
28.07.2014 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min
Autor/-in: Bettina SchwehnKleid gesucht - Gott gefunden
Wie eine leidenschaftliche Suche nach einem Sommerkleid mich näher zu Gott führte. Eine Andacht.
Dienstagabend. Ich sitze vor einem Tablett mit Süßigkeiten, Knabbereien und Getränken. Es ist Hauskreis. Wir sind ein Kreis von Freundinnen, die auf der Suche nach Gott sind und ihn immer besser kennenlernen möchten. Und obwohl wir alle das gleiche Verlangen haben, gelingt es der einen mal besser, ihre Beziehung mit Gott zu pflegen, einer anderen mal weniger.
Gott als Sündenbock
An diesem Abend – und eigentlich schon seit Längerem – gehöre ich zu der zweiten Fraktion. Es war ein langer, anstrengender Arbeitstag. Nach der Arbeit hatte ich noch diverse Besorgungen zu erledigen und den Bibeltext für den Abend zu lesen. Ohne Pause ging es zum Hauskreis.
Der Nährboden für eine grundlegende Unzufriedenheit ist also gelegt. Als Tabea darüber spricht, dass sie Gott in ihrem Alltag gerade nicht erlebt, stimme ich schnell mit ein. Ich klage länger darüber, in welchen Situationen ich nicht weiterkomme und Gott scheinbar nicht eingreift.
An dieser Stelle frage ich mich oft: Wenn wir doch nach Gott suchen und uns danach sehnen, dass er in unserem Leben präsent ist, warum ist es dann so schwer, ihn zu erleben? Er verspricht es doch in seinem Wort: „Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich von euch finden lassen. Das verspreche ich euch.“ (Jeremia 29,13-14)
Schnell bin ich frustriert und wütend auf Gott. Schließlich ist er allmächtig und könnte sich ruckzuck bei mir zeigen. Meine Laune sinkt.
Gott: unzustellbar
Um 23:30 Uhr bin ich wieder zu Hause. Eigentlich bin ich müde und sollte ins Bett gehen. Doch ich schaue schnell in meinen privaten Email-Eingang. Meine Stimmung sinkt weiter. Der Grund: eine E-Mail über den Verbleib einer Lieferung.
Vor zwei Wochen habe ich ein traumhaftes Kleid im Sommer-Schlussverkauf entdeckt und sofort bestellt. Aufgrund technischer Schwierigkeiten konnte die Bestellung nicht abgeschlossen werden. Doch das erfuhr ich erst, als das Kleid schon vergriffen war.
Glücklicherweise fand ich das Kleid noch auf einem anderen Portal im Internet und bestellte es dort. Leider gab ich eine falsche Lieferadresse ein – ich war vor Kurzem umgezogen – und die Lieferung ging wieder an den Versender zurück. Das Kleid wurde in den Warenbestand zurückgebucht.
Gestatten: Lauheit!
Die Chance, dieses Kleid zu erhalten, befindet sich auf dem Level meiner Laune: Auf dem Nullpunkt. Ich beginne eine verzweifelte Suche: Auf englischen, französischen, spanischen, italienischen, ja sogar türkischen Webseiten suche ich nach dem Kleid. Die Leidenschaft packt mich. In ganz Europa suche ich nach dem Kleid – vergebens. Nach einer Stunde, mittlerweile sehr müde, gebe ich auf.
Eine leise Stimme meldet sich in meinem Kopf: „Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich von euch finden lassen.“ Ach du Schreck. Eine Stunde lang suche ich, fast wie besessen, nach einem Kleid. Wenn mir etwas wirklich wertvoll ist, dann kann ich ziemlich hartnäckig sein. Beschämt frage ich mich, wie wertvoll Gott mir eigentlich ist.
Wann habe ich eine Stunde damit verbracht, über einen Bibeltext nachzudenken oder zu recherchieren, wenn ich etwas nicht verstanden habe? Wann habe ich Gott eine Stunde lang mit Gebeten bestürmt, wenn ich seine Hilfe brauchte?
Ich blicke meiner eigenen Lauheit ins Auge. Das ist ziemlich erschreckend. Und doch ziemlich heilsam: Ich bekenne Gott meinen fehlenden Eifer und erhalte dadurch die Chance, wieder zu ihm zurückzukehren.
Ich freue mich schon auf nächsten Dienstag. Auf meine Freundinnen, die Süßigkeiten und darauf, Gott wieder ein Stückchen näher zu kommen.
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
danke ein guter zutreffender Bericht , diesen oben erwähnten Gedanken zu lange am PC für einen bestimmten Artikel gesucht zu haben hat mich ebenfalls belastet . Gut Ding braucht Weil ! nehme miraber … mehrvor in Zukunft nur noch in wirklich wichtigen Angelegenheiten die Zeit festzuhalten . ( zu stoppen ) es gibt wirklich wichtigeres zB. Meditieren Beten
Vielen Dank für diese Andacht, ich fühlte mich richtig ertappt und habe auch Gott um Vergebung gebeten. Ich danke Gotte für diese Begegnung.
Ja, oft entfernt man sich oder lässt sich ablenken. Aber Gott ist treu.
Da fühlt man sich direkt angesprochen und ertappt ... Warum nur beschäftigt man sich oft lieber mit oberflächlichen Dingen als mit Gott? Mir geht es leider auch regelmäßig so. Danke für den Einblick in Dein Erlebnis!
wunderschön, diese andacht :-)! und: wie gut ich das kenne!