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15.09.2014 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Jörg Dechert

Fromme Sucht

Was passiert, wenn ich Gott in meiner „Stillen Zeit“ und im Gottesdienst nicht mehr im Blick habe.

Eine Sucht ist die Jagd nach einer Befriedigung, die mich nicht wirklich erfüllt. Kann man eigentlich nach geistlichen Dingen süchtig werden? Kann man so abhängig werden von frommen Formen, theologischen Themen oder geistlicher Gemeinschaft, dass wesentliche Teile der eigenen Persönlichkeit vernachlässigt werden?

Darf man überhaupt so fragen? Lehrt nicht das Neue Testament, dass alle wahren Nachfolger Christi sich selbst verleugnen (Lukas 9,23), ohne Pause beten (1. Thessalonicher 5,17) und ihre Versammlungen nicht verlassen (Hebräer 10,25)?

Abhängig von Gottesdienst und Stille Zeit

Solche Dinge wie Gebet oder Gemeinschaft sind von Gott als Hilfe für das neue Leben seiner Kinder gedacht: Sie sollten uns stützen, um an der Beziehung zu Gott dranzubleiben - selbst dann, wenn wir uns innerlich leer fühlen oder schwach oder ausgebrannt. Aber wir machen manchmal aus der Stütze eine Statue, aus der Gehhilfe einen Kultgegenstand. Fast unmerklich driftet Gott aus dem Mittelpunkt meines Lebens, fast unmerklich werden Gottesdienst, "Stille Zeit" oder Bibelstunde zur leeren Hülle, fast unmerklich wird das Gute zum Feind des Besten.

Was Gott wirklich für seine Kinder will, formuliert Paulus einmal so: „[Wir können] die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel sehen [...] und der Geist des Herrn wirkt in uns, sodass wir ihm immer ähnlicher werden und immer stärker seine Herrlichkeit widerspiegeln.“ (2. Korinther 3,18)

Das ist die Wachstumsrichtung des neuen Lebens, das jeder Christ von Gott eingepflanzt bekommen hat. Dazu schenkt Gott Wachstumsförderung durch Gebet, Bibellesen und christliche Gemeinschaft. Diese Dinge sind Gott wichtig - aber sie sind niemals Selbstzweck. Die Abhängigkeit von äußeren Formen kann Wachstum hindern - die Abhängigkeit von Gott selber niemals.

Nur Gott kann erfüllen

Pflanzen streben immer nach dem Licht - und nicht nach der Gießkanne oder der Packung mit dem Düngemittel. Genauso ist es mit meinem Wachstum als Kind Gottes: Je stärker ich die Begegnung mit Gott, dem Licht meines Lebens suche und seine Herrlichkeit widerspiegele, desto mehr wird meine eigene Persönlichkeit entfaltet, desto mehr lebe ich in meiner tatsächlichen Bestimmung. Es gibt nichts Erfüllenderes.

Wie viel bleibt von meinem Glauben eigentlich übrig, wenn ich alle äußeren Formen einmal wegdenke?

Ihr Kommentar

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Kommentare (11)

Bianca /

@ by heart
Möchte mich anschließen ihnen Mut zu machen . Es gibt so vieles das sich im Leben ansammelt das sie so das Gefühl Haben Gott lässt sie auflaufen. Doch bitte glauben sie das sie ihm und mehr

esther /

Ich bin fromm aufgewachsen und kenne daher den 'Zwang' zur 'Stillen Zeit' von Jugendjahren an - natürlich morgens, wenn man noch 'frisch' ist. Naja, ich war so 'frisch', dass ich dann halt mit der mehr

sil. /

Ich bin in einer ev.freikirchl.Gmde aufgewachsen und sehr fromm erzogen worden. Die Rituale einzuhalten und das zu tun was von mir erwartet wurde hat mir ein gewisses Wohlgefühl, Anerkennung und mehr

by heart /

guten Morgen,
liebe Ina - ein herzliches Dankeschön und die Rückmeldung, dass weitergegebene Liebe immer ankommt! Der Herr segne Sie reichlich dafür. Er möge sich Ihnen in allen Lebenssituationen freundlich zuwenden und Ihnen Kraft und Hilfe in vielfältiger Form zuteil werden lassen. by heart

Peter G. /

Manchmal nur der nackte hoffende klamernde Glauben... der dann mit dem Mikroskop zu finden ist. Das ist in meinem Alltag auf Arbeit authentischer als mein "Sonntagsgesicht".
"Laß mein Leben nicht mehr

Ina /

@ by heart: Da ich selbst gerade eine sehr schwierige Lebensphase durchlebe, sind mir Ihre Gedanken nicht fremd. Dennoch bin ich mir sicher, dass Gott uns niemals aufgibt oder "auflaufen" lässt, mehr

Dorena /

Genau davor, vor Sucht bzw. religiösem Fanatismus wollte ich mich immer hüten.Deswegen ist es mir zuerst so schwer gefallen, bei allem Gott mitzudenken.Ich bemühe mich auch, wenn ich über Glaube spreche, nicht aufdringlich zu sein.Gruss Dorena

by heart /

Danke!Bei mir selbst habe ich oft bemerkt, dass ich nicht einmal über einen ganzen Tag ein Lebenswort im Herzen verankern kann. Warum, weil meine eigenen Gedanken lauter sprechen. Deshalb war es mehr

Thomas /

Der Text spricht das an, was mich seit Jahren bewegt. Kann auch tiefe Gebetsgemeinschaft schaden? Als ich in meiner Studienzeit in einer großen Stadt weg von daheim, einem Dorf war und mich deshalb mehr

Renate /

Danke für diesen guten Gedankenanstoß! Nicht das, was wir für Gott vermeintlich tun und auf uns nehmen, ist entscheidend, sondern unsere Beziehung zu ihm (Epheser 2,10). Durch die Beschäftigung mit mehr

Renate G. C. /

Danke für diese Andacht.
Wir meinen es oft so gut mit allen frommen Formen. Und sie sind mir eine grosse Stütze und haben zum Wachstum in meinem geistlichen Lebnen beigetragen.
Aber wie wahr ist mehr

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