dieses geistliche Leistungsdenken nur noch stärker geworden. Aber Jesus will Freunde, keine Diener. Jesus möchte nicht, dass ich stur geistliche Pflichten abarbeite, sondern wissen, wie es mir geht und mit mir mein Leben teilen.

Aber wenn es darum geht, sein Leben mit Jesus zu teilen, lande ich wieder bei der Stillen Zeit und komme an meine Grenzen. Denn die Stille Zeit ist für mich oft so etwas wie regelmäßiges, sportliches Workout oder das tägliche Zähneputzen – eine unleidige Pflicht, die ich nur erfülle, weil sie letztlich wichtig für mich ist.

Doch mal ehrlich: Wer will schon einen besten Freund, der nur mit mir Bibel lesen und über meinen Glauben sprechen will? Wenn Jesus ein menschlicher Freund wäre, hätte ich den Kontakt zu ihm vermutlich schon lange abgebrochen. Denn zu Freundschaft gehört eben auch, gemeinsam ins Kino zu gehen, ein Bierchen zu trinken oder rumzublödeln. Doch für eine Freundschaft mit dem Herrn des Universums erscheinen mir diese Aktivitäten eher unpassend.

Jesus liebt Gemeinschaft

Obwohl – vielleicht habe ich Jesus bisher auch immer falsch verstanden. Denn was macht er am letzten Abend mit seinen Jüngern? Sie feiern ein Festmahl zusammen. Und als erstes Wunder verwandelt Jesus Wasser in Wein. An vielen Stellen berichtet die Bibel davon, wie Jesus ganz praktisch Gemeinschaft mit Menschen hatte. Wenn er ihnen was zu sagen hatte, tat er es oft beim gemeinsamen Essen und eben nicht in der Synagoge.

Vielleicht fragt sich ja auch Jesus schon lange, wieso ich meine Freundschaft zu ihm auf Gottesdienst, Lobpreis und Bibellesen beschränke und mit ihm nur über Probleme und geistliche Themen spreche. Gut, ein Bier mit ihm trinken wird schwierig, aber für die nächste Woche möchte ich Jesus mal bewusst in meinen Alltag einladen: auf meine Couch zum Filmabend, in meine Küche zum Kochen. Und mal sehen, vielleicht klappt es dann auch mit dem Bibellesen wieder besser.

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

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Kommentare (19)

Uschi /

@ Jürgen K: Genau diesen Gedanken hatte ich auch bei der Überschrift. Aber das ist wohl leider auch bei Christen noch ein unbeliebtes Thema: "es ist besser, ich trinke keinen Wein und esse kein mehr

langal /

"Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein mehr

Ellen M. /

Es ist gut, dass nicht alle konform denken, was mich jedoch immer bei uns Christen überrascht ist: Wir haben es doch noch nicht gänzlich begriffen. Wenn Jesus in mir, in meinem Herzen Wohnung mehr

Manfred G. /

Danke für den Beitrag: die Beziehung mit Jesus auch außerhalb den Pflichtübungen pflegen .
Beim Joggen,- beim Gehbeten bin ich Gott oft spührbar ganz nahe.

Udo K. /

Jesus bewußt in meinen Alltag einladen. Darum geht es doch. Nicht allein um fromme Stunden, sondern dass er mitten im Alltag ist. Und dass er mich so prägt, dass ich allezeit mein ganzes Vertrauen auf Ihn setze.

Klaus W. /

Religiöser Kitsch! Denn im Vers vorher - Joh 15,14 - steht: "Ihr seid meine Freunde, WENN ihr TUT, was irgend ICH euch GEBIETE!"

Donath L. /

Danke für die guten Anregungen!
Dieses Anliegen nehme ich mit: Die Beziehung mit Gott zu pflegen und nicht die Pflichübungen!

konstantin /

Die Andacht von Rebecca finde ich klasse, denn das mit dem Leistungsdenken kann ein echtes Problem sein, wenn man sich um ein geistliches Leben bemüht - und andersherum: viele schöne Momente mit mehr

Silvie W. /

DAS ist ein schöner Gedanke, Esther ;o)
Vielleicht ist es auch das, was Rebecca teilen wollte ... JESUS näher bei uns und ganz viiiiellll spaß MIT IHM haben.

esther /

Geht es nicht einfach darum, Jesus IMMER dabeizuhaben?
Nicht nur die 'Pflicht', also Stille Zeit und Gebet, sondern auch die 'Kür', also das, was mir Spaß macht.
Mit ihm reden, wann und wie mir mehr

Jürgen K. /

Den grundsätzlichen Inhalt der Andacht kann ich schon bejahen , nur leider nicht die Überschrift .Ich bin seit Jahren Mitarbeiter des Blauen Kreuzes . Für viele meiner Freunde , die ein Problem mit mehr

Silvie W. /

Und Gott hat uns den freien Willen gegeben, nimm das, was FÜR DICH passt.
Und wenn ich mich wohler dabei fühle, mit Jesus Salsa zu tanzen oder ein Bierchen zu trinken (was sicherlich nur geschieht, mehr

Rainer /

Es denkt sicher manche Frau spätestens seit "Jesus liebt mich", den könnte ich doch für mich haben. Wenn es mit dem realen Mann nicht geklappt hat. Halte das aber für eine Verniedlichung, zumal der echte Jesus sicher auch etwas anders ausgesehen hat.

Libby /

@ Marcus H.
Hat sich denn Jesus entehrt gesehen, als ihn die Sünderin gesalbt hat? hätte sie nicht schon vorher Buße tun müssen? :)

Manfred K. /

Jesus hat durch seinen Kreuzestod alle Gesetze erfüllt. Soviel zu koscher essen. Wer oder was ist Palästina? Ich kenne nur Israel als Gottes auserwähltes und gelobte Land.

Marcus H. /

Du willst wirklich mit dem Herrn ins Kino gehen? Mit dem hier???
"Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot."
Offenbarung 1,17
Und du meinst echt, er geht mit dir ins Kino?
Nur weil mehr

Libby /

@Rainer: nein im Gegenteil, dann könnte ich endlich mal fragen, was das politische Israel von heute mit dem zu tun hat, worin Gott sich zeigen will und ob unsere menschlichen Sichtweisen nicht mehr

Silvie W. /

Liebe Rebecca, mit einem grossen Schmunzeln las ich Deine Zeilen ;o) und die Überschrift "Mit Jesus ein Bier trinken" liegt mir sehr am Herzen; denn mit Jesus WÜRDE ich wirklich ein Bierchen trinken mehr

Rainer /

Denk aber bitte daran, dass du dann koscher kochen musst. Er ist Jude. Und vermeide bitte politische Themen wie Palästina und der Staat Israel.

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