Navigation überspringen
© SCM Collection

11.03.2014 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Nelli Bangert

Das Wortprojekt

Warum Bibelverse manchmal verstauben und dringend abgeklopft werden müssen.

„Menschen sehen vor lauter Bäumen den Wald kaum“ singt Sammy Deluxe in seinem Song „Weck mich auf.“ Er beschreibt das Phänomen, dass man sich im Blick auf die vielen einzelnen Bäume verlieren kann. Ein ähnliches Gefühl von Orientierungslosigkeit kann entstehen, wenn man die Bibel durchforstet und einzelne Verse in der erschlagenden Menge an Worten beinahe übersieht. Der Herausgeber Pascal Görtz macht mit seinem Buch „Das Wortprojekt“ ein Experiment: Er will künstlerisch durch Wort und Grafik dem Wert einzelner Verse neu auf die Spur kommen.

Aufregend, was in den Versen steckt

Dafür macht er sich mit neun weiteren Jungautoren an die Arbeit. Sie picken sich aus den 31.171 Versen der Bibel 15 einzelne Verse heraus und schauen sich diese ganz genau an. Dafür hat jeder der Autoren sich einen Vers rausgepickt, mit dem er eine besondere Geschichte verbindet. Die Autoren stellen heraus, warum der Vers sie überrascht, verblüfft oder auch herausgefordert hat. Laura Piepiora ist perplex, dass das Warten auf Gott in einer bestimmten Frage ihr Kraft schenkte. Dazu inspiriete sie der Bibelvers aus Jesaja 40,31: "Doch die, die auf den Herrn warten, gewinnen neue Kraft." Obwohl sie noch keine klare Antwort von Gott bekommen hat, erlebte sie, dass sie trotzdem wieder Mut bekommen hat.

Anne Albers-Dahnke dagegen fasziniert die „ernüchternde Stimmung des Predigers“ im Vers „Ich habe die Menschen bei ihrem täglichen Tun beobachtet. Es ist alles sinnlos und gleicht dem Versuch den Wind einzufangen“ (Prediger 1,14). Sie spürt durch diesen Vers eine Brise der Gelassenheit, die sich auch in ihrem Leben anfängt auszubreiten.  Klar, das Leben ist nicht immer einfach. Doch da hilft ihr jetzt ein „Ach, was soll´s!“. Carpe diem.  So wie Salomo das auch beschreibt.

Pascal Görtz führt der Vers „Ein leerer Stall bleibt zwar sauber, bringt aber keinen Gewinn ein“ aus Sprüche 14,4 gedanklich in seine Kindheit zurück. Er hatte als Kind nicht gerade einen Putzfimmel, was natürlich für einigen Sprengstoff in der Beziehung zu seiner Mutter gesorgt hatte. Dabei provoziert er mit seiner Frage in Bezug auf Christsein und dem Gemeindeleben: „Wollen wir wirklich klinisch sauber und repräsentativ sein – oder zielgerichtet und mit Gewinn?“ Er glaubt, dass dort wo gehobelt wird, auch Späne fallen. Das sollte aber kein Grund sein, nichts mehr zu tun.  

Nicht nur für Lebenskünstler!

Das Thema Wortprojekt spiegelt sich auch in den Texten wieder. Die Autoren spielen kreativ mit Worten, schreiben überraschend und lassen durch ihre Texte die Verse auf der Zunge zergehen. Das Wortprojekt bleibt beim schlichten Text nicht stehen, sondern bezieht die künstlerische Komponente mit ein. Jeder einzelne Vers wird auf einer kompletten Seite dafür grafisch im Vintage-Stil szeniert. Warme Pastelltöne, kreative Textgestaltung und nostalgisch verschnörkelte Symbole laden ein, den Wert des einzelnen Verses auf neue Weise zu entdecken. Ergänzend zum Text also eine interessante Möglichkeit, biblischen Worten auf die Spur zu kommen.

Zu dem Buch „Das Wortprojekt“ hat sich Pascal Görtz noch mehr einfallen lassen. Die 15 grafisch dargestellten Verse gibt es auch als Postkarten, die auf der dazugehörigen kleinen Staffelei aufgestellt werden können. Außerdem werden auch zwei der Verse als dekorative Metallschilder angeboten. Gut geeignet für die Wohnzimmerwand oder auch die Küche. 

Insgesamt eignen sich die Produkte rund um das Wortprojekt für Menschen, die sich von der Lebendigkeit einzelner Bibelverse überraschen lassen wollen und dafür offen sind, altbekannte Bibelverse auch einmal auf künstlerische Art und Weise zu entdecken.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren