
06.02.2012 / TV-Interview / Lesezeit: ~ 1 min
Autor/-in: Red„Die Kirche muss ihre Relevanz neu belegen.“
Was Kirche in Deutschland erwartet und wie sie darauf reagieren kann: Fragen an Prof. Michael Herbst beim Willow Creek-Kongress in Stuttgart.
„Die volkskirchlichen Zeiten gehen zu Ende. Wir müssen den Wechsel schaffen in die missionskirchlichen Zeiten, in die wir hineingehen“, sagte der evangelische Theologe Prof. Michael Herbst in einem Interview mit ERF Medien am Rande des Willow Creek Kongresses in Stuttgart. So lange die evangelische Kirche die Kraft dazu habe, sei es überlebensnotwendig, umzusteuern und neue Formen von Gemeinde zu wagen, so der 56-jährige Theologe.
Dieser Wechsel sei nur möglich durch eine ganzheitliche Mission, die Jesus bezeugt und gleichzeitig den Armen dient. Herbst, der seit 1996 an der Universität in Greifswald als praktischer Theologe lehrt, kritisierte, dass die Kirche weite Teile ihrer Diakonie verloren habe. Einzelne Gemeinden müssten ihre diakonische Verantwortung übernehmen und damit ihre Relevanz neu belegen.
Im Blick auf die evangelikale Bewegung in Deutschland äußerte Herbst den Wunsch, dass sie sich durch eine neue Sensibilität für soziale und globale Fragen und Nachhaltigkeit auszeichnet und diese mit dem starken Zeugnis für Jesus verknüpft. Auf diese Weise würden Politiker und Kirchenleute wieder aufhorchen, wenn sich Evangelikale zu Wort melden.
Jetzt Gemeinde von morgen bauen
Trotz aller Schwierigkeiten sieht Herbst der Zukunft gelassen entgegen: „Ich bin ganz gewiss: Das Evangelium wird seinen Lauf nehmen, so oder so.“ Die evangelische Kirche habe noch genügend Menschen, Ressourcen und positive öffentliche Meinung, um viel Gutes zu bewirken. Eine Kirche, die sich auf Jesus gründet, die sich in die Gesellschaft begibt und intensive Gemeinschaft lebt, sei auch heute möglich. Jetzt sei der Zeitpunkt, diese Gemeinde von morgen zu bauen. „Ich habe ganz viel Hoffnung für die Gemeinde Jesu“, so Herbst.
Der Willow Creek-Kongress fand vom 26. - 28. Januar in Stuttgart mit über 7.000 Besuchern aus Deutschland, der Schweiz und Österreich statt. ERF Medien hat die meisten Referenten exklusiv interviewt. Das nächste Interview mit Jeff Manion, dem Leiter der Ada Bible Church, Michigan, wird ERF 1 am 20. Februar 2012 ausstrahlen.
Das komplette Interview mit Prof. Michael Herbst ansehen
Willow Creek Deutschland
Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung Greifswald
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
Die Hoffnung des Prof. Michael Herbst teile ich, es gibt viele prächtige willige Menschen in unserem Land, nicht nur Christen, auch willige Randchristen, ja sogar Fernstehende. Wenn man Glauben auch … mehrlebt und nicht nur Phrasen drischt, sich immer wieder an Gottes gutem Wort ausrichtet und stärken lässt bei Anfeindungen - und die kommen immer, wenn man mit den Menschen in dieser Welt lebt- dann erlebt man ganz und gar viele schöne Erlebnisse. Man darf die Erwartungen nicht zu hoch setzen. Aber wir sollten Gott nicht unterschätzen. Wenn ich mal gar nicht mehr sehen konnte, ob Gott noch da ist in all meinen Schwierigkeiten, dann bat ich oft: Herr zeige mir Deine Güte! Und das tat er dann probt mit Menschen, von denen ich es nie erwartet hätte. Mein Vater hat das vorgemacht und ist immer zu den Menschen gegangen. In die Gottesdienste haben sich die wenigsten einladen lassen. Er hat den kommunistischen Bürgermeister , der ihm der Genehmigungen wegen oft viel Schwierigkeiten machte, einmal gedroht, das er um seiner Kinder willen, diese Genehmigung braucht und hatte danach berechtigt Angst. Als er ihn wieder traf, hat er sich bei ihm entschuldigt und er bekam den Schein. Später nach der Wende hat er ihn besucht, als keiner mehr mit ihm zu tun haben wollte, weil die Zeiten anders waren. Er war schwerkrank und wußte wohl um seine harte Linie noch und war sehr erstaunt, das Vater ihn besuchte. Es wandeln sich die Zeiten, die Menschen sind die Gleichen und Gottes Güte bleibt. Psalm 63,4
Die Frage nach der diakonischen Relevanz in Deutschland ist gar nicht so einfach zu lösen, weil "Vater Staat" ja zuständig ist. Beispiele: Wir hatten als Gemeinde eine Sozialberatung (kostenlos) … mehrangeboten. Es kam - keiner. Wir hatten kostenloses Abendessen nach dem Gottesdienst Sonntag abends. Es kamen viele - NACH dem Segen. Wir hatten Nachhilfe für sozial Schwache. Es kamen einige - aber nicht in die Gottesdienste. Andere meldeten sich ab - nachdem sie hörten, dass der Veranstalter eine Kirche sei. Das "Diakonische" ist schnell gefordert, aber dann braucht ihr auch Menschen, die sich von der Kirche helfen lassen...
Das ist nur möglich wenn die Kirchen gegen den Strom schwimmen, und einander in "Liebe" dienen. Salz ist ja bekanntlich zum würzen da.
Dieser offene und nach vorne gerichtete Beitrag von M. Herbster ist die Realität. Gut, wenn wir uns dementsprechend gemeinsam danach richten - egal aus welcher Gemeinde, Gemeinschaft oder christlichen Gruppe wir kommen. Der Apostel Paulus hat uns Ähnliches "hinterlassen".
Gott ändert sich nicht!
Die Gemeinde muss sich wieder mit dem Orginal Jesus aus der Bibel beschäftigen - nicht wie z.B. mit dem Hütten-Jesus.