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© Adrianna van Groningen / unsplash.com

02.01.2014 / Interview / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Nelli Bangert

Wie kann man Glück in Gottes Nähe erfahren?

Wie das möglich ist, wollte ERF Medien von einigen christlichen Prominenten wissen.

In Psalm 73,28 steht: „Gott nahe zu sein ist mein Glück“. ERF Medien hat einige christliche Prominente interviewt und wollte von ihnen wissen, was ihnen hilft, um in Gottes Nähe zu kommen und wie sich Glück in der Nähe Gottes für sie persönlich anfühlt. Persönlich, authentisch und ehrlich haben sie die Fragen beantwortet und regen mir ihren Impulsen zum Weiterdenken an.

 

Ansgar Hörsting, Präses vom Bund
Freier evangelischer Gemeinden
(Foto: privat)

Ansgar Hörsting: Um in Gottes Nähe zu kommen, hilft mir die Stille am frühen Morgen – mit einer Tasse Kaffee, der Bibel, meinen geschriebenen und oft wiederholten Gebeten. Am Tag hilft mir am meisten, mich hinzuknien oder auch zu joggen oder zu wandern, auf jeden Fall an der Natur zu sein. Vor allem hilft mir zu realisieren: er ist mir ja sowieso nahe. Sein Wort steht fest. Seine Wirklichkeit erfüllt das All und diesen Raum.

Alle Sorgen, die sich aufgeblasen und übergroß in meinem Leben breit machten, werden plötzlich viel kleiner, manchmal fast lächerlich, manchmal einfach nur etwas stiller und normaler. Mein Herz wird ruhig. Manchmal muss ich lachen vor Freude, manchmal muss ich fast weinen, weil viel Last von meinen Schultern fällt. Manchmal fühle ich mich einfach nur sicher, geborgen, ruhig, getragen. Von der Jahreslosung erwarte ich, dass sie zum Gebetswort für viele Menschen wird und dass Leute den ganzen Psalm 73 lesen und neue Hoffnung finden.

 

Andrea Schneider, Pastorin
(Foto: privat)

Andrea Schneider: Gottes Nähe erlebe ich oft in Gemeinschaft mit anderen Christen: Im Singen schöner Lieder, im Nachdenken über biblische Texte und vielem mehr. Da geht es mir vielleicht ähnlich wie Asaf, der Psalm 73 gedichtet hat: Als er sich trotz aller Fragen und Zweifel traute, wieder ins "Heiligtum" Gottes zu gehen und sich bewusst Gott und seinen Geheimnissen geöffnet hat, spürte er das Glück der Nähe Gottes ganz neu. 

Das Schöne an Gottes Nähe ist, dass sie nicht bedrängend oder kontrollierend ist. Trotzdem ist sie kein oberflächlich-süßliches Happiness-Gefühl. Überhaupt ist "Glück" etwas, das besonders spürbar wird im Kontrast zum "Unglück", zu schweren Erfahrungen und zum Ernst des Lebens. Doch gerade in schwierigen Zeiten Geborgenheit in Gott zu erleben, seine Begleitung zu spüren - das ist für mich "Glück". Ich lebe seit vielen Jahren mit MS, bin also schwer chronisch krank. Trotzdem bin ich oft fröhlich und gehe nicht unter in Traurigkeit. Das ist für mich ein Geschenk in der Nähe Gottes.

 

Ulrich Eggers,
Geschäftsführer Stiftung Christliche Medien
(Foto: privat)

Ulrich Eggers: Meine häufigste und beste Hilfe, um in Gottes Nähe zu kommen, sind lange Autofahrten, die ich für unseren Verlag sehr regelmäßig abzuleisten habe. In dieser Zeit bin ich lahmgelegt für andere Aufgaben und kann in Ruhe Zeit investieren in Gebet, Hören, Durchdenken, mich Gott hinhalten. Im Ergebnis merke ich immer wieder, wie ich mit Ruhe und inspiriert, gekräftigt und durch die Gegenwart Gottes neu ermutigt an meinem Zielort ankomme. Außerdem helfen mir Lieder – selbst gespielt, gehört oder gesungen im Gottesdienst. Gottes Nähe erlebe ich vor allem als Gefühl von Geborgenheit und Dankbarkeit.

So schnell wird der Blick festgehalten von aktuellen Problemen und Sorgen, die ja immer zu Genüge da sind. Es schafft Nähe und Geborgenheit, wenn ich bewusst immer wieder für all das Gute, das wir oft als selbstverständlich hinnehmen, dankbar werde: Nach Hause kommen, geliebt und gebraucht werden, eine sinnvolle Aufgabe haben, lieben können, eine Familie zu haben, versorgt zu sein.“ Es kommt auf Herz und Augen an, dass sie was Glück ist, sehen“ sagt Johannes Trojahn. Ich hoffe, dass sich viele zu der Jahreslosung einladen lassen und dem Suchen solcher Nähe Priorität geben. In der jeweils gemäßen Form von Stille oder Andacht. Aber auch im Wiederentdecken und Vertrauen auf die verwandte Wahrheit, dass wir zuerst nach dem Reich Gottes trachten sollten, damit uns "alles andere" zufällt.

 

Lothar Kosse, Sänger (Foto: privat)

Lothar Kosse: Ich glaube, dass Gott immer und überall erfahrbar ist, auch wenn ich das nicht immer so erlebe. Die Tür zum „Haus des Vaters" steht immer weit offen. Und ich bin immer willkommen, egal in welchem Zustand ich mich befinde. Oft ist jedoch meine Sicht der Dinge zu begrenzt und zu sehr an mein eigenes „gut sein wollen" geknüpft. Doch Gott ist mehr an mir interessiert als an dem, was ich für ihn tue. Ich erlebe Gottes Nähe des Öfteren beim Musikmachen, wenn ich "in den Fluss" komme und sich ein gewisses Gefühl der Schwerelosigkeit einstellt. Das ist sehr schön und schon eine Zehntelsekunde davon ist unglaublich beglückend.

Manchmal erlebe ich das auch in der Natur, wahrscheinlich aber eher, weil ich mich dort besser auf Gott konzentrieren kann und nicht von so vielem anderen abgelenkt bin. Manchmal überrascht mich Gott aber auch in Situationen, wo ich ihn überhaupt nicht erwarte. Und dann denke ich: Ach hier bist du, das hätte ich nicht von dir gedacht. Ich wünsche mir von der Jahreslosung, dass sie uns hungrig werden lässt. Oft finden wir nicht das, was uns satt macht und den Durst wirklich löscht. Das Glück ist aber ganz nah, weil Gott ganz nah ist. Auch wenn unsere Brille beschlagen ist und wir ihn oft noch nicht wahrnehmen können.

 

Cae Gauntt, Sängerin (Foto: privat)

Cae Gauntt: Um in Gottes Nähe zu kommen, hilft mir ein Spaziergang im Wald. Ich bin immer wieder überwältigt von Gottes Schöpfung: Diese Vielfältigkeit, dieser Humor, diese Schönheit. Ich sehe in der Natur Gottes Fingerabdruck. In der Nähe Gottes bekomme ich wieder Perspektive für mein Leben und für meine Beziehung zu Gott. Ich komme dann nicht aus dem Staunen heraus und das ist ein Art Lobpreis.

In seiner Nähe merke ich, wie klein ich in seiner Schöpfung bin und dass ich Gott trotzdem wichtig bin. Von der Jahreslosung erwarte ich nicht besonders viel, schließlich sind es nur Worte. Aber auf Gott und seine Nähe bin ich sehr gespannt und freue mich, ihm auch in diesem Jahr noch ein Stückchen näher zu kommen und ihn noch besser kennenzulernen.

 

Hartmut Steeb, ehemaliger
Generalsekretär
Deutsche Evangelische Allianz
(Foto: privat)

Hartmut Steeb: Bevor ich am Morgen meinen Computer auf Empfang stelle und bereit bin zum Empfang für Nachrichten, schalte ich für Gott auf Empfang, ganz nach dem Liedvers von Christian Fürchtegott Gellert „Mein erst Gefühl sei Preis und Dank“. Am Abend schließe ich auch so den Tag ab, mindestens mit einem kurzen Dankgebet. Also ganz konservativ: Mein erster und mein letzter Gedanke gilt IHM. Und dazwischen bin ich online mit Gott. Im Regelfall nehme ich mir eine besondere Zeit zum Gebet und zur täglichen Bibellese, weil ich davon überzeugt bin, dass Gott in erster Linie durch sein Wort zu mir spricht. Wie schön ist, dass nicht ich zu Gottes Nähe kommen muss, denn er ist ständig da. Ich muss ihn nur wahrnehmen. Ich erwarte von der Jahreslosung, dass Christen den Satz von Sören Kierkegaard „Gottes zu bedürfen ist des Menschen höchste Vollkommenheit“ neu für sich entdecken.

 

Daniel Kallauch, Komiker/ Sänger
(Foto: privat)

Daniel Kallauch: Musik, einen Sonnenaufgang oder ein klein wenig Ruhe hilft mir in Gottes Nähe zu kommen. Gott ist mein liebender Vater, bei dem ich auf dem Schoß sitzen darf, mich anlehnen kann und immer wieder seinen Herzschlag höre. Ihm nahe zu sein ist das wertvollste, was ich mir für mein Leben vorstellen kann. Kein Erfolg, kein Applaus und kein Erlebnis kann diese Nähe ersetzen. Kein Mensch kennt mich so gut wie er und liebt mich so vorbehaltlos. Wenn das kein Glück ist.

Kein Mensch kennt mich so gut wie Gott und liebt mich so vorbehaltlos. Wenn das kein Glück ist.- Daniel Kallauch

Michael Diener, Präses
Gnadauer Gemeinschaftsverband
(Foto: privat)

Michael Diener: Um in Gottes Nähe zu kommen, hilft mir die mich betreffende Erkenntnis: Gott ist mir immer schon nahe. Diese Nähe fühlt sich an, wie richtig zuhause zu sein. Von der Jahreslosung erwarte ich nichts, aber alles von dem lebendigen Gott. Ich habe ein wenig die Sorge, dass die Jahreslosung so eine individuelle Kuschelgottbeziehung „füttert“. Trotzdem: Wenn ich Gott nahe bin, bin ich da, wo Gott ist: In seiner Welt, bei seinen Menschen und vor allem bei denen, die Gottes und unsere Nähe brauchen.

Wenn ich Gott nahe bin, bin ich da, wo Gott ist. – Präses Michael Diener

Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Tabea S. /

viel Freude

Sabine H. /

Vielen Dank für die obigen Kommentare - eine schöne Idee zur Jahreslosung ! Ich habe sie gern und interessiert gelesen und fand das ein oder andere darüberhinaus sehr hilfreich !
Alles Mitwirkenden ein gutes und gesegnetes 2014 !
Sabine H.

Waltraud E. /

Mag jede und jeder seine eigene Form finden, Glück in Gottes Nähe zu erfahren. Die Beiträge erstaunen mich teilweise schon.
Dem, was Michael Diener schreibt, kann ich 100 %ig zustimmen. Danke, für Ihren Beitrag - für die klaren, hilfreichen Worte.

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